Alarm in der Biotonne Alarm in der Biotonne: Warum Plastik und Metall so viel Schaden anrichten

Zeitz - Rote Karte an der Biotonne? Wieso das denn? Eine Anwohnerin in der Zeitzer Innenstadt ist genervt. „Hier ist nichts aus Plastik, Kartoffelschalen, Bananenschalen, Brotreste...“, zählt sie auf. Erst als sie der Sache wirklich auf den Grund gehen will, fördert sie mit dem Feuerhaken eine Plastiktüte mit Obst und eine Konservendose zutage.
„Aber wie stellen die das fest, gesehen hat man doch nichts?“, fragt sie. Eine Frage, die auch andere Leser, zum Beispiel Sabine Hermann per Mail, an die MZ richteten. Mit Hilfe von Katrin Stehfest, Pressesprecherin der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (Awsas), lassen sich diese und andere Fragen zur Braunen Tonne beantworten.
Wie wird den Fremdstoffen in der Biotonne nachgespürt?
Neben stichprobenartigen Sichtkontrollen werden zur Erkennung von Fremdstoffen sogenannte Detektionsgeräte eingesetzt. Diese sensorgesteuerten Systeme wurden im Jahr 2018 an allen Sammelfahrzeugen für Bioabfall installiert. Nach dem Anhängen der Tonne an die Kippvorrichtung scannt das System den Tonneninhalt.
Sollte dabei ein Fremdstoff erkannt werden, erfolgt keine Schüttung der Tonne. Sie kann also nicht entleert werden. Dann gibt es Alarm: Unterstützung erhält der Müllwerker nämlich zudem durch ein akustisches Signal. Ist das der Fall, kommt die Rote Karte an die Tonne, sie bleibt stehen.
Welche Fremdstoffe außer Plastik und Metall werden denn in den Tonnen aufgespürt?
Die Systeme erfassen sämtliche Fremdstoffe, also aus Metall zum Beispiel Dosen, aber auch Aluminiumdeckel, Folie, Bindedrähte oder auch beschichtete Gegenstände... Die Detektionsgeräte unterstützen die Erfassung des größten Teils der Fremdstoffe, die in den Tonnen vorkommen, die in der Regel aber meist einen geringen Anteil der Gesamtmenge in den bereitgestellten Biotonnen ausmachen.
Und am Ende soll dann tatsächlich nur noch Bioabfall in der Tonne sein?
Hauptziel der Aktion Biotonne ist es, die sogenannten Starkverschmutzer der Biotonnen zu erfassen, also all jene, die gedanken- und wie Katrin Stehfest sagt, damit auch verantwortungslos, ihre Fremdstoffe in die Biotonne geben. Die Detektionstechnik ermögliche eine hundertprozentige Zuverlässigkeit und damit Nachweissicherheit beim Erfassen der Fremdstoffe. Ergänzend schauen die Mitarbeiter bei der Abholung der Tonnen auch hinein.
Was in die Biotonne darf: Speisereste, Küchenabfälle, wie Obst- und Gemüsereste, Eierschalen - das alles auch mit Papiertüte, Küchenrolle oder Zeitung; Kaffee und Tee - auch mit Papierfilter; Gartenabfälle, wie Grasschnitt, Hecken- und Baumschnitt, Laub; Blumen, Blumensträuße (ohne Bindedraht), Sägespäne
Was nicht in die Braune Tonne gehört: alle Kunststoffe von Plastiktüten und Biomüll-Plastiktüten mit Kompostierungshinweis über Plastikgeschirr bis hin zu Blumentöpfen; Metall - Dosen, Deckel, Aluminiumfolie; Textilien und Schuhe, Glas, Bauabfälle, Steine Sand; schadstoffhaltige Abfälle (Farben, Batterien, Medikamente), Tierkadaver, Restabfälle, wie zum Beispiel Windeln, Zigarettenkippen, Katzenstreu, Tierkot
››Für Nachfragen: Abfallberater der Awsas: 034445/2230
Und da, wo schon mehrfach Rote Karten verteilt wurden, wird natürlich umso genauer hingeschaut. Das ist auch nötig, denn die Entsorgung der Fremdstoffe, die bei der Anlieferung im Kompostwerk gefunden werden, kostet richtig Geld. Jährlich waren es zuletzt etwa 380.000 Euro, für die am Ende auch alle Gebührenzahler aufkommen müssen.
Was ist so schlimm, wenn Plastik im Biomüll ist?
Der größte Teil der Fremdstoffe in der Biotonne sind Plastikabfälle, also Plastiktüten, Plastikgeschirr oder Blumentöpfe. Auch Bio-Müllbeutel mit Kompostierungshinweis gehören nicht in die Braune Tonne. Einerseits lässt sich dieser Abfall bei der Verarbeitung im Kompostwerk nur teilweise herausfiltern, bevor er der Weiterverarbeitung zugeführt wird. Andererseits verursacht Plastikabfall große Schäden im natürlichen Kreislauf und findet sich, wenn er mit dem Bioabfall weiterverarbeitet wird, dann durchaus auf dem Feld, im Garten und überall da wieder, wo Kompost eingesetzt wird.
Findet sich umgekehrt in anderen Tonnen auch Biomüll?
Die Analyse hat ergeben, dass sich in den Schwarzen Tonnen mit 31,3 Prozent Gewichtsanteil ein relativ hoher Anteil an organischen Abfällen befindet, insbesondere aus städtischen Großwohnanlagen. Dies betrifft zumeist Bioabfälle - Küchenabfälle, Speisereste oder sogar verpackte Lebensmittel, die ohne Verpackung in die Biotonne gehören.
Sind denn dank der Detektoren schon weniger Fremdstoffe in der Biotonne?
Die Aktion Biotonne hat sich ausgezahlt. Durchschnittlich werden jetzt im Monat rund 500 Rote Karten als Konsequenz der Fehlbefüllung im gesamten Burgenlandkreis ausgeteilt. Dies bedeutet, dass rund ein Prozent der zur Abholung bereitgestellten Biotonnen stehengelassen wird. (mz)