1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Widerstand gegen den Ringdeich

Widerstand gegen den Ringdeich

Von Markus Wagner 13.11.2005, 16:47

Priesitz/MZ. - Hintergrund der Aktion: Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz hatte erste Planungen vorgestellt, wie der Hochwasserschutz zwischen Sachau und Priesitz erneuert werden kann. Eine Variante ist ein Ringdeich um Priesitz - entweder vor der Schifferkirche, die dann versetzt werden müsste, oder knapp dahinter.

"Ein Deich soll uns doch vor Hochwasser schützen und nicht dazu führen, dass unsere Häuser abgerissen werden", schimpft Fischer Jörg Flemmig. Dessen Wohnhaus müsste bei beiden Varianten weichen. "Das wird so nicht kommen, weil wir nicht weichen werden", kündigt Flemmig an. Denn andernfalls würde das auch das Ende seines Betriebes bedeuten. "Ich brauche den Standort an der Priesitzer See", sagt er, "eine Fischerei auf dem Berg ist ja nicht sehr effektiv."

So wie Flemmig geht es den meisten Priesitzern. Die Frage, ob der Ringdeich nun als Erdwall mit noch mehr Platzbedarf oder als Spundwand ausgeführt wird, stellt sich ihnen gar nicht. "Uns wäre das liebste, wenn der alte Deich in seiner Linienführung saniert wird", sagt Bürgermeister Bernd-Uwe Edler. Ihm geht es dabei nicht nur ums Dorf sondern auch um die Aue - und die Landwirtschaft. "20 Prozent unserer Flächen liegen in der Aue", sagt Heiko Hohlfeld von der Agrargenossenschaft in Pretzsch. Das seien zudem die besten Böden der Genossenschaft, von denen etwa 30 Prozent des Ertrages kommen. Würden die wegfallen, weil der Deich zurückverlegt wird, "müssten wir uns ernsthafte Sorgen machen", so Hohlfeld. Doch genau die Rückverlegung strebt der Landesbetrieb an. Der Grund: Auf Höhe Priesitz engt der Deich die Elbaue auf 700 Meter Breite ein, ein Stück weiter oben liegen 1,5 Kilometer zwischen den Deichen. Das habe beim Hochwasser 2002 wohl auch zum Deichbruch geführt, so der Landesbetrieb.

Doch auch das sieht man in Priesitz anders. "Die sollen mal die Buhnenfelder ausbaggern, dann hat das Wasser genug Platz", meint Fährmann Jürgen Täsch. Im übrigen sei es zwischen Pretzscher Schloss und Mauken noch enger. Stattdessen soll Priesitz "einen Strick ums Dorf" bekommen. So sieht es zumindest Tierärztin Evelin Ulrich. Sie macht sich zudem Sorgen, dass eine fünf Meter hohe Spundwand das Mikroklima im Ort verändere. "Entweder die Luft steht dann, oder es zieht die ganze Zeit", meint sie. Vom Ausblick ganz zu schweigen. Der Blick durchs Frontfenster der Schifferkirche auf die Aue wäre dann verwehrt. Kein Wunder also, dass der Deich am Sonntag auch das wichtigste Thema beim Gottesdienst war. Die Predigt von Pfarrerin Andrea John jedenfalls füllte es zur Hälfte. "Welcher Rad-Tourist geht hier denn dann noch spazieren?", zieht Bürgermeister Edler das letzte Argument, den Tourismus. "Man sollte da schon längerfristig denken", sagt auch Gemeinderat Silvio Bräuer. Denn der Ringdeich wäre zwar die günstigste der fünf Varianten, doch er wäre auch die schlechteste.