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Besuch vom Förderverein Buchenwald Besuch vom Förderverein Buchenwald: Experten auf Spurensuche in Rehmsdorf

Von Yvette Meinhardt 09.04.2014, 14:06
Am 6. April 1945 begann die Auflösung des KZ-Außenlagers Wille. Diese Baracke ist noch original erhalten und soll schrittweise ausgebaut werden.
Am 6. April 1945 begann die Auflösung des KZ-Außenlagers Wille. Diese Baracke ist noch original erhalten und soll schrittweise ausgebaut werden. Hartmut Krimmer Lizenz

rehmsdorf/MZ - Ein Teil der 18 Baracken des ehemaligen Außenlagers Wille des Konzentrationslager Buchenwald steht noch in Rehmsdorf. Manche sind als Eigenheime hübsch hergerichtet, in einer anderen befindet sich der kommunale Bauhof und auf dem einstigen Appellplatz stehen Garagen. „In keinem mir bekannten Außenlager gibt es solch eine komplexe Verflechtung wie hier in Rehmsdorf und auf der anderen Seite so viel original Erhaltenes des ehemaligen Lagers“, sagt Anke Klutsendorf. Sie ist die Geschäftsführerin des Fördervereines Buchenwald und führt am Sonnabend eine etwa 30-köpfige Reisegruppe nach Rehmsdorf. Die Gäste kommen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und auch aus Dortmund.

Förderverein auf Reise zu Geschichtsorten

„Buchenwald war überall“ so lautet das Thema der fünften Tagung des Netzwerkes der Erinnerung an die Außenlager. Konkret geht es in diesem Jahr auf die Spuren von „Geschichtsorte - Ortsgeschichte: Dokumentation der NS-Lager in lokalen Museen und Heimatstuben“. Als Beispiel dafür steht Rehmsdorf und die Arbeit von Lothar Czoßek. Er führt die Gäste durch die kleine Ausstellung im Bürgerhaus. Hier hat der ortsansässige Lehrer seit 1972 Geschichte und Geschichten über das Außenlager Wille zusammengetragen. Doch der 85-Jährige hat noch viele Visionen, so führt er die Gäste in die zwei Lagerbaracken. „Sie sind noch im Originalzustand erhalten“, erzählt er.

Die Fenster sind vergittert, manche Scheibe zerschlagen, durch die Ritzen pfeift der Wind - eigentlich kein Ort für würdiges Gedenken. „Es gab hier ehrgeizige Pläne und große Projekte zur Gestaltung. Ich bin froh, dass sie nicht umgesetzt wurden, sondern wir Schritt für Schritt vorankommen“, erzählt Czoßek. Vor seinem geistigen Auge verwandeln sich die Baracken in ein kleines Museum, die bauliche Hülle bleibt original erhalten. Sieben neue Informationstafeln für das Innenleben hat Czoßek schon in petto. 10 000 Euro stellt der Burgenlandkreis jedes Jahr für die kleine Gedenkstätte zur Verfügung. In diesem Jahr fließt weiteres Geld, um die alten Garagen abzureißen.

„Ich bin von dem unglaublichen Engagement in Rehmsdorf beeindruckt“, sagt Doktor Stefan Mühlhofer, der die Gedenkstätte Steinwache bei Dortmund leitet. „Außerdem beneide ich Herrn Czoßek, dass er mit der Aufarbeitung der Geschichte so zeitig angefangen hat, dass er noch mit einigen Zeitzeugen reden konnte.“ Für Wolfgang Böhm, Vorstandsvorsitzender des Altenburger Geschichtsvereines, hat der Ausflug neue Erkenntnisse gebracht. „Als das Lager in der Nacht zum 6. April 1945 aufgelöst wurde, fuhr der Zug mit zirka 3 000 Häftlingen in Richtung Altenburg. Das war für mich neu“, sagt Böhm aus Altenburg.

Der pensionierte Lehrer Lothar Czoßek müht sich seit mehr als 40 Jahren um die Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers Wille in Rehmsdorf. Am Wochenende führte er die Mitglieder des Fördervereines Buchenwald durch die Gedenkstätte.
Der pensionierte Lehrer Lothar Czoßek müht sich seit mehr als 40 Jahren um die Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers Wille in Rehmsdorf. Am Wochenende führte er die Mitglieder des Fördervereines Buchenwald durch die Gedenkstätte.
Hartmut Krimmer Lizenz