Familienleben in Sachsen-Anhalt Von Wittenberg bis Kemberg: Ranking enthüllt Sachsen-Anhalts Wohn-Hotspots
Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Mitteldeutscher Zeitung und Volksstimme unter fast 12.000 Bürgern in Sachsen-Anhalt zeigen auch erhebliche Mängel in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens. Wie Familien im Kreis Wittenberg das Thema Wohnen bewerten.

Wittenberg/MZ - Um Zuzügler zu umgarnen oder Einheimische zu halten, werben Kommunen und Landkreise gern mit günstigem und gutem Wohnraum. Dass niedrige Wohnkosten in Sachsen-Anhalt ebenso ziehen wie etwa eine nette Nachbarschaft, hat auch die gemeinsame Umfrage von Mitteldeutscher Zeitung und Volksstimme ergeben. Mit einer Durchschnittsnote von 2,82 aller Antworten hat es der Landkreis Wittenberg ins Mittelfeld geschafft.
Städteranking: Wer liegt vorn, wer hinten?
Zu den Schlusslichtern im Ranking unter den Kommunen des Kreises gehört Oranienbaum-Wörlitz. Im Themenfeld „Wohnen“ kann die Einheitsgemeinde mit der Note 3,19 nur Jessen (3,22) hinter sich lassen.
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Spitzenreiter wurde Kemberg mit 2,85. Dazwischen bewegen sich Annaburg (2,86), Bad Schmiedeberg (2,88), Gräfenhainichen (2,92), Zahna-Elster (2,97), Wittenberg (3,11) und Coswig (3,15). Woran einmal mehr ersichtlich wird, dass sich die Abstände nach oben und nach unten oft nur in den Kommastellen bewegen.

Oranienbaum-Wörlitz: Ein Wohnort im Fokus
Um in Oranienbaum-Wörlitz zu bleiben: Dass die Stadt als Wohnort „relativ“ beliebt ist, über eine gute Lage verfüge und eine gute Anbindung an das Straßennetz habe, hatte unlängst eine Stärken-Schwächen-Analyse ergeben, die im Zusammenhang mit einem Integrierten Gemeindlichen Entwicklungskonzept für die Kommune entstanden ist.
Im Hinblick auf subjektives Wohlbefinden und Wohnumfeld findet sich das teilweise in der Umfrage wieder. Besonders positiv bewertet haben Teilnehmer mit der Note 1,89 die – siehe oben – freundlichen Nachbarn. Noch mehr haben erklärt, dass sie sich hier wohlfühlen. Mit 1,23 die beste Note gab es für die Tatsache, dass es keine Beeinträchtigungen durch Fluglärm gibt, was in Ermangelung eines Flughafens ja auch nicht anders zu erwarten war.
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Nahverkehr: Zwischen Komfort und Kritik
Pessimistisch war man bei Zukunftschancen für Kinder (Note: 3,83). Bemängelt wurde auch der Nahverkehr, wie sich an Antworten auf offene Fragen ablesen lässt.
Etwa kämen Kinder aus dem Bekanntenkreis eines Absenders nach der Schule nicht gleich nach Hause oder müssten in eine andere Ortschaft weiterfahren „und dann nach langer Wartezeit einen anderen Bus nutzen, um nach Hause zu kommen“.
Jemand anders betonte die Wichtigkeit eines Radweges neben der Straße zwischen Oranienbaum und Wörlitz. Lücken im ÖPNV wurden im Hinblick auf das Deutschlandticket bemängelt, von dem der ländliche Raum wenig habe, weshalb es hieß: „Man sollte also z. B. Solaranlagen und Speicher sowie Elektrofahrzeuge im ländlichen Raum stärker stützen als dort, wo ein ausgebautes Nahverkehrsnetz vorhanden ist.“
Dass die Finanzierung des ÖPNV im ländlichen Raum durch die Förderung der Ballungsräume ausgehöhlt wird, sagt der Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Maik Strömer (CDU) zur MZ.
Doch habe man keine direkten Eingriffsmöglichkeiten, wenngleich sie beim Kreis natürlich angehört werden, wenn es um Schulbusverkehr geht. Zuletzt hatte sich Strömer im Zusammenwirken mit dem Kreis dafür eingesetzt, dass im Dessora-Industriepark eine zusätzliche Haltestelle entsteht, um den Arbeitsweg der Beschäftigten zu erleichtern.
Solaranlagen treffen auf Denkmalschutz
Was den Bau von Solaranlagen betrifft, so erinnert Strömer, dessen Kommune sich in weiten Teilen im Unesco-Welterbegebiet befindet, an den Denkmalschutz. Mit dem zusammen müssten „innovative Ideen“ entwickelt werden.
Es gibt noch andere Faktoren, die darüber entscheiden, ob sich ein Mensch in Stadt oder Kreis wohl fühlt. So ergibt sich die Gesamtnote der neun Städte im Landkreis zum Thema Wohnen aus verschiedenen Unterpunkten.
Dabei sollten die Befragten auch bewerten, wie sie die Fülle des Wohnungsangebots, die Höhe der Miet- und Nebenkosten und die Mietsteigerungen bewerten.
Internet und Miete: Kembergs Stärken
Es wurde außerdem gefragt, wie zufrieden man mit der Geschwindigkeit des Internets sei. Spitzenreiter Kemberg schneidet dabei bei nahezu allen Kategorien überdurchschnittlich gut ab. Beim Thema Internet wird sogar eine Note 2,52 erreicht. Was deutlich unter dem Landkreisdurchschnitt von 2,77 liegt.
Auch bei den Themen niedrige Mietkosten (2,88; Landkreis 3,12) und Nebenkosten (3,38; Landkreis 3,47) schneidet die Stadt außerordentlich gut ab.
„In Kemberg wohnt es sich nicht nur schön , sondern in allen Orten gibt es eine funktionierende Infrastruktur und tolle Menschen“, kommentiert Bürgermeister Torsten Seelig (CDU). Ein Spitzenwert von 1,5 beim Thema freundliche Nachbarn bestätigt die Aussage. „Auch wir als Stadt sind bestrebt unsere Wohnungen auf den neuesten Stand zu bringen, um hier günstig Wohnraum anbieten zu können“, sagt er.
Kemberg: Ein Wohnparadies?
Lediglich das Wohnungsangebot wird in Kemberg (3,66) marginal schlechter als im restlichen Landkreis (3,62) eingeschätzt. Beim Thema geringe Mietsteigerung wird sogar der Primus-Wert 1,81 erreicht.
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Dabei muss allerdings erwähnt werden, dass sich in letzterer Kategorie lediglich 27 Kemberger Familien geäußert haben und dieser Wert daher nicht besonders repräsentativ ist.
Wiederum relativiert sich dieser Fakt insofern, dass in den drei Städten, die auf den Plätzen folgen, sogar in drei Kategorien jeweils unter 30 Familien antworteten.