Buch neu aufgelegt Wittenberg in Versen: Kai Brodersen übersetzt „Silvula“ von Georg Sibutus neu
Althistoriker Kai Brodersen gibt ein mehr als 500 Jahre altes Buch des Wittenbergers Georg Sibutus inklusive Übersetzung neu heraus. Darum ist es reizvoll die alten Texte zu lesen.

Wittenberg/MZ. - „Die Lilien erheben sich in hoher, purpurner Farbe, / Und wetteifern mit den Rosen, den Gaben des sonnigen Landes.“ Und an anderer Stelle: „Das Myrten-Wäldchen grünt mit siegreichem Lorbeer. / So viele Blumen, so viele sind die zarten Gaben der Sträucher, / die in verschiedenen Farben von der Natur geschmückt sind: / Ein Teil ist weiß, ein Teil zeigt sich im purpurnen Gewand. / Wenn der Frühling heranreift, blühen sie und leuchten im Körper; / und auch in bunter Kleidung stehen sie vermischt.“
Mehr als 500 Jahre alt
Diese Zeilen entstammen keiner poetischen Beschreibung, was Besucher der Landesgartenschau 2027 in Wittenberg erwarten könnte. Nein, sie wurden geschrieben vor mehr als 500 Jahren von Georg Sibutus, einem jungen Gelehrten und Dozenten an der Wittenberger Universität. „Silvula“ („Wäldchen“) heißt das Werk. Es umfasst neben 15 Widmungen ein Theaterstück, das 1507 vor Kurfürst Friedrich III., dem Weisen, szenisch aufgeführt wurde.
Dass das in lateinischen Hexametern geschriebene Werk auch für Laien lesbar ist, ist Kai Brodersen zu verdanken. Der Althistoriker, 16 Jahre an der Erfurter Universität tätig, hat die Verse nicht nur übersetzt. Er hat das Ganze in einer zweisprachigen Ausgabe auch neu herausgegeben. „Das ist - oder war - mein Beruf“, erzählt der 66-Jährige Professor. „Ich mache gerne Bücher, jetzt eher als Liebhaberei.“
Aus Wittenbergs Geschichte
Durch private Kontakte mit Wittenberg verbunden, hatte er sich schon längere Zeit mit der Geschichte der Stadt und deren Universität beschäftigt. So war Kai Brodersen auch auf Georg Sibutus gestoßen. „Es hat mich fasziniert, wie er mit antiken sprachlichen Beschreibungen seine eigene Welt schildert. Was er über die Elbe, die Elbaue und die neu erbaute Schlosskirche zu sagen hat.“ „Das sei interessant, das Übersetzen selbst als „Rest ist Knochenarbeit“.

Von der Schlosskirche schrieb Sibutus als einem „westlichen Tempelgebäude“. „Vier Türen gewähren Zugang zu diesem Tempel; / am Eingang des Tempels stehen nahe dem heiligen Wasserbecken / bronzene Bassins, mit kunstvollem Glanz gefertigt. / Wo die große Tür häufig begangene Schritte zeigt, / sind auf beiden Seiten ringsum Altäre angebracht.“ Sibutus überliefert uns ein Bild des Innern aus der Frühzeit des Gebäudes, ein zugegeben etwas schwülstiges Bild, dieser Einschätzung stimmt auch Brodersen zu.
Es sei für die heutige Leserschaft nicht ganz einfach, aber dennoch reizvoll, sich mit den Texten zu befassen, findet der Althistoriker. Denn wie vor 500 Jahren versuche man heute wieder, mit der Stadt die Elbaue zu verbinden. Inzwischen hat Kai Brodersen auch andere Werke übersetzt und herausgegeben, etwa die Beschreibung eines Ritterturniers in Wittenberg. Man darf gespannt sein, was er noch alles entdeckt.
Das Buch: Georg Sibutus: Silvula - Wittenberg an der Elbe 1507; zweisprachige Ausgabe (lateinisch-deutsch), übersetzt und herausgegeben von Kai Brodersen; Kartoffeldruck-Verlag Speyer 2005, acht Euro.