Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Der Ofen ist aus
Osterfeld/MZ. - Die Osterfelder Ofenkacheln GmbH hat zum Ende vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet. Durch Beschluss des Amtsgerichtes Halle vom 1. Dezember ist das entsprechende Verfahren auch eröffnet worden. Rund dreißig Angestellte, die meist jahrelang im Unternehmen arbeiteten, verloren durch die Schließung der Produktionsstätte ihre Jobs.
Damit geht in der Kleinstadt eine Ära zu Ende, denn die Ursprünge des Betriebes reichen zurück bis ins Jahr 1865. Damals wurden aus gebranntem, feuerfesten Ton sogenannte Schamottsteine gefertigt, die der feuersicheren Vermauerung von Öfen dienten. Später kam die Produktion von Ofenkacheln dazu. "Es ist sehr bedauerlich, wenn so ein Betrieb schließen muss, denn es gibt nur noch ganz wenige Betriebe, die eine solche Produktpalette anbieten. Noch dazu verlieren Leute ihre Arbeit", sagt Osterfelds Bürgermeister Gerd Seidel (SPD). Da freue man sich, wenn es gelingt, neue Gewerbebetriebe anzusiedeln, auf der anderen Seite schließen Alteingesessene, so Seidel bedauernd. Denn die Osterfelder Ofenkacheln GmbH ist einer der ältesten Betriebe der Kleinstadt.
Und nach Auskunft der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kachelofenhersteller sind es in Deutschland auch gerade mal noch zehn Hersteller, die Ofenkacheln in Manufaktur herstellen. Die meisten sind in Süddeutschland ansässig.
Doch Geschäftsführer Wolfgang Schmidt sah keine andere Alternative als die Schließung seines Betriebes. "Die Aufträge blieben einfach aus. 2006 war zum Beispiel für uns wirklich ein gutes Jahr und wir dachten, es geht aufwärts", sagt Schmidt. Doch schon im nächsten Geschäftsjahr sei der Umsatz um vierzig Prozent gesunken. "Anfangs dachten wir, es ist vorübergehend, aber das war es nicht. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Abschaffung der Eigenheimzulage haben mit dazu beigetragen, dass Aufträge ausblieben", meint der Osterfelder. Hinzu käme die schlechte Zahlungsmoral von großen Auftraggebern, aber auch die Erhöhung der Energiepreise. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, unsere Angestellten auch bis zum Schluss bezahlt, aber es geht nicht mehr", macht Wolfgang Schmidt deutlich.
Denn immerhin endet mit dem Betrieb auch ein Stück Familientradition. Anfang der 30er Jahre haben die Großeltern seiner Frau das jetzige Unternehmen gegründet. Eltern, Onkel und Tante stiegen später mit ein, bis der Betrieb 1956 / 57 halbstaatlich und 1972 komplett verstaatlicht wurde. Nach der Wende erhielt die Familie dann das Unternehmen zurück und steckte seit 1990 gut fünf Millionen Euro in die Produktionsstätte. Investierte in Sozialeinrichtungen für die Beschäftigten aber auch in die Modernisierung der Kachelstrecke, um den Kundenwünschen, aber auch dem Umweltschutz gerecht zu werden. Schon damals dachten viele Osterfelder der Betrieb sei pleite, weil plötzlich kein Rauch mehr aus dem Schornstein stieg, wie ihn viele Anwohner noch aus DDR-Zeiten kannten, erinnert sich Schmidt. Er hatte damals von Kohlebefeuerung auf Flüssiggas als Energiequelle für den 56 Meter langen Tunnelofen, der im Ursprung noch vom Firmengründer stammt, umgestellt.
Rund 200 Tonnen Ton wurden im Osterfelder Betrieb jährlich zu Kacheln, Schamottsteinen und sogar zu Geschirrkeramikplatten verarbeitet. Rund 1000 verschiedene Teile konnten angeboten werden. Selbst unter 120 Standardfarben konnte der Kunde auswählen, auch Goldverzierungen oder Einbrennbilder waren dank einer Investition in einen Herdwagenofen möglich. Das scheint in Osterfeld nun zumindest Geschichte zu sein.