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Wittenberger Lutherhotel Wittenberger Lutherhotel: Selfies beim Promidinner

Von Karina Blüthgen 06.11.2015, 10:06
Stimmung beim Promi-Dinner: Brasilianische Rhythmen öffnen Herzen und Geldbörsen.
Stimmung beim Promi-Dinner: Brasilianische Rhythmen öffnen Herzen und Geldbörsen. Alexander Baumbach Lizenz

Wittenberg - An die Jacken für ihren Einsatz in der Küche haben sich Holger Stahlknecht (CDU) und Jürgen Dannenberg (Linke) längst gewöhnt. Wenn nur die Kleidung nicht gerade lediglich in Einheitsgröße vorrätig wäre. Wittenbergs Landrat Dannenberg nimmt’s gelassen. Doch Sachsen-Anhalts Innenminister blickt vorwurfsvoll auf das für ihn zu groß geratene Teil. „Das sieht eher wie ein Hausmeisterkittel aus“, scherzt Moderator Ulli Potofski. Da sich beide auf den schon bekannten Weg zur Küche machen, fügt er hinzu: „Ich sehe, wir haben nur Fachpersonal hier.“ Rappelvoll ist es am Mittwochabend im Wittenberger Lutherhotel. Das vierte Wittenberger Promidinner lockt nicht nur mit gutem Essen und sozialem Engagement.

Mit Schürze eine gute Figur

Es bringt zudem für den einen oder anderen der über 200 Gäste auch die spezielle Erfahrung, sein Essen von einem Prominenten angerichtet und serviert zu bekommen. Besonders Selfies mit Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör, der mit Wilfried Melzer vom Landessportbund (und den fleißigen Angestellten) das Menü aufträgt, sind heiß begehrt. Beide machen mit Schürze eine gute Figur.

Während Potofski, den meisten als Sportmoderator bekannt, das Publikum mit seinen Sprüchen in lockere Stimmung versetzt, rinnen in der Küche die Schweißperlen. Der dortige Chef Christian Hirsch hat neben einem recht herzhaften „Gruß aus der Küche“ drei sehr unterschiedliche Gänge vorbereitet: Eintopf von Lachs, Zander und Weißfisch wird serviert, danach eine Roulade vom Weidekalb mit Backpflaume sowie glasiertem Mini-Gemüse und als Dessert Kakao-Sorbet mit Tonkabohnen-Panna-Cotta und grünem Apfelgelee.

Insgesamt hat das vierte soziale Promidinner in Wittenberg 13 800 Euro eingebracht. Zwölf Projekte wurden mit je 1 150 Euro bedacht. Die Multiple Sklerose-Gesellschaft erhielt das Geld für die drei Selbsthilfegruppen in Wittenberg, Jessen und Gräfenhainichen. Der Verein „Wir! Gemeinsam für unsere Elbhüpfer“, Förderverein der Grundschule Trebitz, möchte den Spielplatz erweitern, genau wie der Hort „Abenteuerland“ in Trägerschaft der Behindertenverband Wittenberg GmbH.

„Zwergenland“ in Zörnigall benötigt einen Sonnenschutz für ihren Spielplatz. Ein ebenerdiges Trampolin plant die Kita „Plapperkiste“ in Wartenburg. Der Hort „Kinderspaß“ in Gräfenhainichen möchte sich einen Tischkicker anschaffen. Eine Nestschaukel wird mit dem Geld für den Spielplatz der Kita „Struppis Rappelkiste“ in Wittenberg gekauft.

Die SG Grün-Weiß 90 Pretzsch wird das Geld in die neue Flutlichtanlage am Sportplatz investieren. Die Voltigiergruppe des SV Fliethbachtal Rotta will einen eigenen Wettbewerb finanzieren. Der Wittenberger Gewerbeverein kann dank der Zuwendung die Kinderbetreuung auf dem Weihnachtsmarkt absichern. Der SV Mühlanger baut eine zweite Fußball-Jugendmannschaft auf und die Vereinigung Morbus Bechterew nutzt das Geld für ihre Veranstaltungen.

Rouladen sind Jürgen Dannenbergs Lieblingsgericht, der Landrat kocht selbst sehr gern. Allerdings sei ihm die Variante mit Backpflaumen neu, fügt er hinzu. Holger Stahlknecht wird auf sein Lieblingsessen beim Promidinner in Wittenberg wohl noch warten müssen. Sülze mit Bratkartoffeln hat Küchenchef Hirsch auch beim vierten Dinner ihm und den anderen Gästen nicht vorgesetzt. Bei der ersten Videoschaltung in die Küche sieht man den Minister erst einmal ein Bier testen, später muss er beim Portionieren des Sorbets kräftig ran. Da wären vorherige Bratkartoffeln als Stärkung vielleicht nicht schlecht gewesen.

Die zahlenden Gäste im Saal bekommen neben dem Essen auch Kultur geboten. Die Band „Kafka Tamura“, Patrick Bongers und Gabriel Häuser (die aus Wittenberg stammen) und die Sängerin Emma Dawkins aus England zeigen ihr neuestes Musikvideo mit dem Titel „No Hope“. Philipp und Sophie, ebenfalls aus Wittenberg, bringen mit Gitarre und Gesang musikalische Klassiker zu Gehör. Und dann schwingt die Tanzgruppe Brasil die Hüften und reißt so manchen im Publikum vom Sitz.

Eine derartige Begeisterung öffnet Herzen und Portemonnaies, schnell sind auch noch 500 Tombola-Lose für den guten Zweck verkauft. Denn darum geht es an diesem Abend vor allem: Gutes tun. Aus diesem Anlass haben sich in diesem Jahr die Organisatoren von Autohaus Peschke, Lutherhotel und Sparkasse zusammengefunden. Natürlich ermahnt Potofski die Promi-Servierkräfte: „Heute Abend gibt es kein Trinkgeld.“

Alles in einen Topf

Vielmehr kommt alles, was gespendet wurde und wird, in einen Topf. Über 50 Projekte, so Organisatorin Christine Peschke, haben sich in diesem Jahr um die Teilnahme an der Ausschüttung beworben. Zwölf von ihnen bekommen je einen Scheck (siehe „Selbsthilfegruppen...“). Der Rahmen im Lutherhotel sei perfekt. „Ich möchte es so belassen, größer muss es nicht werden“, sagt sie bei dem Gedanken, dass das Stadthaus zwar mehr Platz böte, jedoch ein höherer logistischer Aufwand nötig wäre.

Als alles läuft an diesem besonderen Abend, fällt ihr wieder ein Stein vom Herzen. Besonders freut sich Christine Peschke, dass die Gäste wie auch die bedachten Projekte inzwischen fast aus dem gesamten Landkreis kommen. Wobei es offenbar noch immer Glückssache ist, eine der begehrten Karten zu erwischen. „Kaum hatten wir inseriert, ging der Verkauf los“, staunt die Organisatorin. Am Ende hat jeder etwas davon, mancher sogar doppelt - neben dem Scheck fürs Projekt auch als Hauptgewinner der Tombola. So ist es nur fair, dass am Ende alle in das Lied „Ein Hoch auf uns“ einstimmen.

Am Ende sitzt Jürgen Dannenberg am Tisch und genießt ein Glas Wein. Das hat er sich, wie die anderen Promis, verdient. (mz)