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Wittenberg Wittenberg: Stolperstart für den Waldkindergarten

Von Irina Steinmann 20.08.2014, 09:00
Der Wagen mit der neu gestalteten Treppe
Der Wagen mit der neu gestalteten Treppe Thomas Klitzsch Lizenz

Wittenberg/MZ - Gegen Mittag kehren vier Kinder und zwei Erzieher von der Expedition in den Stadtwald zurück. Hier ein toter Mistkäfer, dort eine prächtige Weinbergschnecke, selbst am Rand der Schotterstraße gibt es noch allerhand zu entdecken kurz vor dem Mittagessen. Das liefert gegen 11.30 Uhr ein kleiner grüner Transporter, gegessen wird im Freien, der Mittagsschlaf soll ebenfalls draußen stattfinden, dafür gibt es ja die Hängematten.

Noch am Vortag hatte es so ausgesehen, als sei der Waldkindergarten weiter heillos im Dickicht des Vorschriftendschungels verstrickt. Zwar lag nun als letztes endlich die lang erwartete Baugenehmigung vor, (nur ein) Teil des Genehmigungsverfahrens und notwendig, weil hier eine Kindereinrichtung an einem neuen Ort entstehen sollte. Noch dazu eine, die mit „normalen“ Institutionen dieser Art nicht allzuviel zu tun hat. Neuland also auch für die Verwaltung, die deshalb extra genau hinguckte: Mehrere Seiten umfasst übereinstimmenden Angaben zufolge der Katalog der Auflagen, welche die Betreiber nun noch zu erfüllen haben, zudem wurde die Baugenehmigung deshalb auf vorerst ein Jahr befristet. Nach einem letzten Gespräch am Dienstagmittag im Landratsamt hielt Tina Kraatz, Geschäftsführerin des Trägervereins „Kunterbunt gUG“, nun auch die Betriebserlaubnis in den Händen. Vorausgegangen waren Nachbesserungen quasi in letzter Minute.

Vier Kinder besuchen den Waldkindergarten, nächste Woche kommt laut Trägerverein ein fünftes hinzu. Zielgruppe sind Drei- bis Sechsjährige, die sich dort sechs Stunden aufhalten. Es würden weitere Eltern gesucht, die Interesse an dem Angebot haben, Wartelisten gebe es derzeit bis 2016. Der Waldkindergarten ist der erste im Landkreis, in Sachsen-Anhalt gibt es nur eine Handvoll, bundesweit aber bereits mehrere hundert.

„Ab jetzt gibt es in Wittenberg einen Waldkindergarten“, erklärte Ramona Pabst vom Jugendamt, das die Federführung im Genehmigungsverfahren hat. „Es ist nun alles so weit, dass man sagen kann, die Sicherheit ist gewährleistet.“ Quasi über Nacht wurde die Treppe zum Schutzraum, eine „mobile Zahnstation“ aus DDR-Zeiten ähnlich einem Bauwagen, noch entsprechend gesichert; für die Umsetzung einer weiteren Auflage, den Brandschutz betreffend, wurde dem Verein laut Pabst eine Frist bis 28. August gesetzt.

Bäume des Waldes: Eine potenzielle Gefahr?

„Das war ein langer steiniger Weg“, kommentiert Tina Kraatz die Dauer des Genehmigungsverfahrens. Zwischenzeitlich waren wie berichtet etwa auch die Bäume des Waldes als potenzielle Gefahr betrachtet worden. Eine Verlegung des Standorts weg vom Nabu-Zentrum Richtung Damaschkestraße ist laut Kraatz nun aber vom Tisch.

Ab September soll ein - beheizbarer - Container mit mehreren Türen und Fenstern den alten Wagen ersetzen, darin werde es dann auch eine Komposttoilette geben. Der drei Mal neun Meter große Container werde gemietet, die Miete zahlt die Stadt. Laut Kinderförderungsgesetz sei man dazu verpflichtet, Defizite, die aus betriebsnotwendigen Kosten entstehen, zu decken, bestätigt Stadt-Sprecherin Karina Austermann.

Für einen Waldkindergarten ist das Draußen per Definition wichtiger als das Drinnen, das Aufsuchen des Schutzraumes also eher die Ausnahme als die Regel. Für den Winter allerdings, wenn es niemandem mehr so recht Spaß macht, lange im Wald herumzulaufen, ist eine Kooperation mit der Kita „Bienchen“ in Apollensdorf geplant. Das passt gut, sagt Kraatz, das ist ein Naturkindergarten.