Wittenberger zieht's in den wilden Westen
Wittenberg/MZ. - Bald ist die Kulisse, in der sich Daniel-Cornelius Mühlmann bewegt, nicht mehr Russland, sondern der wilde Westen, und zwar der bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg. Zugegeben, beide Rollen sind Auftritte als Statist. Doch der 24-Jährige, der gerade sein Studium an der Schauspielschule Charlottenburg abgeschlossen hat, ist nicht unzufrieden.
Diplom-Schauspieler könnte er sich nun nennen, aber er tut es nicht. "Das Diplom lasse ich lieber weg. Schauspieler ist kein akademischer Grad, es ist ein Handwerk", sagt der Wittenberger. In der Ausbildung habe er eine gute Basis bekommen, auf der er aufbauen kann. Obwohl: Die Familie hat früh gemerkt, dass der Junge Talent hat. Schon sein erster Schultag endete in einer Sterbeszene, an die er immer wieder erinnert wird. Dann kamen die Schülertheater-Arbeitsgemeinschaft, der Theaterjugendclub und die Bühne Wittenberg zum Teil unter Scarpa, klassische Rollen wie Luther und Hamlet.
Daniel-Cornelius Mühlmann jedoch hat ein besonderes Faible. "Ich habe am liebsten den Bösling gespielt", sagt er und setzt ein hintergründiges Lächeln auf. Bei den Erlebnis-Stadtführungen, eine der agierenden Personen ist seine ältere Schwester Astrid, hat er einige Charakterrollen bekommen. Eine hat sich besonders ins Gedächtnis gegraben. Er spielte den professorenmordenden Studenten, wartete mit reichlich Theaterblut auf seinem Äußeren und einer Axt in der Hand auf die Gruppe. "Plötzlich standen zwei Polizisten hinter mir, die mich nach meinem Ausweis fragten", erinnert er sich.
"Da geht dir nur eines durch den Kopf: Es ist nicht das, wonach es aussieht." Natürlich hatte er keinen Ausweis dabei. "Ich hab einfach nur geredet und geredet, und endlich kam die Gruppe und erlöste mich. Das sind Geschichten, die man nie vergisst", lacht er. Aber das sei schon eine gute Übung gewesen, was die Improvisation angeht. Beim großen Casting in Wittenberg hatte er sich für die Hollywood-Produktion "The Last Station" als Statist beworben. "Deshalb der Bart und die längeren Haare", erklärt er. Beim Dreh in Sachsen war er bei einer besonderen Szene dabei. "Vier Stars und vier Statisten. Nicht schlecht, was? Zu sehen, wie diese Leute arbeiten, ist schon beeindruckend."
Nun also Bad Segeberg, zu "Winnetou und Old Firehand" mit Erol Sander und Alexander Wussow, die Aufführung hat am 28. Juni Premiere. Was Daniel-Cornelius Mühlmann spielen wird, ist noch nicht klar. "Vielleicht einen Indianer oder Trapper, Fußvolk wahrscheinlich", vermutet er. Als Kind hat er mal die Winnetou-Filme gesehen, zur großen Live-Bühne ist er über Bettina Brett gekommen, Stadtführerin und eingefleischter Karl-May-Fan.
Für Mühlmann war der erste Besuch dort ein tolles Erlebnis und selbst eine Statistenrolle sieht er als "großes Engagement" auf solch einer Bühne. Das Casting dort hatte unter anderem eine Kampfchoreografie beinhaltet. "Ich hatte mir zwei Monate vorher die Kniescheibe ausgekugelt, und dann war da dieser matschige Untergrund", war er sich seines Erfolges alles andere als sicher. Doch er hat den Trainer offenbar beeindruckt. Was auch immer sein weiterer Weg sein wird, "meine Leidenschaft ist das Theater", sagt er. Dem Film wolle er sich jedoch nicht verschließen. "So ein Tatort würde mich reizen", meint er. Natürlich nur, wenn er die Rolle des "Böslings" bekäme. Bei einem Dreh würde er jedoch jede Rolle annehmen, in einem Star-Trek-Film nämlich. Daniel-Cornelius Mühlmann ist ein großer Fan der Serie um Raumschiff Enterprise und ihre Ableger. Und egal unter welchem Captain, selbst im roten Shirt (das sind die, die meist nicht überleben) - so ein Auftritt, sagt er, "wäre einfach geil". Einige Wittenberger haben eine Busfahrt nach Bad Segeberg organisiert, Termin ist vom 26. zum 27. Juli. Einige Plätze sind noch frei. Infos beim Busunternehmen Dalichow 0 34 91 / 41 08 00.