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Altar bekommt Gesellschaft

Von MARIA BARSI 08.10.2008, 16:10

REHMSDORF/MZ. - Am Mittwoch war es der Tag der starken Männer. Jürgen und Axel Buschner vom gleichnamigen ortsansässigen Steinmetzbetrieb setzten zwei Epitaphe der Familie von Kayn um. Das sind gut erhaltene Grabsteine aus dem Jahre 1676 und 1708, die bei einer Umgestaltung im Jahre 1960 in der Sakristei aufgestellt worden waren. Es sind sogar drei, die ursprünglich ihren Platz auf dem gepflasterten Fußboden des Altarraums hatten. Da sollen sie wieder hin.

Das hatte sich die Kirchgemeinde schon im September 2004 vorgenommen, als sie mit vielen Gästen das Dreihundertjährige ihres Gotteshauses feierte. Zunächst also zwei Steine. Der dritte, üppig verziert und aus dem Jahre 1719, ist mit zwei Metern Höhe und einem Meter Breite muss erst einmal noch in der Sakristei bleiben. Auf ein Gewicht von mehr als 25 Zentnern schätzt ihn Axel Buschner. Das ist mehr, als die Männer am Mittwoch mit ihren Möglichkeiten vor Ort hätten bewegen können, zumal der Vorraum zur Sakristei recht schmal ist. Es war schwer genug, die alten Bankeisen, die die Sandsteinblöcke hielten, aus der Wand zu lösen. Trotz der Hilfe von Olaf Schäfer.

Der Rehmsdorfer ist kein Steinmetz, sondern Anlagenfahrer im Chemie- und Industriepark. Aber als jüngeres Mitglied der kleinen Kirchgemeinde nimmt er die Sanierung des Gebäudes persönlich. Am Mittwoch war sein freier Tag und sowieso ist er auch immer mit dabei "beim Pinseln" des Altarraums und schleppte auch Vater Helmut aus Tröglitz dazu mit heran. "Ohne die Älteren würde bei uns nur die Hälfte passieren", sagte er.

Axel Buschner gehört mit seinen vierzig Jahren ja nun auch nicht zu den Älteren und ist nicht einmal Mitglied der Kirchgemeinde. Dass er mit seinem Vater in dieser Sache unentgeltlich aktiv wird, hält er trotzdem für selbstverständlich. Schließlich sei seine Familie immer mit dieser Kirche verbunden gewesen. Vor allem Großmutter und Urgroßmutter hätten aus dem Gebet in diesem Raum immer viel Kraft geschöpft. Sie gehöre nun einmal genau dahin an den Brunnenplatz und da solle sie auch bleiben. Samt der alten Grabsteine links und rechts vom Altar. Dort stehen sie jetzt auf Sandsteinsockeln, sind mit den originalen Bankeisen und etwas Abstand an der Wand befestigt. Abstand deshalb, damit die Luft zirkulieren kann und die Steine nicht durchfeuchten. Sandstein sei wie ein Schwamm, meinte Buschner. Er zöge Feuchtigkeit magisch an und verwittere dann schneller.

Helmut Schäfer und Konrad Burggold warfen nur kurze Blicke auf die Arbeit der Steinmetze. Sie "malerten" den hohen Altarraum, wofür die Gemeinde Elsteraue ihnen ein mobiles Gerüst stellte. Malern heißt in diesem Falle auskalken und damit sind sie fast fertig. Die Kirchenbänke konnten solange unentgeltlich gleich nebenan in der Ausstellungshalle des Kleintierzuchtvereins Rehmsdorf untergestellt werden, dessen Mitglied Burggold ist und wo er gelegentlich sehr erfolgreich seine Kaninchen der Rasse Marburger Feh zeigt. Und wenn man schon über die Sitzbänke spreche, dann müsse man auch sechs Rehmsdorferinnen hervorheben, betonte Olaf Schäfer. Sie nämlich putzten und ölten die Bänke für den Wiedereinbau und säuberten den Steinboden von vielen Kalkspritzern.