Artenschutz Artenschutz: Unterschlupf für Schleiereule und Co
Unternessa/MZ. - Große Sorge bereitet den Männern die Zerstörung der Lebensräume von Eulen, Fledermäusen und Schwalben durch die Intensivierung von Land- und Forstwirtschaft, die gravierende Verkleinerung von Restbiotopen und die Verschlechterung des Angebotes an Nahrung und Nistplätzen. Gerade wegen Letzterem arbeitet die Nabu-Fachgruppe Ornithologie zurzeit an einem im Landkreis Weißenfels einzigartigen Projekt - der Schaffung von so genannten Naturschutztürmen. Partner hierbei ist das einheimische Energieunternehmen EnviaM (ehemals Meag). Das Unternehmen hat sich bereit erklärt, nicht mehr genutzte Trafohäuser in den Gemeinden des Landkreises zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen (die MZ berichtete). Vor allem Thilo Schlesiger ist hier Ansprechpartner für die Naturschützer.
Im Landkreis Merseburg-Querfurt sei das Projekt bereits sehr erfolgreich gelaufen, berichten Manfred Schlüter und Eckhartt Köhler. 30 alte Trafostationen wurden dort zu Naturschutztürmen umgebaut. Im Landkreis Weißenfels steht der dritte - in Obernessa - kurz vor seiner Fertigstellung. "Die Gemeinde Nessa war uns ein guter Partner. Vor allem Bürgermeister Dietmar Böhme", betont Schlüter. Die Kommune hatte drei alte Trafohäuser von der EnviaM übernommen und deren Sanierung veranlasst. Die in den Ortsteilen Wernsdorf / Kössuln und Unternessa / Dippelsdorf sind mittlerweile fertiggestellt.
Das einst graue Häuschen an Scharfs Teich präsentiert sich frisch verputzt und ansehnlich. Erst bei näherer Betrachtung und beim Blick hinein erkennt man die Besonderheiten des Gebäudes. Am Giebel wurde eine Wochenstube für Fledermäuse eingerichtet und mit einer acht mal zwölf Zentimeter großen Einflugöffnung versehen. Im Hausinneren wurden Eulenkästen angebracht. Darin sollen Sitzbretter den Jungtieren ihre ersten Flugversuche erleichtern. Eines der Fenster ist jetzt eine Nistnische für Turmfalken. Und am Boden des Turmes befinden sich acht Zentimeter hohe Einschlupf-Öffnungen für Reptilien und Amphibien. Holzpaletten auf dem Boden im Inneren schützen die Überwinterer vor Besuchern des Turmes. An der Außenseite des Kabelausganges wurden Bretter festgespannt, an denen sich schon vorgefertigte Schwalbennester befinden. "Außen wollen wir noch Kletterpflanzen setzen, die sich an der Fassade hochranken und in denen Vögel Nistmöglichkeiten finden", so Köhler. Weil die Naturschutztürme gern angenommen werden und weil die Kommunen kostenlos ordentliche Gebäude bekommen könnten, wirbt der Nabu auch in anderen Gemeinden für sein Projekt. Manfred Schlüter: "Mit den Nessaer Türmen können wir alle Zweifler überzeugen."