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Wittenberger Schloss  Wittenberger Schloss : Exorbitant neugierige Besucher am Wochenende

Von Karina Blüthgen 11.12.2017, 10:50
Im Gänsemarsch schlängelte sich der Besucherstrom die Treppe zum Predigerseminar im Schloss hinauf.
Im Gänsemarsch schlängelte sich der Besucherstrom die Treppe zum Predigerseminar im Schloss hinauf. Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Prima“ findet Wilfried Leps die modern gestalteten Räume. Früher, als hier noch Sonderausstellungen des Riemer-Museums stattfanden, war er mal hier, erzählt der Wittenberger. Künftig wird unter den Gewölbebögen studiert, gelesen, geforscht. Moderne Gestaltung hinter alten Mauern - Leps findet es „sehr angenehm“. Sein Eindruck: „Man sieht, wo die Millionen geblieben sind.“

Dieser Samstagnachmittag im Wittenberger Schloss ist ein besonderer. Einen ruhigen Tag hat niemand erwartet. Im Gegenteil, kaum haben die neuen Räume des Evangelischen Predigerseminars ihre Pforten geöffnet, strömen die Neugierigen aus der Lutherstadt und der näheren Umgebung in großen Scharen herbei. Sie kommen, staunen und loben, was entstanden ist.

„Bombastisch“ findet Hartmut Schmidt aus Bergwitz die Komposition aus alt und modern. „Das ist das Beste, was dem Haus passieren konnte.“ Er sei zwar schon in der Schlosskirche, aber bisher noch nie im Schloss gewesen, die Ankündigungen jedoch hätten ihn neugierig gemacht. In Fotos hält er Aus- und Einblicke fest, sein Interesse gilt eher der Architektur als der Einrichtung.

Offen stehen die Räume ganz oben, neben der Kapelle die Seminarräume und einige Büros, dazu eine Etage tiefer die künftigen Lesesäle mit ihren Regalen und Pulten. Vor allem die Pulthöhe im Freihandbereich der künftigen Forschungsbibliothek, wo es in erster Linie ans Auswählen der Literatur geht, erstaunt viele Besucher. „Im Stehen hätte ich Schwierigkeiten“, sagt eine Frau, die keine 1,60 Meter groß ist. Bernhard Gruhl meint ebenfalls lächelnd: „Hier hätte auch Melanchthon seine Probleme.“

Matthias Piontek, Leiter der Bibliothek des Predigerseminars, weiß um diese „Hürde“. Er verweist jedoch auf die Arbeitsplätze im Lesesaal, die allen Ansprüchen genügen. Und er verweist auf den Mangel an Stauraum im Freihandbereich, bedingt durch die Gewölbebögen, die keine Regale an den Wänden zulassen.

Wo denn die Bücher sind, will jemand wissen, was oben im südlichen Wendelgang zu sehen ist (dessen obere Tür verschlossen ist) und was es mit dem Panoramafenster im Südturm auf sich hat. Treppauf, treppab strömen Hunderte von Neugierigen. Hanna Kasparick, Direktorin des Predigerseminars, findet das Besucherinteresse „exorbitant“.

„Es ist sehr schön geworden. Diese Verbindung von Holz, Glas und Beton ist schlicht, aber edel“, findet Christa Burchardt. Klaus-Jürgen Tischer ist fasziniert von der Weitläufigkeit der Etagen. Als Stadtführer wird er vermutlich auch Touristen den „kulturhistorischen Rundgang“ durch Teile des Schlosses nahe bringen. „Ich gehe davon aus, dass wir dazu noch eine Weiterbildung bekommen werden“, hofft er.

Karl-Heinz Kiesel und Elke Hensel sind aus Pretzsch gekommen. Sie ist begeistert, dass man den Architekten freie Hand gegeben habe, sich so zu entfalten. Er findet nicht nur den neuen Treppenaufgang toll, sondern die Gestaltung insgesamt. Uta Lütz aus Holzdorf nennt den Umbau „gelungen. Das passt zum Bauhaus“. Für den Wittenberger Reinhard Pester steht fest, dass es „mega-hochwertig gemacht“ ist. „Man sieht, dass Geld in die Hand genommen wurde, um es ordentlich zu machen“, lobt er.

„Das ist wirklich ein Weiterbauen“, ist auch Eckhard Naumann zufrieden mit dem, was entstanden ist. Alle hätten gesagt, dass sie sich das Moderne, die Kuben oben auf dem Dach, in einem Renaissanceschloss nur schwer vorstellen können. „Hier ist etwas völlig Neues entstanden, eine völlig neue Qualität“, schwärmt der frühere Oberbürgermeister. (mz)

Erster Anlaufpunkt: die Leseräume der Forschungsbibliothek
Erster Anlaufpunkt: die Leseräume der Forschungsbibliothek
Klitzsch
Hanna Kasparick erklärt den Taufstein der Winterkirche.
Hanna Kasparick erklärt den Taufstein der Winterkirche.
Klitzsch