Blamage im Stadtrat Blamage im Stadtrat : Zeitz hat keinen neuen Bürgermeister

Zeitz - Blamage im Zeitzer Stadtrat: In der Sitzung am Donnerstag wurde kein neuer Bürgermeister gewählt. Die Fraktionen ALL/AfD, Die Linke, Zeitzer für Zeitz und Mitglieder der CDU-Fraktion haben mit einem Antrag, dem 20 Räte zustimmten, erreicht, dass die entsprechenden Punkte von der Tagesordnung gestrichen werden. Und um die Peinlichkeit für die Stadtverwaltung komplett zu machen, muss die Stelle nun auch noch neu ausgeschrieben werden. Obwohl nach der Sitzung nicht klar war, ob nur die Tagesordnungspunkte aufgehoben worden waren oder auch die Neuausschreibung schon beschlossene Sache ist.
Wahl des Nachfolgers von Henrik Otto
Die Sitzung war eigens dazu einberufen worden, den Nachfolger von Henrik Otto, der die Verwaltung zum 31. August verlassen hat, zu wählen. 15 Bewerber gab es auf die im Juni erfolgte Ausschreibung. Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) hatte fünf Kandidaten zum Vorstellungsgespräch eingeladen, je ein weiterer Kandidat kam auf Einladung von Heinz Borde (CDU) und Joachim Strauch (Die Linke) nach Zeitz. Vier von ihnen waren auch in der Stadtratssitzung angekündigt. Sie sollten sich im Ergebnis der Vorstellungsgespräche mit einem kurzen Vortrag vorstellen. Zur Wahl zugelassen waren allerdings neun der 15 Bewerber. Unter ihnen sollte in geheimer Wahl von den Stadträten die Entscheidung getroffen werden, wer den Platz von Otto einnimmt.
Fraktionsübergreifender Antrag von Sven Weißbrodt
Doch schon zum Punkt „Änderungsanträge zur Tagesordnung“ ergriff Sven Weißbrodt (ALL/AfD) das Wort und formulierte trotz der Versuche des Stadtratsvorsitzenden Heinz Borde, dies zu verhindern, den fraktionsübergreifenden Antrag: Keine Wahl des Beigeordneten, Aufhebung der Ausschreibung vom 22. Juni, neue Ausschreibung der Stelle des Bürgermeisters der Stadt Zeitz. „Die Ausschreibung soll außerdem zwingend in einschlägigen Internetportalen veröffentlicht werden.“ Begründet wurde der Antrag vor allem mit zwei Punkten. „Bei der Durchsicht der Unterlagen der Bewerber sind die Antragsteller zu der Erkenntnis gelangt, dass kein Bewerber die ausgeschriebenen Anforderungen an das Amt erfüllt“, so Weißbrodt. Zudem habe die erste Ausschreibung unkorrekte Angaben enthalten, die möglicherweise Interessierte von einer Bewerbung abgehalten haben. Hier sei dringend eine Präzisierung nötig. Auf die Forderung der Zweiten Juristischen Staatsprüfung soll in der neuen Veröffentlichung verzichtet werden. Diese Bedingung sei in Zeitz nicht zulässig, da der Oberbürgermeister über diesen Abschluss verfügt. In der Stellenausschreibung war nämlich nicht nur von einer einsatz- und entscheidungsfreudigen Führungspersönlichkeit die Rede, sondern als Voraussetzung auch ein „erfolgreich abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaften mit Zweiter Juristischer Staatsprüfung... Diese Formulierung hatten verschiedene Stadträte bereits im Juni kritisiert.
Wer verantwortet das Desaster?
Offen bleibt die Frage, wer die fehlerhafte Ausschreibung und das daraus resultierende Desaster im Stadtrat zu verantworten hat. Bereits in der vorangegangenen Stadtratssitzung war der Oberbürgermeister gefragt worden, wer die Ausschreibung ausgearbeitet hat. Thieme hatte hier eine Namensnennung verweigert, aber auf Mitarbeiter der Verwaltung verwiesen. Für weitere Nachfragen war der Oberbürgermeister am Donnerstagabend nicht zu erreichen.
(mz)