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25 Jahre erster Mann in der Gemeinde 25 Jahre erster Mann in der Gemeinde: Bernd Bliedtner gibt den Staffelstab weiter

01.06.2001, 18:52

Theißen/MZ/row. - Wenn der Nochamtsinhaber die Geschäfte übergibt,kann er auf eine erfolgreiche Strecke zurückblicken.Das zeigte sich am 1. Mai eindrucksvoll. Einganz normaler Tag sollte es eigentlich werden.Doch es kam anders.

Die Familie überraschte ihn mit einem Galafrühstück,gratulierte dem Überraschten zu seinem 25-jährigenJubiläum als Bürgermeister. Es sollte noch"dicker" kommen. Weitere Gratulanten stelltensich ein, erinnerten mit ihrem Besuch an eineerfolgreich gemeinsam zurückgelegte Wegstrecke.

Wie es an so einem Tag ist, es wird Rückschaugehalten, Episoden werden wach. Recht bewegtverlief der erste Arbeitstag des StellvertretendenBürgermeisters Bliedtner am 1. Mai 1976 inKayna. Beim Maibaumsetzen ging etwas schief,der Wehrleiter verletzte sich. Beim anschließendenKrankenbesuch prüften die Kameraden den Neuenmit selbst gemachtem Wein auf Herz und Nierenund wohl auch auf die Standfestigkeit derLeber.

Gegenwärtig ist bei dem Jubilar aus der KaynaerZeit vor allem das Errichten des Jugendklubsmit den Jugendlichen. Während seiner einjährigenGastrolle in Weickelsdorf (1978) schob erden Abwasserkanalbau an, erfuhr der Kindergarteneine Modernisierung.

Auch in seiner dritten Station, Wittgendorfvon 1978 bis 1983, galt sein besonderes Augenmerkden Jüngsten. Dafür stehen die Modernisierungder Schule und des Kindergartens. So typischnach DDR-Art verlief der Bau des Feuerwehrgerätehauses.Die Materialbeschaffung war ein echtes Problem.Erfolg hatte meistens nur, wer etwas zu bietenhatte. So fuhr er vor seinem Trip in die Baustoffhandlungendie Plantagen der LPG an. Trabi und Hängererhielten "Mangelware" in Form von Erdbeerenund Kirschen. Diese frische Fracht öffnetedie Türen der Baustoffhändler, verwandeltensich in Zement und andere Baumaterialien.

Nicht zu zählen sind die Veränderungen undErfolge, auf die Bliedtner nach 18-jährigerAmtszeit in Theißen verweisen kann.

In all den Jahren nahm er in Kauf, der Prügelknabezwischen oben und unten zu sein. Hauptsache,am Ende stand wieder ein gelöstes Problem,oder Antrags- beziehungsweise Bittstellerkonnten überzeugt werden, dass ihr Anliegenzurzeit nicht machbar war. Nach dem Rezeptseiner Erfolge befragt, muss er nicht erstüberlegen: "Ich habe stets Menschen gefunden,die etwas bewegen wollten, hatte in meinerFamilie vollen Rückhalt."

Letzteres benötigte er insbesondere in derZeit der Wende. Da stand er nicht selten allein."Die fiesesten Momente", so Bliedtner, durchlebteer, als Menschen, die er bisher für Freundehielt, die dem Bürgermeister bisher am liebstenin den Hintern gekrochen wären, um ihre Hautzu retten und sich rein zu waschen, ihn mieden,selbst vor Verleumdung nicht zurückschreckten.

Er wäre nicht Bliedtner, könnte er im Nachhineinnicht auch dieser Situation etwas Positivesabgewinnen. "Es zeigte sich, wer ein wirklicherFreund und wer ein Feind war. Und von Letzteremgab es auch in Theißen einige", bemerkt er.

Vor allem, als man merkte, er ließ sich nichtwieder vor einen Parteikarren spannen. DieEinwohner wählten ihn bei der ersten freienWahl nach der Wende in den Rat. Spannend verliefdie nachfolgende Wahl des Bürgermeisters.Im ersten Wahlgang gab es eine Pattsituation.Er wollte damals sogar das Handtuch werfen.Ehefrau Christina redete ihm immer zu, argumentierte,dass auch zahlreiche große Politiker erstnach mehreren Wahlgängen das angestrebte Amteroberten. Er stellte sich zur Stichwahl,ging mit einer Stimme "Mehrheit" als Siegerhervor. Bernd Bliedtner scheidet mit einemlachenden und einem weinenden Auge aus demAmt. Das lachende steht für das Erreichte,bei dem ihm immer Mitstreiter zur Seite standen,die viel Zeit für die Allgemeinheit opfertenund wie er nach dem Motto handeln: "Man musszu denen gehören, die nicht nur würden, sonderndie etwas tun.