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Zwischen Zuversicht und Angst

31.03.2006, 16:26

Wittenberg/MZ/sw/may/cab. - Die Deiche werden bereits kontrolliert und, sobald die Warnstufe III ausgerufen ist (das passiert, wenn der Pegel bei Torgau einen Stand von 7,3 Metern erreicht), ständig kontrolliert.

Auch in Pratau herrschte am Freitag "gespannte Ruhe", wie es Ortsbürgermeisterin Veronika Dorn formuliert. "Mit den neuen Deichen fühlen sich die Pratauer sicherer. Auch wenn in einigen Kellern - fast wie in jedem Jahr - wieder Wasser steht", erzählt das Gemeindeoberhaupt. "Für die Probstei wird es sicherlich problematisch", schätzt Frau Dorn ein, die in ständigem Kontakt mit Einsatzkräften steht.

Wie in allen Orten an der Elbe wurden auch in Pretzsch Vorbereitungen getroffen. "Zur Absicherung des Wachdienstes, der ab Alarmstufe III ständig die Deiche kontrolliert, wurden vorsorglich 90 Bürger aus Pretzsch und Merschwitz angeschrieben. Für die Einsatzkräfte haben wir in Pretzsch das Deichhaus hergerichtet und in Merschwitz wird noch heute ein Bauwagen aufgestellt. An der Bad Schmiedeberger Straße - hier war bisher immer unser Problem - wurde vorsorglich Sand abgekippt. Und auch 30 000 Sandsäcke, die in der Kiesgrube des Betonwerks abgefüllt werden können, liegen für alle Eventualitäten bereit", informiert Bürgermeister Karlheinz Horn über die Vorbereitungen in seiner Gemeinde.

Sandsäcke hat man in Seegrehna nicht gelagert. "Das hat uns auch in der Vergangenheit nicht viel gebracht", erklärt Bürgermeister René Berndt, der optimistisch ist, dass die neuen Deiche das Hochwasser im Zaum halten. "Wir haben am Freitag alles noch mal abgecheckt. Die neuen Schieber sollen geschlossen werden. Und ich hoffe, dass das neue, noch nicht ganz fertige Schöpfwerk am Fliethgraben nach Selbitz soweit dicht ist."

Auch die Stadt Wittenberg und die Landkreisverwaltung sind vorbereitet. "Alles läuft wie geplant. Die technischen Vorbereitungen und die Abstimmungen untereinander sind getroffen. Auch wenn das Hochwasser in keinem Vergleich zu dem von 2002 steht", so Landkreis-Pressesprecher Ronald Gauert. "Wir haben den Einsatzstab mit den Fachbereichsleitern zusammengerufen und alle möglichen Aufgaben verteilt", umreißt Karina Austermann, Pressesprecherin der Lutherstadt, die angelaufenen Sicherheitsvorkehrungen inklusive ständiger Handy-Bereitschaft der Einsatzkräfte am Wochenende.

Noch handele es sich um ein normales Frühjahrshochwasser. Es gebe bislang keinen Grund, in Hektik auszubrechen, betonte auch Prettins Bürgermeisterin Helga Welz. Allerdings sei man vorsichtig und bereite sich auf Eventualitäten vor. So werden alle hochwasserrelevanten Informationen gebündelt und an die Bürgermeister der umliegenden Orte weitergeleitet, die sich ab Warnstufe III täglich treffen. Ein Kontroll- und Wachdienst wurde eingerichtet - seit Freitag laufen Feuerwehr und freiwillige Helfer zweimal täglich die Deiche ab. Eine Evakuierung sei nicht ins Auge gefasst, aber alles dafür vorbereitet: Technik überprüft, Telefonlisten gecheckt und Betriebe vorgewarnt, erklärte Prettins Bürgermeisterin.

In Iserbegka werden einige Bewohner unruhig. In den ersten Kellern steht bereits wieder Wasser. "Das muss unter der Spundwand durchdrücken", vermutet Elsters Bürgermeister Peter Müller, der am Freitagfrüh vor Ort war. Er versicherte den Bürgern, dass die Gemeinden alles tun werden, um ähnliche Erlebnisse wie 2002 zu vermeiden.