Ausstellung im Biosphärenreservat Mittelelbe Wo das Kleine ganz groß wird
Für ein besonderes Projekt hat sich die Fotografin Corinna Kroll mit Wirbellosen beschäftigt. Jetzt stellt die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe eine Auswahl ihrer Arbeiten aus.

Oranienbaum/MZ. - So klein sie auch sind, so groß muten ihre Namen an: Planorbis carinatus beispielsweise ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die gekielte Tellerschnecke. Oder Daphnia pulex, dahinter verbirgt sich der Gemeine Wasserfloh. Zur Familie der Schwimmkäfer zählt Acilius sulcatus, der Gemeine Furchenschwimmer. Allen gemeinsam ist, dass sie zu den Wirbellosen gehören. Die Fotografin Corinna Kroll aus der Nähe von Kemberg ist ihnen nachgespürt, dabei entstanden sind faszinierende Aufnahmen von Wesen, die es seit Urzeiten gibt und die in der öffentlichen Wahrnehmung, wie Kroll findet, „unterrepräsentiert“ sind. Eine Ausstellung im Auenhaus der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe könnte das jetzt ändern.
Voller Geheimnisse
Unter dem Titel „Große kleine Wasserwelt – Wirbellose“ wird die Schau am 26. Juli um 16 Uhr im Multimediaraum des Informationszentrums Auenhaus eröffnet. Von dort heißt es in einer Mitteilung, dass der Lebensraum Gewässer in unseren Breiten gut erforscht und dennoch voller Geheimnisse ist. Und: „Von vielen im Wasser lebenden Wanzen-, Schnecken-, Käferarten und dem Wasserkobold dürften viele Besucher noch nicht gehört haben – mittels spektakulärer Fotos können sie ihnen nun auf Augenhöhe begegnen.“ Körper, Gesichter, Fühler, Ruderbeine der Tiere offenbaren dem Betrachter „kleinste, nie gesehene Details der Farben- und Formenvielfalt“. Begleittexte vermitteln Hintergrundinfos und Wissenswertes zu jeder Art.

Entstanden ist das Fotoprojekt in der Zeit der Corona-Pandemie. 2020 und 2021 wurde Kroll, die als Fotografin bei Veranstaltungen oder für das Clack-Theater sowie in Kursen an der Kreisvolkshochschule tätig ist, über das Stipendienprogramm „Kultur ans Netz“ gefördert. Mit der Verwaltung des Biosphärenreservats Mittelelbe gab es eine enge Zusammenarbeit, zum Beispiel wenn es darum ging, naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen zur Entnahme von Wirbellosen beim Landesverwaltungsamt zu erhalten. Gefunden hat sie ihre Wirbellosen mit Unterstützung ihres Lebensgefährten in Gräben, Teichen und kleinen Seen. Und um sie draußen vor Schaden zu bewahren, kamen die Winzlinge vorübergehend ins Aquarium. Über 100 Arten habe sie fotografiert. Von rund 200 Bildern wird sie 30 im Auenhaus präsentieren, darunter 27 Makro- und drei Mikroskopaufnahmen. Was ihr wichtig war? „Die Tiere sollten in den Vordergrund gestellt werden“, sagt Kroll zur MZ. Auf jeden Fall verhilft die Fotografin den Wirbellosen nun zu einer, sagen wir mal, späten Anerkennung, indem sie einmal die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben.
Verblüffende Beziehung
Zur Ausstellungseröffnung wird Corinna Kroll selbst im Informationszentrum Auenhaus sein. Dann wird sie auch die Idee und die Umsetzung ihres Projektes vorstellen. Dass es ein anspruchsvolles Fotoprojekt ist, heißt es aufseiten des Biosphärenreservats. Auch ein Egel soll den Angaben zufolge ins Bild kommen, „dessen Vorkommen in Deutschland rar sind und der eine ziemlich verblüffende Beziehung zum Landschaftsraum der Mittleren Elbe hat“. Besucher, ob nun Naturfreunde oder Fotofans, werden jedenfalls eingeladen, sich überraschen zu lassen. Zur Ausstellung soll es auch eine Begleitbroschüre geben.

Nach der Eröffnung der Ausstellung von Corinna Kroll kann die Schau bis 18. August im Informationszentrum Auenhaus der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe an der B107 zwischen Dessau und Oranienbaum besucht werden. Geöffnet ist an Wochentagen von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.