1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Wittenberger Luther-Melanchthon-Gymnasium: Wittenberger Luther-Melanchthon-Gymnasium: Schüler sammeln Spenden nach Erdbebenkatastrophe in Nepal

Wittenberger Luther-Melanchthon-Gymnasium Wittenberger Luther-Melanchthon-Gymnasium: Schüler sammeln Spenden nach Erdbebenkatastrophe in Nepal

Von Stefanie Hommers 16.05.2015, 07:31

Wittenberg - Als Ben Prasadpant Anfang des Schuljahres als Fremdsprachenassistent ans Wittenberger Luther-Melanchthon-Gymnasium kam, hat der in England aufgewachsene, gebürtige Nepalese sich allen Klassen vorgestellt. Er hat Vorträge über sein Heimatland gehalten, vom Alltag in einem der ärmsten Länder der Erde berichtet und Fotos von der Verwandtschaft gezeigt. „Jedes Kind kennt Bens Großmutter“, sagt Englisch-Lehrerin Bärbel Gauert.

Katastrophe und Opfer haben ein Gesicht

Als die Schüler die drahtige 88 Jahre alte Witwe kennenlernen, ist ihr Wohnort, die Region Lamjung, 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu, weithin unbekanntes Terrain. Doch wenig später schon rückt die Region als Epizentrum des Erdbebens auf tragische Weise ins Licht der Öffentlichkeit. An der Hundertwasserschule haben die Katastrophe und ihre Opfer ein Gesicht: das von Bens Großmutter. Sie hat überlebt. Um ihr und den vielen Betroffenen zu helfen, hatte Ben Prasadpant, der in England seinen Bachelor im Fach Musik abgeschlossen hat, bereits ein Benefizkonzert im Clack-Theater gegeben. Mit seiner Violine erspielte er, spontan von einer Siebtklässlerin der Hundertwasserschule begleitet, 450 Euro, die als Spende zugunsten der Erdbebenopfer an das Deutsche Rote Kreuz gingen.

Helfen wollten indes auch all jene Schüler und Lehrer, denen Nepal durch den jungen Violinisten näher gekommen ist. Weil sie ihn schätzen und mögen - und weil ihnen das Bild seiner Großmutter nicht mehr aus dem Kopf geht. Englisch-Fachschaftsleiterin Christiane Mende organisierte eine Spendenaktion in allen Klassen, an deren Ende die Summe von 3.185 Euro stand. Viele Eltern hätten sich dankenswerterweise beteiligt, sagt Bärbel Gauert, „und viele Schüler haben ihr Taschengeld gespendet“. Saskia Fritzsche war das nicht genug. Die Neuntklässlerin lud den Musiker ein, beim Feuerwehrfest in Pretzsch aufzutreten; hier wurden 350 Euro gesammelt.

Gelder gehen an Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft

Die gesammelten Gelder gehen nach dem Willen von Ben Prasadpant und seinem in England lebenden Vater an die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft (DNH). Die 1979 in Stuttgart gegründete Organisation ist seit Jahrzehnten in Nepal aktiv, betreut und unterstützt Projekte zur medizinischen Versorgung, zum Aufbau der Infrastruktur und engagiert sich insbesondere im Bildungsbereich. Der Vereinsvorsitzende Andreas Falk, ein Freund von Bens Vater, berichtet, dass ein Team vor Ort bereits Tonnen von Lebensmitteln, Medikamente, Zelte und Planen in die am stärksten betroffenen Gebiete gebracht hat.

Ein Hauptaugenmerk gelte indes weiterhin dem Bildungsbereich. „Den traumatisierten Kindern ist am besten damit geholfen, wenn sie schnell in regelmäßige und feste Strukturen kommen“, so Falk. Interimsunterricht in Zelten und - nach der Regenzeit - der Wiederaufbau zerstörter Schulgebäude gehörten zu den Aufgaben. Es ist ein Schwerpunkt, der Ben Prasadpant am Herzen liegt. Auch Bärbel Gauert kann sich vorstellen, den Aufbau der Schulen - oder vielleicht einer ganz konkreten - von Wittenberg aus langfristig zu begleiten. (mz)