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Weihnachtsmarkt in Wittenberg abgesagt Weihnachtsmarkt in Wittenberg abgesagt: Es bleibt beim Baum

Von Irina Steinmann 04.12.2020, 12:02
Stattlicher Baum, aber untenrum leider dunkel: Weihnachtstanne auf dem Wittenberger Markt
Stattlicher Baum, aber untenrum leider dunkel: Weihnachtstanne auf dem Wittenberger Markt Thomas Klitzsch

Wittenberg - Das winzige Fünkchen Hoffnung hielt sich bis ganz zuletzt auf der Homepage der Stadt, dabei war der Inhalt schon mit Inkrafttreten der geänderten Eindämmungsverordnung Makulatur: Weihnachtsmärkte, heißt es dort seitens des Landes Sachen-Anhalt unmissverständlich, finden nicht statt. Auch deshalb wartete die Öffentlichkeit lange vergeblich auf eine offizielle Absage.

Es war als erste die Cottbuser Agentur Coex, die von Mittwoch auf Donnerstag der langen Liste ihrer abgesagten Weihnachtsmärkte den Wittenberger hinzufügte: „FÄLLT AUS!“, in Rot und in Versalien, damit es auch der Letzte mitbekommt.

Am heutigen Freitag hätte - wenn es denn zu den erhofften Lockerungen gekommen wäre - der verschobene und verkürzte Weihnachtsmarkt beginnen sollen, den Coex seit vielen Jahren für den Veranstalter, den Wittenberger Gewerbeverein, ausrichtet.

Doch nicht nur damit ist es Pustekuchen: Es wird auch keinen Ersatz geben. Keine einzelnen Verkaufsbuden auf Abstand und mit Verweilverbot, wie man es etwa in Dessau versucht, aber auch in einigen anderen deutschen Städten. Den Wittenbergern bleibt auf dem Marktplatz allein der Baum.

Klarer Fall

Man habe gemeinsam mit dem Veranstalter und dessen Partner Coex bis zuletzt dafür „gekämpft“ womöglich doch noch einen kleinen Ersatz auf die Beine zu stellen, erklärte am frühen Donnerstagnachmittag auf MZ-Anfrage Stadt-Sprecherin Karina Austermann, sich dann aber für eine konsequente Umsetzung der Eindämmungsverordnung entschieden, zumal die Fallzahlen in Wittenberg wie berichtet zuletzt stark angestiegen sind.

Ähnlich äußerte sich am Mittag der - als Veranstalter für die Absage zuständige - Gewerbeverein in einem internen Informationsschreiben, aus dem zudem hervorgeht, dass es damit auch keine verkaufsoffenen Adventssonntage geben wird. Im Laufe des Tages wurde der Markt dann auch offiziell abgesagt.

Man sei sich bewusst, dass Wittenberg gerade in der Adventszeit im Wettbewerb zu anderen Städten stehe, sagte Austermann mit Blick etwa auf Dessau. Doch bedeute die Verantwortung für Kunden und Händler eben auch, diese nicht fahrlässig gesundheitlichen Risiken auszusetzen, verwies sie auf den „Spagat“, in dem sich die Stadt hier befunden habe.

Austermann lehnte es ab, die Dessauer Aktivitäten zu bewerten, sie sagte allerdings: „Eigentlich geht es nicht.“ Auch der Vorsitzende des Gewerbevereins, Thomas Schneider, verwies auf „Verantwortung“ im Kampf gegen die Pandemie und nannte die Absage eine „logische Konsequenz“. Es könne jetzt nicht darum gehen, „Gesetze zu dehnen, um sie zu umgehen“.

Der Spatz in der Hand

Ähnlich äußerte sich Coex. „Dann ist es besser so“, sagte Geschäftsführer Eberhard Heieck angesichts der aktuellen Corona-Zahlen und dem was daraus noch folgen könnte. Heieck bestätigte, dass es den „Wunsch“ gegeben habe, den Markt zuerst verkürzt und, nachdem sich das als unmöglich herausgestellt hatte, dann in irgendeiner kleinen Ersatzform, „drei, vier Hütten“, stattfinden zu lassen „wie (Dirk) Merkel in Dessau“.

Für Wittenberg aber sei diese Rechnung „nicht aufgegangen“, konstatiert Heieck, der an dieser Stelle noch einen interessanten Aspekt ins Spiel bringt: Eigentlich dazu gedacht, wie er erklärte, um Händlern doch noch den Verkauf einiger - womöglich verderblicher - Waren zu ermöglichen, sei eine kleine Lösung für die Betroffenen selbst nicht mehr attraktiv, nachdem inzwischen Klarheit über die November- und Dezemberhilfen herrscht.

Kurz: Für nur wenige Tage Geschäft auf Abruf wolle verständlicherweise niemand diese staatliche Unterstützung oder das Kurzarbeitergeld riskieren.

Unterdessen gibt es Stimmen aus der Bürgerschaft, die den Verantwortlichen einen falschen Umgang mit dem Thema Weihnachtsmarkt und Corona vorwerfen. „Ich muss meinen Unmut über die lieblose Gestaltung unseres Marktes kundtun“, schreibt zum Beispiel Axel Dorn der MZ. „Wenn das alles bezüglich Weihnachtsgestaltung sein soll, dann hätte man es sein lassen sollen.“ Und speziell zum Weihnachtsbaum: „Noch nicht einmal das abgrenzende Gatter konnte formschön aufgestellt werden. Alles lieblos - oder ist der Aufwand für die eigenen Bürger zu viel?“

Eine Frage der Sicherheit

Dass der Baum, eine wunderschöne Tanne aus Reinsdorf, untenrum im Dunkeln komisch aussieht, ist anderen aufgefallen. Dafür, dass die Beleuchtung erst in einigen Metern Höhe beginnt, gibt es Heieck zufolge eine plausible Erklärung: Sicherheitsgründe. Die Beleuchtungstechnik soll nicht so einfach gestohlen werden können. Deren Anordnung weit über dem Erdboden sei übrigens in den Vorjahren nicht anders gewesen, durch die Weihnachtshütten drumherum habe es nur niemanden gestört. (mz)