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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Auf Industriebrache lauert Gefahr

Von YVETTE MEINHARDT 06.04.2011, 19:23

STASCHWITZ/MZ. - Eine unglaubliche Ansammlung von Müll aller Art befindet sich in Staschwitz. Mitten in einer Bergbaufolgelandschaft, umgeben von zartem Grün und mit Wasser gefüllten Restlöchern, steht man plötzlich in einer Szenerie, die Nachkriegstagen gleicht. Verlassene Lagerhallen, Ruinen von Baracken und Garagen, daneben ausgediente Bildschirme, Haushaltsmüll und Autoreifen, Kinderwagen und Spielzeug, Bauschutt und undefinierbare Reste - so findet der Spaziergänger die Landschaft nur einen Steinwurf weit von Staschwitz vor.

"Das war einmal der Holzplatz des Tagebaus. Hier wurden Bahnschwellen geschnitten und Gleise montiert, die in den Tagebau führen", sagt ein junger Mann. Mit Frau und Kind wandert er über die Müllkippe. Unterdessen kommt eine Gruppe Jugendlicher aus einer "ihrer" Hallen.

"Die Situation auf diesem Gelände ist einfach unglaublich", sagt Klaus Landmann. Er ist der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes der Gemeinde Elsteraue und kennt das Problem. "Die Fläche ist gut und gerne zwischen drei und vier Hektar groß, und ich bin seit vielen Jahren an dem Thema dran", sagt Landmann. Unzählige Male war er schon vor Ort, entsorgte selbst Fässer mit unbekannten Flüssigkeiten, ein anderes Mal wieder erwischte er Metalldiebe auf frischer Tat, dann wieder verjagte er Kinder von dem Gelände. "Ich habe immer Angst, es liegt einer mit gebrochenen Ohren irgendwo in der Ecke", fährt der 60-Jährige fort. Aus diesem Grund hat er auch schon so manches große Kellerloch verfüllen lassen.

Ansonsten sind der Gemeinde die Hände gebunden. Landmann kennt wie kaum ein zweiter die jüngste Vergangenheit der Industriebrache. Nach der Wende war zuerst ein Produzent von Betonfertigteilen an dem Gelände interessiert, sprang dann wieder ab. Danach war die Firma Südboden GmbH der Eigentümer. Immerhin wurden Teile des Gebietes eingezäunt. Doch das ist schon viele Jahre her. Über die Telefonnummer am Zaun ist längst niemand mehr erreichbar, unter der Leipziger Adresse residiert seit sieben Jahren eine andere Firma. Auch bei der Firma Südboden in München ist das Gelände in Staschwitz unbekannt. "Nach meinem letzten Kenntnisstand war die Firma pleite und der Geschäftsführer in England", sagt Landmann. Auch bei der Mibrag hebt man die Hände. "Diese Flächen gehören uns nicht", sagt Pressesprecherin Sylvia Werner gegenüber der MZ. Dabei sind sie nur einen Steinwurf weit vom Kraftwerk in Mumsdorf entfernt.

"Die Brache liegt in der Staschwitzer Flur, denn im ehemaligen Klubhaus ging die Landesgrenze quer durch den Tanzsaal", sagt Landmann und betont, die Gemeinde Elsteraue habe schon vor längerer Zeit beim Burgenlandkreis Strafanzeige gestellt. "Aus meiner Sicht ist die Untere Abfallbehörde für die Beseitigung zuständig. Sie müsste mit einer Ersatzvornahme in Vorleistung gehen. Aber ich denke, weil der Eigentümer nicht zur Kasse gebeten werden kann, passiert nichts", mutmaßt Landmann.

Die MZ gab die Frage an die Kreisverwaltung weiter. "Das Grundstück befindet sich in Privatbesitz, doch wir werden uns darum kümmern", sagt Frank Schröder vom Burgenlandkreis und macht sich vor Ort ein Bild. Als Nächstes soll es noch einmal einen gemeinsamen Termin von Burgenlandkreis und Elsteraue in Staschwitz geben.