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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Oase mit grünem Tee und Bonsai

Von YVETTE MEINHARDT 13.06.2011, 17:36

ZEITZ/MZ. - Eigentlich sollte zur traditionellen Tee-Zeremonie im japanischen Garten Stille herrschen. Doch ein ständiges Kommen und Gehen bestimmte das Bild am Sonntagnachmittag im Zeitzer Schlosspark. Zehn Frauen und Männer wohnten der Tee-Zeremonie im japanischen Pavillon bei und hinter ihnen schauten so manch Neugierige über die Schulter. Teeschalen, ein eiserner Wasserkessel, Schöpflöffel und Rührbesen aus Bambus und das seidene Tuch waren wichtigste Utensilien.

Siegrid Hopperdietzel hatte sich in einen wunderschönen Kimono gewandet und bereitete vor den Augen der Gästen dieses traditionsreiche Getränk zu. "Ich bin schon seit vielen Jahren ein Fan von Japan, und einen Kimono besitze ich auch seit langem. Irgendwann einmal habe ich in Nürnberg einen Kurs über Kimono besucht und blieb bei diesem Hobby hängen", erzählt die Frau. Heute gehört sie zum japanischen Teeverein Jikiskin Chadokai (Tee vom aufrichtigen Herzen), der in Zeitz weilte und präsentierte die Zeremonie. Mit Geduld bereitet sie den Tee zu, dabei wird immer wieder die Schale gedreht. Ausruhen, verharren, die innere Ruhe finden - all das gehört zum Ritual.

"Ich bin begeistert", sagt Antje Rolle. Die Frau aus Querfurt hat in der Zeitung vom japanischen Tag gelesen und weilt zum ersten Mal in diesem Teil des Zeitzer Schlossparkes. "Ich interessiere mich für die verschiedenen Teesorten, erfahre heute mehr über die Zubereitung und bekomme Einkaufstipp. Schließlich kann man nicht nach Japan fahren, um das Zubehör zu kaufen", scherzt die junge Frau. Ihr Herz schlägt für das Land der aufgehenden Sonne.

Der Baum im Topf

Zuhause hat sie seit fünf Jahren einen kleinen Bonsai. So findet sie auch an der Ausstellung im Badehaus Gefallen. Am Eingang grüßen Prachtexemplare der Bonsai-Schau. 21 verschiedene Bäume und Kombinationen werden gezeigt. "Ich selbst präsentiere verschiedene Gestaltungen mit Totholz. Auf einem wächst zum Beispiel ein Hartriegel, dessen Oberbau zu einer Haube gestaltet wurde", sagt Barbara Obermayer. Seit 1990 lebt die gebürtige Dame aus Bayern in Leipzig und züchtet seit acht Jahren Bonsai. Zugleich führt sie mit ihrem Ehemann den Arbeitskreis in der Messestadt, der nach der Wende einzuschlafen drohte und wieder neu aufgebaut wurde. Heute zählt man zwölf Mitstreiter.

Gemeinsam mit den Ostthüringer Bonsaifreunden präsentierten die Leipziger die Schau. "Unsere neun Züchter kommen aus Gera und Jena, Stadtroda und Naumburg", erzählt Bettina Hinke. Zu Hause besitzt sie eine Sammlung von 50 Exemplaren. Zur Ausstellung hat sie zum Beispiel eine blühende Azalee mitgebracht. Sie stammt aus Japan und ist vermutlich knapp 50 Jahre alt. "Leider ist sie fast verblüht. Mit einer kleinen Schere habe ich gerade die Blüten abgeschnitten und die Pflanze wieder in Form gebracht", erzählt sie. Kathrin Kattein ist über ihren Mann zu diesem Hobby gekommen. "Wenn jemand in der Familie Bonsai züchtet, springt der Funke automatisch auf alle anderen über", erzählt sie. So habe sie durch einen "besonders glücklichen Umstand" vor elf Jahren einen Sammler eine Schwarzerle abgekauft und diese weitergezüchtet.

Samurai und Konzert

"Ich habe auch einen Garten und schon so manches Mal mit einem Bonsai geliebäugelt", verrät Besucher Walter Schäfer. Jetzt sei er noch einmal für dieses Hobby sensibilisiert worden und wünscht sich zum Geburtstag einen Bonsai. "Heutzutage werden Baumärkte regelrecht von Bonsai überschüttet, doch da sollte man vorsichtig sein", rät Klaus Mönch bei seinem Vortrag über die Zucht von Bonsai, was übrigens nichts anderes bedeute als Baum im Topf. Unterdessen lässt die Naumburger Kamakura Show-Gruppe auf der kleinen Bühne so manchen Samurai auferstehen. Asiatische Kampfsportarten wie Kendo, Jujutsu und Karate werden vorgeführt. Man kann in einen Kimono schlüpfen oder durch den japanischen Garten bummeln. Und im Museum gibt es die neue Fotoausstellung "Tokio? Tokyo!" Bereits am Abend zuvor boten Tomohito Nakaishi (Klavier) und Norico Kimura (Gesang) ein deutsch-japanisches Liederprogramm. "Ich studiere an der Musikhochschule in Weimar", verrät die Sängerin, woher sie so gut deutsch kann.

Die Berliner Trommelgruppe "Wasabi Daiko" besteht nur aus deutschen Frauen und hat sich den japanischen Trommelkünsten verschrieben. So lassen sie rein musikalisch feurige Drachen aufsteigen und Pferde über die Freiluftbühne galoppieren. Allein am Samstagabend weilte nur ein spärliches Konzertpublikum im Schlosspark.