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Wittenberg und Umgebung Wittenberg und Umgebung: Beträchtliche Schäden nach Unwetter

Von marcel Duclaud 09.07.2015, 06:43
Die Gewitterwolken am Dienstagabend.
Die Gewitterwolken am Dienstagabend. Sascha Graf Lizenz

Wittenberg - Das schwere Gewitter nach dem heißen Dienstag war kurz, die Schäden, die es hinterlässt, sind gleichwohl beträchtlich. Die Sturmböen, die das abendliche Unwetter begleiteten, bescherten den Einsatzkräften jede Menge Arbeit und eine Nacht mit wenig Schlaf. Das Protokoll der Leitstelle verzeichnet ab 20.40 Uhr Alarmierungen im Minutentakt.

Ein Mensch ist verletzt worden, dass es nicht mehr sind, ist nur glücklichen Umständen zu verdanken. Auf den Wagen des 66-Jährigen krachte ein Ast. Der Mann war in seinem Daewoo gerade zwischen Gaditz und Merkwitz unterwegs, der Ast zerstörte laut Polizeisprecherin Cornelia Dieke sowohl Front- als auch Heckscheibe, Splitter fügten dem Mann Schnittverletzungen zu. Am Fahrzeug entstand Totalschaden, hieß es am Mittwoch.

Gravierende Schäden sind insbesondere in Elster entstanden - dort hielten mehrere Kräne den Sturmböen nicht stand und stürzten um . In Annaburg kippte eine Ulme auf den Seitenflügel eines Pflegeheims, Fenster und Teile des Daches wurden demoliert.

Dass in der neuen Beschichtungshalle der C+P Stahl- und Systembau GmbH in Elster niemand arbeitete, war Glück. Jetzt liegt die tonnenschwere Brücke eines Portalkranes in dem Gebäude, das erst im vergangenen Jahr eingeweiht wurde. „Bis vorige Woche war hier Zwei-Schichtbetrieb“, sagt Jürgen Tesch.

Wären die Aufträge nicht schon erledigt gewesen, so der Geschäftsführer, dann hätten zu der Zeit, als der Kran umstürzte, noch Menschen gearbeitet. Die Alarmmeldung erreichte die Elsteraner Feuerwehr um 21.43 Uhr. Wann genau die Kräne umgestürzt sind, ist unklar. Drei stabile Portalkräne liegen um. Der den Bahngleisen nächste liegt am Boden.

Bei den beiden anderen haben die Ständer auf einer Seite nachgegeben. Niemand kann im Moment sagen, wie stabil die noch stehenden Ständer sind. „Das kann nur eine Windhose gewesen sein“, so der Geschäftsführer. Er spricht von einer Schneise, die der Sturm über das Betriebsgelände zog.

Im Umfeld sind Elektromotoren und Aggregate verteilt. Ein Elektromotor hat beim Aufschlag eine tiefe Kuhle in eine Stahlplatte geschlagen. Die Feuerwehr hat die Kräne gesichert, damit von ihnen keine unmittelbare Gefahr ausgeht. Zudem wurde der Strom ausgeschaltet. Das Unternehmen nahm gestern die Produktion wieder auf, zuvor wurden die Stromkreisläufe der havarierten Portalkräne abgetrennt. Die Halle fürs Strahlen und Beschichten bleibt zunächst gesperrt. Tesch und seine Mitarbeiter müssen abwarten, was die Schadensgutachten ergeben werden.

Baumkrone kracht auf Dach

Ein Dach hat es ebenfalls in Coswig erwischt - und zwar in der Rosenstraße. Nach Auskunft von Stadtwehrleiter Ingo Künne fiel die Baumkrone auf das mehretagige Haus und fegte einige Lagen Ziegel nach unten. „Wir mussten in der Nacht mit Hilfe eines Hubsteigers auf das Dach, um Sicherungsarbeiten vorzunehmen. Das war nicht einfach bei Sturm und Regen.“ Obwohl nur notdürftig mit Plane geflickt, hielt die Sicherung stand bis zur Reparatur. Ansonsten galt es auch im Bereich Coswig massenweise Äste und Bäume von den Straßen zu räumen, ebenso von einer Telefonleitung bei Klieken. Restliche Aufräumarbeiten sind am Morgen erledigt worden - als es hell war und die Ausmaße der angerichteten Schäden sichtbar wurden. Eines möchte Künne freilich noch loswerden: „Nicht wenige Anrufer haben kleine Äste gemeldet, die auf Fahrbahnen liegen.“ Derlei binde angesichts der zahlreichen erheblicheren Probleme unnötig Kräfte. Auch in anderen Teilen des Kreises waren Feuerwehren pausenlos unterwegs, Bäume und Äste blockierten Straßen, mussten beiseite geräumt werden. Das ging bis weit nach Mitternacht, gegen 1 Uhr etwa waren Pretzscher Kameraden unterwegs, um in der Bahnhofstraße Äste zu beseitigen, die Cobbelsdorfer wurden sogar noch kurz nach 4 Uhr zum Räumen gerufen.

Baugerüste halten stand

Sachschäden haben umstürzende Bäume unter anderem auch in Wittenberg angerichtet. In der Wilhelmstraße hat es beispielsweise eine Garage erwischt, in der Lutherstraße ein im Hinterhof abgestelltes Auto. Bauzäune und Rüstungen haben die Sturmböen diesmal allerdings gut überstanden: „Wir haben das kontrolliert“, sagt Stadtwehrleiter Peter Krause. Die Gewitterfront sorgte in einigen Teilen des Kreises außerdem für Stromausfall. Diverse Störungen konstatiert „EnviaM“. Gräfenhainichen und Ortsteile wie Schkönau, Hohenlubast und Mescheide waren zwischen 20.40 und 23.30 Uhr betroffen. In der Spitze seien rund 2 010 Kunden ohne Strom gewesen - meist wegen Blitzeinschlägen. Im Bereich der Stadtwerke Wittenberg traf es Braunsdorf, Nudersdorf, Straach, Mochau, Jahmo, Köpnick, Grabo, Berkau, Kerzendorf, Weddin, Boßdorf, Assau, Kropstädt, Wüstemark, den Bereich Möllens-dorfer Straße in Wittenberg und den Gallun samt Sender. Ursache war ein Baum in der Leitung. (mz)