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Ausbildung im Atrium-Hotel "Amadeus" Ausbildung im Atrium-Hotel "Amadeus": Berufsnachwuchs bleibt aus

Von iris richter 04.02.2016, 12:13
Laura Hadhazi und Melanie Müller (v.l.) absolvieren ihre Ausbildung im Osterfelder Hotel Amadeus und haben Spaß daran.
Laura Hadhazi und Melanie Müller (v.l.) absolvieren ihre Ausbildung im Osterfelder Hotel Amadeus und haben Spaß daran. Hartmut Krimmer Lizenz

Osterfeld - „Ich wollte immer mit Gästen zu tun haben. Mir macht es einfach Spaß“, sagt Melanie Müller aus Langendorf in der Elsteraue. Die 17-Jährige arbeitet im Atrium-Hotel „Amadeus“ in Osterfeld, absolviert dort ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau. Gerade hat die junge Frau, die im 2. Lehrjahr ist, begonnen, die Arbeit an der Rezeption kennenzulernen. Der Servicebereich liegt im Rahmen der Ausbildung schon hinter ihr. Was sie dort gelernt hat, konnte sie jüngst beim regionalen Vorausscheid im Jugendwettbewerb für gastgewerbliche Berufe beweisen - zumindest theoretisch. Der praktische Meisterschaftsteil, bei dem zeigen muss, wie gut man Tische eindecken oder Blumengestecke arrangieren kann, steht noch aus. Gelingt Melanie Müller auch dieser Teil gut, winkt für sie die Qualifikation zum Landeswettbewerb.

Geburtenschwache Jahrgänge

Doch schon jetzt ist Hotelchef Stefan Paschke mit seinem Schützling sehr zufrieden. „Es ist gar nicht so einfach, Auszubildende und dann auch noch gute zu finden“, sagt Paschke, wohlwissend, dass es nicht nur ihm so geht, sondern der gesamten Branche. Schon die Tatsache, dass es an der Berufsschule in Weißenfels gerade mal noch eine Klasse für den gesamten Burgenlandkreis für das Hotelfach gibt, die insgesamt 29 Schüler aus insgesamt fünf Berufen zählt, sei ihm Beweis genug dafür.

Auch in Paschkes Haus ist die Zahl der Auszubildenden stetig zurückgegangen. Geburtenschwache Jahrgänge seien dafür verantwortlich, aber auch die Tatsache, dass die Branche durch familienunfreundliche Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung in Verruf geraten ist. Als der 51-Jährige vor zehn Jahren die Leitung des größten Hotels im Burgenlandkreis mit seinen 140 Zimmern übernahm, setzte er viel auf Ausbildung. Zwischenzeitlich erlernten sogar 13 junge Leute das Einmaleins des Hotelfachs in der Osterfelder Vier-Sterne-Herberge.

Unattraktive Arbeitszeiten schrecken junge Leute ab

Doch diese Zeiten seien längst vorbei. Derzeit sind es gerade einmal drei Auszubildende, die im „Amadeus“ den Einstieg in die Hotellerie und Gastronomie suchen. „Wir könnten gut und gerne zehn Lehrlinge einstellen und ihnen eine vernünftige Ausbildung garantieren“, sagt Stefan Paschke und denkt an seine eigene Ausbildung vor etlichen Jahren zurück. Damals sei eine Arbeit im Hotel lukrativ und etwas Spannendes gewesen, bei der man auf interessante Leute trifft. Das sei es auch heute noch, glaubt Paschke, doch die Gesellschaft und die Prioritäten hätten sich verändert, meint er. Man sei freizeitorientierter geworden, wo Arbeitszeiten am Abend oder den Wochenenden stören würden. Das wirke sich nicht nur negativ bei der Suche nach Berufsnachwuchs aus. Selbst gestandene Mitarbeiter würden den Beruf für bessere Arbeitszeiten aufgeben, dabei selbst auf finanzielle Anreize verzichten.

Im Osterfelder Hotel versucht man, so gut es geht, darauf zu reagieren, ohne die notwendige Flexibilität, die ein Hotelbetrieb verlangt, aufzugeben. So sucht man Kompromisse bei den Arbeitszeiten, passt die Schichten individuell an. Auch Praktika für branchenfremde Arbeitnehmer gehören dazu, ebenso wie bei der Suche nach Berufsnachwuchs eine Lernpatenschaft mit der Sekundarschule Droyßig besteht, mit der bei Schülern das Interesse für eine Arbeit im Hotel geweckt werden soll. Und auch eine Zusammenarbeit mit ausländischen Fachkräften wird in Erwägung gezogen. „Dabei sind wir an langfristigen Arbeitsverhältnissen interessiert, die über das ganze Jahr gehen“, sagt Stefan Paschke. (mz)

Carolin Stehfest hatte eigentlich eine Lehre im Pharmaziebereich begonnen und wechselte ins Hotelfach, jetzt ist sie Empfangschefin.
Carolin Stehfest hatte eigentlich eine Lehre im Pharmaziebereich begonnen und wechselte ins Hotelfach, jetzt ist sie Empfangschefin.
Hartmut krimmer Lizenz