Bahnhof Zeitz Bahnhof Zeitz: Wie sich der Fahrkartenschalter verändert (hat)

Zeitz - 1958 wurden auf dem Zeitzer Bahnhof täglich 80.000 Fahrkarten verkauft. Das fand der bereits verstorbene Zeitzer Heimatforscher Rolf Zabel heraus. „Zeitz ohne Eisenbahn? - Nicht vorstellbar!“ - so schrieb er vor 20 Jahren schon einmal in einem für die MZ recherchierten Beitrag. Und meinte, dass Zeitz ohne Eisenbahn nicht geht - zumindest so lange nicht, wie auf dem Zeitzer Bahnhof noch Fahrkarten verkauft werden.
Interessant ist, was er zum Abfertigungswesen am Schalter wusste und herausfand: Schon 1836 ließ man bei der Ludwigsbahn in Nürnberg erstmals Fahrkarten auf Vorrat drucken, in sieben verschiedenen Farben - für jeden Wochentag eine. Vier Jahre darauf erfand ein Bahnhofsvorsteher in England ein neues Fahrkartensystem: eine Pappkarte 30,7 mal 57 Millimeter groß, die fertig gedruckt werden konnte. Unter seinem Namen trat die Edmondson’sche Fahrkarte den Siegeszug in ganz Europa an.
Maschinen bedruckten die Pappkärtchen innerhalb weniger Sekunden
In Fahrkartenschränken sortiert, konnten diese Kärtchen vom Schalterpersonal entnommen werden. In aller Regel waren sie in der Reihenfolge der Zielbahnhöfe und nach den unterschiedlichen Fahrkartensorten geordnet. Mit einer Nadelpresse wurde seinerzeit noch das Verkaufsdatum in die Karte gepresst, wie Zabel schrieb. „Im Jahre 1905 wurde dann die erste mechanische Schalterdruckmaschine auf größeren Bahnhöfen eingeführt. Diese Maschinen bedruckten die Pappkärtchen innerhalb weniger Sekunden.“
Auch die Fahrkartenausgabe in Zeitz besaß solche Druckmaschinen, sie sind wohl noch im Depot des Zeitzer Museums. Und so lief das ab: Der Verkäufer begab sich vom Schalterfenster zu einem Schlitten, wählte auf einer Rolle den Zielbahnhof, drückte ab und fertig gedruckt konnte das Kärtchen entnommen werden. Natürlich musste sich der Fahrkartenverkäufer mit den unterschiedlichsten Tarifen und Kartenarten auskennen, um die richtige Karte ziehen zu können.
1.000 Fahrgästen pro Tag auf dem Zeitzer Bahnhof
Geht man heute immer noch von etwa 1.000 Fahrgästen pro Tag auf dem Zeitzer Bahnhof aus, so lässt es sich für frühere Jahre genau sagen: 1958 beförderte die Deutsche Reichsbahn (DR) in Zeitz an Werktagen täglich um 15.000 Reisende, da waren Tagesfertigungen von 70.000 bis 80.000 Fahrkarten in Spitzenzeiten keine Ausnahme, wie Zabel betonte: „1983 hielt auf dem Zeitzer Bahnhof eine neue Generation mikrorechnergesteuerter Schalterdrucker Einzug.
Damit fiel die Lauferei zum Schlitten des mechanischen Druckers weg. Lange existierte aber doch noch der sogenannte Schreibschalter zur handschriftlichen Ausfertigung von Fahrausweisen für wenig frequentierte Ziele und Verbindungen im In- und Ausland oder Blankofahrkarten.“
Im Herbst 2018 schloss die Agentur wie geplant
In den letzten Jahren übernahm der Computer die Arbeit. 2004 schloss das Reisezentrum und Astrid Zausch eröffnete ihre Reiseagentur. Zum Glück, denn so blieb den Zeitzern der klassische Fahrkartenschalter - mit erweitertem Service natürlich - erhalten. Im Herbst 2018 schloss die Agentur wie geplant und vorbereitet wegen der Bauarbeiten im Bahnhof und zog um auf die gegenüberliegende Seite.
Nach dem Umbau der eigentlichen Räume kann der Rückzug in einen abgeschlossenen Bereich, in ein modernes Reisecenter mit eigenem Eingang, erfolgen. Zum 1. Januar 2019 gab es außerdem einen Betreiberwechsel beim DB-Reisecenter: Die Verkaufsagentur in Zeitz läuft jetzt unter dem Dach des gemeinnützigen Deutschen Bahnkunden-Verbandes (DBV), der eine weitere Agentur in Sassnitz auf Rügen betreut. (mz)
