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Nach Feuer Wiederaufbau in Kropstädt hat begonnen

Ein verheerender Brand fraß im Herbst 2019 die Kegelbahn des Ortes. Der Wiederaufbau hat sich etwas gezogen. Aber jetzt ist das neue Haus fast fertig.

Von Irina steinmann 23.07.2021, 20:32
Da war nichts mehr zu retten.
Da war nichts mehr zu retten. (Foto: Feuerwehr)

Kropstädt - Noch am Vormittag hatte auf der Anlage ein Wettkampf stattgefunden. Als der Brand ausbrach, war aber niemand mehr im Haus. Anwohner und auch eine Beerdigungsgesellschaft, die auf dem nahen Friedhof einen Kegelbruder zu Grabe trug, wunderten sich über beißenden Gestank und Qualm. Am frühen Nachmittag des 7. September 2019, ein Sonnabend, wurde die Kropstädter Kegelbahn ein Raub der Flammen. Die Brandursache wurde rasch vermutet und gilt bis heute: ein Defekt an der automatischen Kegelaufstellanlage.

Böse Überraschung

Fast zwei Jahre später ist der gelbe Flachbau in Schlossnähe noch immer eine Baustelle. Aber viel fehlt jetzt nicht mehr, bis hier wieder gekegelt werden kann. Anfang August, sagt am Freitag beim Ortstermin Eckhard Winkler, der Vorsitzende des Kropstädter Sportvereins KSV 02, soll es soweit sein. Man kann das spät finden. Noch im Brandherbst 2019 hatte sich die Stadt Wittenberg zuversichtlich gezeigt, dass hier bereits im Juli wieder eine Kugel geschoben werden könnte, Juli 2020 wohlgemerkt. Dass es so nicht kam, hat mit Überraschungen zu tun, die sich erst im Laufe der Schadensbeseitigung zeigten.

Dass das Gebäude hatte entkernt werden müssen, war angesichts der großen Brandschäden klar gewesen, ebenso, dass auch Teile des Daches erneuert werden mussten. Was dann aber bei der Entfernung von dessen Unterdecke zutage trat, warf die Arbeiten noch einmal zurück. Über dem Sanitärbereich hatten sich Porenschwamm und Braunfäule ausgebreitet, berichtet Marina Georgi vom Fachbereich Gebäudemanagement.

Zusätzlich zur Versicherungssumme, die die Brandschäden - 325.000 Euro an Gebäude und Inventar - abdeckte und laut Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) dank Sparkasse dann auch erfreulich rasch geflossen war, mussten nun erst noch Fördermittel eingeworben werden; dies tat der Verein im Frühling des Corona-Jahrs 2020 und bekam im Herbst dann auch einen positiven Bescheid vom Land. Spenden wie etwa von Lotto-Toto taten ein Übriges.

Inzwischen ist der Innenausbau so gut wie abgeschlossen und auch die Kegelbahnanlage - vier Bahnen waren und werden es - ist im Entstehen. Neben diesem Herzstück des Hauses, das von Zugehör als „sozialer Knotenpunkt“ für Kropstädt bezeichnet wird - sind auch alle übrigen Räume des 1965 errichteten Gebäudes mutmaßlich um Längen schöner als zuvor. Weiß strahlen die Wände, es gibt Schallschutz, der Zugang ist nun barrierefrei und wer die Toiletten besucht, muss den Sportlern nun auch nicht mehr beim Duschen zusehen.

Die Elektrik ist neu und die Ölheizung von 1995 wird durch einen Gasanschluss ersetzt. Zudem wurde ein zweiter Fluchtweg angelegt - und der war beim Ortstermin Anlass für lustige Sprüche: Es handele sich um den Ausgang „für die Kegler, die nicht so gut waren“, flachste Winkler und der Oberbürgermeister setzte noch einen drauf und sprach von einem „Walk of Shame“. Den wollen die Kropstädter Kegler selbstredend möglichst selten gehen: Man spielt auf Landesebene, wie Mannschaftsleiter Denny Dorn berichtet - und Sportinteressierte natürlich sowieso wissen.

Vereinsleben im Laden

Während die Bauleute die Spuren des Brandes beseitigten - zum Einsatz gegen den Ruß kam beispielsweise die Trockeneismethode, bei der minus 78 Grad kalte Kohlendioxid-Kügelchen gegen die Wand geschossen werden -, schlüpften die Kropstädter Sportler in den zurückliegenden fast zwei Jahren bei den Kegelbrüdern in Zahna unter.

Auch das Vereinsleben ging weiter, wie Denny Dorn der MZ berichtete: Auf Vermittlung von Ortsbürgermeister Enrico Schulze (CDU) fand es im umgebauten Übergangsquartier statt, in „Gaby’s Einkaufsquelle“, wie der Laden hieß, als man dort noch einkaufen konnte. Bald aber ziehen auch die Kartenspieler und wofür sich die Senioren des Vereins sonst noch zusammenfinden, wieder zurück ins neue, gelbe Haus. Zeit wird’s, sagen die Kegler und freuen sich. Denn Ende August beginnt die Wettbewerbssaison. (mz)

Oberbürgermeister Zugehör, Vereinschef Winkler und Ortsbürgermeister Schulze (von links) betrachten ein Foto von einem hässlichen Brand.
Oberbürgermeister Zugehör, Vereinschef Winkler und Ortsbürgermeister Schulze (von links) betrachten ein Foto von einem hässlichen Brand.
(Foto: Thomas Klitzsch)