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Wittenberg Wittenberg: Aus dem Land der Birkenwälder

Von rainer schultz 26.04.2012, 16:33

wittenberg/MZ. - "Eine phantastische Landschaft und eine nette kleine Stadt", schwärmte der 17-jährige Juho Vahala aus Finnland über seine ersten Eindrücke von der Lutherstadt und deren Umgebung. Für eine Woche weilt er mit zwölf Klassenkameraden zum Schüleraustausch am Luther-Melanchthon-Gymnasium Wittenberg und in Gastfamilien. Zwischen ihm und Gastgeber Hennes Jänemann gab es keine Akklimatisierungsprobleme. "Ich fühle mich hier sehr wohl", meinte Juho.

Das vielfältige Programm für die Elftklässler aus der finnischen Hafenstadt Pori lässt keine Langeweile entstehen. Der Mittwoch diente dazu einen Klassenraum "typisch finnisch" zu gestalten. Die Karte Finnlands wurde an die Wand projiziert und die geografische Zuordnung von Pori. Die Frage, was nun typisch finnisch sei, wurde fast von selbst beantwortet: Das sind die Birkenwälder, aber auch die Fichten, welche als Wandmalerei neben der finnischen Fahne ihren Platz im Klassenzimmer fanden. "Die Schulpartnerschaft nach Pori besteht bereits seit 2001. Alle zwei Jahre finden Besuche zwischen den jeweiligen Schulen statt", wusste Geografielehrerin Astrid Kaufhold zu berichten, die mit ihrem Kollegen Lothar Scheel das Austauschprojekt begleitet und begeistert dazu steht.

"Wenn wir in einem Birkenwald sind und die Sauna nicht fern ist, dann fühlen wir uns heimisch", ergänzte Ulla Lauren, die finnische Kollegin von Kaufhold, ihre Empfindungen beim Anblick des Wandgemäldes. "Gestern hatten wir einen tollen Fahrradausflug auf dem Elberadweg nach Wartenburg. Familie Anders lud uns zum Grillen ein", freute sich Leena Seppälä über die privaten Kontakte, die eine solche Schulpartnerschaft auch mit sich bringt. Das einzig Negative: "Sechsmal sprang die Kette herunter, was uns ein wenig nervte." Hanna Rintala (17), die bei Dana Böllicke in Wartenburg wohnt, kennt inzwischen auch die Weite der Elbauenlandschaft. "Wie bei uns in Finnland", meint sie und schwingt dabei ihren Pinsel, um das Wandgemälde noch zu vervollkommnen. Die farbigen Händeabdrücke der finnischen Gäste zieren inzwischen auch die Wände, was dem ganzen eine gewisse persönliche Note verleiht.

Elina Ruuhimäki, die bei Paul Gucinski aus der Neunten wohnt, versucht in Englisch ihre Erlebnisse wiederzugeben. Deutsch lernt sie erst seit zwei Jahren. Auch aus ihren Worten spricht Begeisterung.

Gastgeber Paul freut sich auf den Gegenbesuch in "Suomi" im kommenden Jahr, dann, wenn man nicht mehr als Fremder kommt. "Wir haben übrigens den größten und schönsten Ostseestrand Finnlands", wirbt Ulla Lauren für ihre Stadt, die sich im dichter besiedelten Südwesten des Landes befindet. "Wenn Sie uns besuchen, werden Sie auch unsere Küste bewundern und dem zustimmen."

Unterdessen hält ihre Lehrerkollegin Leena jedes Detail mit ihrer Fotokamera fest. "Wir haben in Pori viel zu zeigen und zu berichten über Wittenberg, über die herzlichen Kontakte, aber auch über die Hundertwasserschule. Wir werden bei uns eine Hundertwasserwand gestalten", verkündet ganz euphorisch Leena Seppälä. Friedensreich Hundertwasser (1928 bis 2000), nach dessen Plänen das Wittenberger Gymnasium einst umgebaut wurde, hat es ihr angetan.