Bergbau in Profen Bergbau in Profen: Von null auf 280

Profen/mz - Mit 36 Jahren Tagebauchef zu sein, das ist für Sebastian Krellig ein erfüllter Traum. Denn das Areal bei Profen, in dem die Kohle gefördert wird, ist neben dem Tagebau Schleenhain in Sachsen das Herzstück der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mibrag). Seit dem Oktober vorigen Jahres ist Krellig der Betriebsführer (so heißt der Job offiziell) für 280 Mitarbeiter. „Das war vielleicht die größte Herausforderung für mich, in Sachen Personalverantwortung von null auf 280 zu kommen“, sagt er.
Es war aber nicht die einzige Herausforderung. Kaum war er Betriebsführer, kam ein langer Winter und vor wenigen Wochen jede Menge Wasser vom Himmel. 115 Liter pro Quadratmeter ergossen sich in den Tagebau, verwandelten das Arbeitsrevier von Krellig zum Teil in einen metertiefen Sumpf. „Zu einem der Bagger kamen wir gar nicht mehr durch“, erinnert er sich. Drei mussten letztlich aus Sicherheitsgründen vorübergehend außer Betrieb gesetzt werden, damit keine Mitarbeiter gefährdet wurden. Für die Versorgung der Kraftwerke hatte das keine Konsequenz, 250 000 Tonnen Kohle lagerten auf dem Kohle-Misch- und Stapelplatz. Damit lassen sich ein paar Tage überbrücken.
Nebenher hielt er den Kontakt zu den Kommunen in der Nähe, was ohnehin sein Job ist, aber in der Zeit des Hochwassers an der Elster zur Hilfeleistung besonders wichtig war. Und mit einem Auge war er irgendwie auch immer zu Hause in Eilenburg, wo das Hochwasser der Mulde Angst und Schrecken verbreitete. Krelligs - er, seine Frau und die drei Kinder - blieben letztlich verschont.
Während seines Bergbaustudiums in Freiberg führte ihn irgendwann ein Praktikum zur Mibrag. Und mit dem kam für Krellig die Erkenntnis, dass das eine Sache für ihn sein könnte. Ab 2002 durchlief er dann das Junior-Management-Programm des Unternehmens. Letztlich war es die Funktion als Operativtechnologe, die ihn für den heutigen Job fit machte. „Da musst du dich mit allen Problemen der Produktion herumschlagen, Technologien entwickeln, um die Produktion den Bedingungen anzupassen, musst auf unvorhersehbare Dinge reagieren“, schildert er. Das Problem sei ja, dass aus den Erkundungsbohrungen letztlich nur ein Produktionsmodell entwickelt werden kann, die Realität aber immer wieder Überraschungen bereithält. Aber damit lebt er gern, damit ist er vorerst zufrieden. „Natürlich macht man sich mit 36 Jahren Gedanken, welche beruflichen Ziele man noch ansteuern kann“, räumt er ein. Sich damit zu beschäftigen, dazu bleibe in den nächsten Jahren noch genug Zeit. „Jetzt bin ich erst einmal ausgelastet“, meint er.
Schließlich soll ja auch noch Zeit für die Familie bleiben. Gerade mal elf, zehn und ein Jahr alt sind die Kinder. Von denen will er auch etwas haben. Zum Beispiel im Urlaub, wenn es die Familie zum Zelten gen Italien zieht. Vor zwei Jahren wurde die Leinwandvilla zum Beispiel auf Sizilien aufgeschlagen. Die Nähe zum Meer ist ihm dabei wichtig. Einmal im Jahr gönnt er sich eine ganz persönliche Auszeit beim Meeresangeln in Norwegen.
Den Weg zum Bergbau fand Krellig übrigens beinahe zufällig. Da war er mit einer Ärztin als Mutter und einem Landwirt als Vater so gar nicht vorbelastet. „Aber ich war einmal zu einem Tag der offenen Tür an der Bergakademie Freiberg, weil mich jemand aus der Nachbarschaft, der dort studierte, mitgeschleppt hat“, erzählt er. Was er dort mitbekommen hat, das gefiel ihm letztlich so gut, dass er sich an der Technischen Universität Freiberg einschrieb. „Bereut habe ich das bis heute keinen einzigen Tag“, stellt er ganz sicher fest.