1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Wittenberg: Wittenberg: Die Kundschaft stöhnt und tankt

Wittenberg Wittenberg: Die Kundschaft stöhnt und tankt

Von MARCEL DUCLAUD 16.01.2011, 16:57

WITTENBERG/MZ. - Teuer genug ist das trotzdem. Die Kundschaft stöhnt, schimpft, ärgert sich - und tankt.

"Geht nicht anders", sagt Peter Volgmann, "ich fahre auf Montage und muss das zahlen." Dem Wittenberger fällt es schwer, Verständnis für die hohen Sprit-Kosten aufzubringen. "Andere Preise steigen doch auch, nur die Löhne nicht. Ich muss zwei Haushalte führen. Das geht an die Substanz." Michael Neuzer, der gerade seinen Wagen saugt, erinnert an die Preisentwicklung - 1,50 lautete die Summe schon öfter, nur waren das andere Währungen. Erst Mark der DDR, dann Deutsche Mark, jetzt Euro. "Das ist zu viel", klagt er. Fahren muss er, weil sein Sohn schwer krank ist und in der Universitätsklinik in Leipzig liegt. "Da besuchen wir ihn fast jeden Tag."

Andere versuchen, die Autotouren zu reduzieren. Klaus Becker zum Beispiel: "Ich fahre so wenig wie möglich und nutze verstärkt das Fahrrad. Aber manchmal geht es einfach nicht, und das Wetter war lange auch nicht danach." Die Preise nennt er "unmöglich". Anders Roswitha Hasse, die Berlinerin, die aus Wittenberg stammt und gerade ihre Schwester besucht, ist entspannt: "Das gehört zum Leben, da rege ich mich gar nicht auf." Diese Meinung ist freilich eher die Ausnahme. "Das ist schon eine Sauerei", schimpft Hans-Joachim Ulrich, der indes ganz froh ist, in Wittenberg zu tanken, in Leipzig habe der Super-Preis noch bei 1,52 Euro gelegen. "Fünf Cent gewonnen, wer weiß, was morgen ist." Er schränkt sich ein und braucht das Auto trotzdem öfter. Wenn Ulrich tankt, dann allerdings selten voll, sondern für 15 oder für 20 Euro. Das, sagen Tankstellen-Angestellte, nehme überhaupt zu. Wenn die Preise steigen, dann reduziert sich die Literzahl, die in den Tank fließt. Mancher kaufe Sprit für fünf Euro.

Angestellte von Tankstellen weisen auch darauf hin, dass die Spritkosten vor Ort nicht zu beeinflussen seien. Die würden automatisch umgestellt, bei kurzer Vorwarnzeit, nicht mal ein Hinauszögern funktioniere. Stressig sei, dass sich die Preise inzwischen zuweilen drei Mal pro Tag ändern, früher war das vielleicht drei Mal die Woche der Fall. "Wenn die Preise steigen", sagt der Auszubildende Daniel Vollmer, "merkt man, wie die Laune der Kunden sinkt. Wir versuchen das mit viel Freundlichkeit auszugleichen."

Das Dilemma der Autofahrer benennt Steffen Danielowski. Sie sind aufs Tanken angewiesen: "Zur Arbeit müssen wir fahren." Und er weiß: Billiger wird es vielleicht kurzfristig, langfristig aber eher teurer. Wegen des knappen Öls, das momentan freilich noch in ausreichender Menge gefördert wird. Ob der Bio-Sprit E 10 mit mehr Ethanol da hilft? Keiner weiß es, zu haben ist er noch nicht. Und die Unsicherheiten sind groß. Bleibt Super? Welcher Wagen darf E 10 tanken? Die Tankstellen, die zumindest über Info-Blätter verfügen, verweisen auf Händler, Werkstätten oder das Internet.