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Südzucker Zeitz setzt auf alternative Energie Klimawandel: Zuckerrübe statt Kohle

Zuckersüßer Antrieb für den Klimawandel: Die Südzuckergruppe investiert am Verbundstandort Zeitz eine dreistellige Millionen-Summe und setzt dabei auf grüne Energie. Wie der Klimaschutzvertrag umgesetzt in Zeitz wird.

Von Yvette Meinhardt 18.07.2025, 07:00
Im Chemiepark  Zeitz entsteht die weltweit erste Anlage für grünes Ethylacetat.   Im nächsten Jahr soll die Produktion starten.
Im Chemiepark Zeitz entsteht die weltweit erste Anlage für grünes Ethylacetat. Im nächsten Jahr soll die Produktion starten. Foto: René Weimer

Alttröglitz/MZ. - Energieanlagen- und Anlagenmechaniker, Mitarbeiter für die Getreideannahme und Kampagnekräfte für das Labor in Zeitz – Südzucker sucht Fachkräfte. Ob Auszubildende, Werkstudenten, Saisonkräfte oder gestandene Leute mit Berufserfahrung: Bundesweit bietet die Südzuckergruppe aktuell rund 100 freie Stellen auf ihrer Internetseite an.

450 Beschäftigte bei Südzucker

„Am Verbund-Standort Zeitz haben wir rund 450 Beschäftige und es sollen 50 weitere hinzukommen“, sagt Michael Gomoll. Seit zwei Jahren gehört der Projektingenieur zum Team, welches am Standort Zeitz ehrgeizige Projekte zum Klimaschutz vorbereitet und nun schrittweise umsetzt. Denn die Südzucker-Gruppe hat den Zuschlag für eine Klimaschutzförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für die Umrüstung der Zeitzer Zuckerfabrik auf eine klimaneutrale Produktion erhalten. Damit ist Südzucker eines von 15 Unternehmen, die diese Förderung erhalten.

Rund 227 Millionen Euro für Zeitz

Konkret geht es um 227 Millionen Euro, die in den nächsten Jahren in den südlichsten Zipfel des Landes Sachsen-Anhalt fließen sollen. Mit den sogenannten Klimaschutzverträgen vom Oktober 2024 unterstützt die Bundesregierung besonders energieintensive Industrieunternehmen, in klimafreundliche Produktionsanlagen zu investieren und diese langfristig zu betreiben. Mit drei verschiedenen Vorhaben will die Südzucker-Gruppe diese n Klimaschutzvertrag in Zeitz umsetzten. So wird in den nächsten drei Jahren mit den Fördermillionen kräftig gebaut, anschließend wird mit dieser Förderung 15 Jahre lang der Betrieb der neuen Anlagen unterstützt.

Vor den Toren der Stadt wird seit dem Frühjahr das Baufeld für eine neue Biogasanlage vorbereitet. Dazu haben im Chemiepark Zeitz die Arbeiten für das Fundament der Anlage begonnen. Hier wird ein hoher zweistelliger Millionenbetrag investiert. Unter dem Namen Bio-Energy-Hub ist dieses Projekt die Drehscheibe für die Erzeugung von biogenem Energieträger. Künftig werden die Rübenschnitzel aus Zeitz per Lkw nach Alttröglitz gebracht und in der Biogasanlage zu Biomethan verarbeitet und in das dortige Netz eingespeist. Das so entstandene Biomethan wird anschließend wieder in der Zeitzer Zuckerfabrik verwendet. „Ich rechne damit, dass wir im kommenden Jahr einen Probebetrieb starten können und 2027 unsere volle Kapazität erreichen“, sagt Projektingenieur Michael Gomoll. Schon jetzt sieht man viele Arbeiter auf dem Baufeld.

Neue Jobs im Chemiepark Zeitz

50 neue Jobs sollen bei der CE Biobased-Chemical am anderen Ende des Chemieparks entstehen. Hier wächst eine Produktionsanlage zur Herstellung von Ethylacetat. Dazu gehören etwa Prozessanlage und Leitstand, ein eigenes Kraftwerk, Lager für Rohstoffe und Endprodukt. Jenes Endprodukt ist ein starkes Lösungsmittel, wie man es zum Beispiel aus Nagellacken oder von Klebstoffen kennt. Weltweit gibt es dafür nur drei Produktionsanlagen dieser Art. Das Ethanol für die Anlagen in Südafrika und China wird aus Kohle gewonnen. Das neue Werk in Alttröglitz will für seine Produktion als Grundstoff Bioethanol verwenden, welches aus Getreide gewonnen wird.

In Richtung Tröglitz entsteht eine neue Biogasanlage. Aktuell werden auf dem  zehn Hektar großen Baufeld  die Fundamente vorbereitet.
In Richtung Tröglitz entsteht eine neue Biogasanlage. Aktuell werden auf dem zehn Hektar großen Baufeld die Fundamente vorbereitet.
Foto: René Weimer

Laut Werkleiter Sascha Bauer ist es damit weltweit das erste Werk, welches ein biogenes, grünes Ethylacetat herstellt. Im zweiten Quartal 2026 soll die Anlage in Betrieb gehen. Dann werden 50 Mitarbeiter gebraucht. Schon heute arbeiten mehr als 20 Leute in den Büros in dem kleinen Containerdorf und etwa 60 bis 70 Arbeiter auf der Baustelle. Für das neue Werk werden zum Beispiel Produktionsmeister und Instandhaltungsmechaniker, Chemikanten und Laboranten, Schlosser und Elektriker gesucht.

Ein weiterer Bestandteil des Klimaschutzvertrages ist die Integration von Wärmepumpen in die bestehende Zuckerproduktion zur Reduzierung des Dampfbedarfs aus dem Kesselhaus. Die dritte große Investition betrifft den Kalkofen. Bislang werden alle Kalkofen mit Koks oder Anthrazit betrieben. Dieser Prozess wird umgestellt auf Gas, im Fall der Zeitzer Zuckerfabrik auf Biomethan. In die Wärmepumpen und die Umrüstung des Kalkofens werden zweistellige Millionenbeträge investiert.