1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Wittenberg: Wittenberg: Macherinnen sind am Werk

Wittenberg Wittenberg: Macherinnen sind am Werk

Von JANINE SCHARF 22.03.2011, 17:31

WITTENBERG/MZ. - Ja, man könnte es erwarten, doch in der neuen Ausstellung in der Kreisvolkshochschule (KVHS), die den Titel "FrauenBilder" trägt, sind nicht nur weibliche Wesen zu bestaunen. "Es gibt tatsächlich zwei männliche Ausnahmen", erklärt Stephan Köcke, Chef der Bildungseinrichtung. Für ihn sei es immer eine sehr angenehme Tätigkeit, neue Ausstellungen zu eröffnen. Und so hatte er unlängst zur Vernissage der neuen Schau in seiner Schule ein Lächeln auf dem Gesicht. Es sei ihm schließlich ein Anliegen, dass in seinem Haus nicht nur Bildung in den einzelnen Räumen zu erfahren ist, sondern auch Kultur - quasi im Vorbeigehen - ermöglicht wird.

Auch die beiden Künstlerinnen freuten sich anlässlich des Ausstellungsgespräches, mehr über ihr Schaffen zu verraten. Was bei Marion Berthold gar nicht einfach zu beschreiben ist: Sie filzt, töpfert, malt oder näht ihre Garderobe selbst. "Ich habe einfach manchmal meine Phasen und dann mache ich", sagt die 70-Jährige. Von ihr sind Aquarelle und Plastiken im ersten Stock zu sehen. Schon zu DDR-Zeiten sei es ihr größter Wunsch gewesen, eine Töpferscheibe zu besitzen. Den konnte sich Berthold erst kurz nach der Wende erfüllen und loslegen. Durch viele Kurse hat sie ihr künstlerisches Schaffen in den letzten Jahrzehnten vergrößert. "Einmal nichts mehr zu tun", sagt sie, "das würde mir Lebenskraft rauben." Aus vielen Materialen schafft sie neben Alltagsgegenständen auch Kunstwerke. Dass sie erfinderisch ist, beweist Berthold oft: Etwa wenn sie das Fell ihres Jagdhundes einfach in einen Vorhang eingefilzt, weil der zu viel Haare verliert. "Ich habe eben ein Sinn für das Praktische", sagt sie.

Neben diesem "FrauenBild" von Berthold präsentiert Karin Präger ihre fotografischen Impressionen. Schon zu DDR-Zeiten reiste sie in viele Ostblockstaaten und lernte das Unterwegssein lieben. Seitdem vergeht kaum ein Jahr, in dem sie nicht auf Achse ist - immer mit dabei ist ihr Fotoapparat. Besonders angetan habe es ihr der islamische Kulturkreis. "Ich mag es einfach, mit anderen Menschen zusammenzukommen, und ich sehe die Begegnungen mit Menschen als größten Schatz meiner Reisen", erzählt Präger, die schon über 30 Länder besucht hat. Am meisten erfahre man über ein Land, seine Kultur und die Menschen, wenn man allein unterwegs sei und nicht alles vorher genau plant. Dann sei auch die Kommunikation zweitrangig. "Manchmal braucht es keine Worte", erzählt Präger.

Beeindruckt ist sie - wie auf den Bildern deutlich zu erkennen - von einem kleinen indischen Dorf. Dort kenne man sie und ihre Kamera nun schon und trotzdem zieht es sie immer wieder dorthin. Auf ihren Bildern geht es nicht um große Feste. Es sind die kleinen, alltäglichen Dinge, die sie dem Betrachter näher bringt: die Zubereitung von Essen, den Umgang mit Kindern oder das Wasserholen. Wo sie ihr Weg als nächstes hinführt, steht zwar noch nicht fest, aber im Kopf hat sie bereits ein Ziel: Präger möchte im November ihr ehemaliges Pflegekind in Afghanistan besuchen. Auch Kollegin Berthold hat Pläne: Zusammen mit der Autorin Antje Wagner wird sie ein Kinderbuch herausbringen.

In der Ausstellung "FrauenBilder" werden Werke von zwei Frauen gezeigt, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber beide in ihren Arbeiten viel Persönliches preisgeben. "Ich wollte dem Besucher zwei ganz außergewöhnliche Frauen näher bringen", meint KVHS-Ausstellungsorganisatorin Helge Kaiser.

Die Schau ist bis Ende Juni zu den Öffnungszeiten der Schule zu sehen.