1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Wittenberger Keksfabrik will sich erweitern

Wirtschaft Wittenberger Keksfabrik will sich erweitern

Änderung des Bebauungsplanes „Alter Elbhafen“ soll Wikana bessere Bedingungen verschaffen. Wie weit das Verfahren gediehen ist.

Von Irina Steinmann 18.01.2022, 16:39
Integriert wurden in die neuen Fassaden die Figurenreliefs aus der Zeit  der Chocoladenfabrik Kant. Sie hatten zuvor das 2017 abgerissene Kesselhaus geschmückt.
Integriert wurden in die neuen Fassaden die Figurenreliefs aus der Zeit der Chocoladenfabrik Kant. Sie hatten zuvor das 2017 abgerissene Kesselhaus geschmückt. Foto: Wikana

Wittenberg/MZ - In wenigen Tagen beginnt in Wittenberg die Bürgerbeteiligung für ein Vorhaben, das im Kern den Keksproduzenten Wikana betrifft. Ab dem 21. Januar haben Wittenbergerinnen und Wittenberger bis einschließlich 25. Februar die Gelegenheit, zur geplanten Änderung des Bebauungsplanes W 4 „Alter Elbhafen“ Stellung zu nehmen. Pandemiebedingt erfolgt die Auslegung vorrangig online, man kann sich hierfür aber auch einen Termin im Bürgerbüro holen, wie dem aktuellen Amtsblatt zu entnehmen ist.

3,3 Hektar Gewerbegebiet

Der Stadtrat hatte im Herbst wie seinerzeit berichtet den sogenannten Aufstellungsbeschluss gefasst, um die Änderung des bisher in dem Bereich geltenden B-Planes auf den Weg zu bringen. Vorgesehen ist die Ausweisung eines insgesamt 3,3 Hektar großen Gewerbegebietes an der Dessauer Straße westlich Wikana. Damit soll der Keksfabrik die Möglichkeit gegeben werden, sich zu erweitern, was zur Sicherung des Standortes als notwendig erachtet wird. Neben der Verbesserung der Produktionsbedingungen selbst werden laut einer Informationsvorlage für den Bauausschuss und den Stadtrat auch Änderungen in der Logistik angestrebt: Östlich der bisherigen einzigen Zufahrt von der Dessauer Straße/B 187 aus soll eine weitere entstehen, um den Lieferverkehr per Lkw zu erleichtern. Die Zeiten, da Wikana an Schiene und Schiff angebunden war und ausschließlich von der Wasserseite her erschlossen wurde, sind schließlich lange vorbei, wie auch in dem Bericht des Jüterboger Büros „Bruckbauer & Hennen“ konstatiert wird, das an dem Verfahren zur Änderung des B-Planes beteiligt ist und insbesondere die Auswirkungen auf die Umwelt (Mensch, Tiere, Pflanzen, Klima) untersucht hat. Diesen 40-seitigen Bericht kann man auf der Homepage der Stadt in Gänze nachlesen.

Firma will sich später äußern

Das Unternehmen Wikana selbst bat angesichts des laufenden beziehungsweise noch sehr jungen B-Plan-Verfahrens um Verständnis, sich erst zu einem späteren Zeitpunkt im Detail äußern zu wollen. „Wir planen für die Zukunft“, bestätigte Geschäftsführerin Yvonne Böhm lediglich. Derzeit zu beobachtende Arbeiten auf dem eigenen Gelände hätten mit den großen Plänen nichts zu tun; es werde an einer bestehenden Straße gearbeitet, hieß es am Freitag auf MZ-Anfrage.

Froh zeigte sich Böhm gegenüber der MZ, dass es im vergangenen Jahr gelungen sei, die historischen Fassaden zu sanieren. Auch die „Putten“ vom Kesselhaus, die nach dessen Abriss Anfang 2017 eingelagert worden waren, hätten dort einen neuen Platz gefunden, berichtete die Wikana-Geschäftsführerin. Die Putten gehörten zur 1906 gegründeten „Chocoladenfabrik Kant“, aus der später Wikana wurde. Das größte dieser Reliefs des Künstlers Richard Bauroth hat einen Durchmesser von 2,15 Metern, es zeigt einen Jungen mit, klar, „Kant“-Schokolade; zu den 15 kleineren (1,1 mal 0,6 Meter) Figuren zählen der „Affe mit Kakao“ und der „Junge mit Ähren“. Der Erhalt der figürlichen Backsteinreliefs war eine der Auflagen des Denkmalschutzes für die Abrissgenehmigung gewesen.

Nach dem Abriss des Kesselhauses hatten die Mauern der benachbarten Gebäude einen hässlichen, rohen Anblick geboten, nun zeigen sich deren Fassaden, ähnlich den benachbarten Bauten, in rotem beziehungsweise gelbem Backstein mit den genannten Verzierungen. Etwas getrübt wird der optische Eindruck im unteren Bereich, dort sind jetzt metallene Schutzdächer für Container angebracht. Allerdings ist Wikana eben kein Museum für Industriegeschichte, sondern ein moderner Produktionsstandort.

Wieder keine Grüne Woche

Für die traditionsreiche Wittenberger Keksfabrik ist 2022 das bereits zweite Jahr, in dem es sich nicht auf der Grünen Woche präsentieren kann. Dies sei „traurig“, aber klar. Ende Januar 2020 hatte die riesige Leistungsschau der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduzenten auf dem Messegelände unterm Funkturm in Berlin das letzte Mal stattgefunden, auch der Stand von Wikana in der Sachsen-Anhalt-Halle war damals gut besucht und häufig dicht umlagert. Zwei Monate später ging Deutschland in den ersten Lockdown.

Vor der Fassadenerneuerung: Mit dem Abriss des Kesselhauses 2017 traten die blanken Mauern der Nachbargebäude zutage.
Vor der Fassadenerneuerung: Mit dem Abriss des Kesselhauses 2017 traten die blanken Mauern der Nachbargebäude zutage.
Foto: Wikana