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Schulungen für Verkehrssicherheit Was tun, um Kinder sicher zu transportieren? Wittenberger zeigt, wie es geht

Klaus Lohmann zeigt, was es mit Baby und Kind im Auto zu beachten gibt. Welche Sitze geeignet sind, welche Fehler häufig gemacht werden und warum es sich lohnt, vorher zu üben.

Von Lea Fischer 28.04.2025, 06:30
Klaus Lohmann bietet jeden Monat Schulungen für Verkehrssicherheit mit Kindern an.
Klaus Lohmann bietet jeden Monat Schulungen für Verkehrssicherheit mit Kindern an. (Fotos: Lea Fischer)

Wittenberg/MZ. - Wenn es um die Sicherheit der Kleinsten im Auto geht, ist besondere Sorgfalt gefragt – denn schon kleine Fehler können fatale Folgen haben. Kaum jemand weiß das besser als Klaus Lohmann. Der 70-Jährige ist ehemaliger Fahrlehrer und führt heute im Auftrag des ADAC die Schulung „Sicher im Auto“ durch.

Einmal im Monat steht er mit seinem ehemaligen Fahrschulauto vor dem Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg – das nächste mal am 15. Mai ab 17 Uhr – ausgestattet mit Informationsmaterial, Kindersitzen und einer Übungspuppe – seinem „Trainingsbaby“. Diese wiegt 3,5 Kilogramm und entspricht einem etwa drei Monate alten Säugling. „Die Puppe ist ideal zum Üben“, sagt er.

Drei Sitze werden für jedes Kind benötigt.
Drei Sitze werden für jedes Kind benötigt.
(Foto: Lea Fischer)

Lohmann erklärt: Jedes Kind braucht bis zum zwölften Geburtstag oder einer Körpergröße von 1,50 Metern drei verschiedene Sitze. Zunächst die rückwärtsgerichtete Babyschale – meist mit Tragegriff und oft mit Isofix-Basis. Danach folgt ein mitwachsender Sitz, ebenfalls rückwärts oder vorwärtsgerichtet. Und schließlich eine Sitzerhöhung, idealerweise mit integrierter Rücken- und Kopfstütze. Sitze ohne Rückenlehne seien laut Lohmann bestenfalls eine Notlösung: „Der Sitz mit Rückenlehne ist optimal. So bleibt der Gurt an der Schulter und am Becken.“

Was Eltern wissen müssen

Viele Eltern unterschätzen, wie gefährlich ein falsch eingebauter oder falsch benutzter Kindersitz sein kann. „Schon bei 30 km/h wirkt bei einem Aufprall ungesichert das Zehnfache des Körpergewichts“, erklärt Lohmann. „Ein 20 Kilogramm schweres Kind wird dann mit circa 200 Kilogramm aufprallen.“ Deshalb sei die korrekte Gurtführung entscheidend – straff über Schultern und Becken, niemals am Hals oder über den Bauch.

Die Isofix-Halterung ist direkt mit der Karosserie verbunden.
Die Isofix-Halterung ist direkt mit der Karosserie verbunden.
(Foto: Lea Fischer)

Ein häufiger Fehler: Kinder werden mit dicker Winterkleidung angeschnallt. „Dann kriege ich die Gurte gar nicht richtig an den Körper“, warnt Lohmann. Besser sei es, das Kind mit Decken über dem Gurt zu wärmen. Auch beim Kauf des Sitzes ist Sorgfalt geboten: Nicht jeder Sitz passt in jedes Auto. „Ich empfehle, den Sitz vor dem Kauf im eigenen Fahrzeug auszuprobieren“, so Lohmann. Seit 2013 schreibt eine neue EU-Norm verstärkt den Einsatz von Isofix-Halterungen vor. Sie verringern die Fehlerquote, die bei der Gurtmontage häufig zu locker oder falsch erfolgt. Isofix verankert den Sitz direkt an der Karosserie – mit klaren Anzeigen – rot oder grün – zur Kontrolle. „Damit kann bei der Gurtführung fast nichts mehr schiefgehen“, sagt Lohmann.

Gebrauchte Kindersitze sieht er kritisch: „Man weiß nie, ob der Sitz nicht doch schon einmal in einen Unfall verwickelt war.“ Hersteller empfehlen, Kindersitze nach einem Unfall sofort auszutauschen – schon bei einem Aufprall mit zehn km/h kann der Kunststoff Schaden nehmen. Auch durch Alterung werden die Materialien spröde, etwa durch UV-Strahlung. „Vier bis sechs Jahre ist die maximale Nutzungsdauer.“

Sitzschalen wie diese sollten nur im Notfall verwendet werden.
Sitzschalen wie diese sollten nur im Notfall verwendet werden.
(Foto: Lea Fischer)

Der sicherste Platz für Kinder ist laut Lohmann hinten – am besten hinter dem Beifahrersitz. Dort sind sie bei einem Unfall statistisch am besten geschützt und können auf der Gehwegseite ein- und aussteigen. Den Beifahrersitz hält er für riskant: „Bei Gefahr weicht der Fahrer instinktiv aus – oft so, dass die Beifahrerseite getroffen wird.“

Frühzeitig informieren, ist wichtig

Lohmann empfiehlt, sich frühzeitig mit dem Thema Kindersicherheit im Auto zu befassen – am besten im Rahmen von Geburtsvorbereitungskursen bei Hebammen oder in Krankenhäusern. Dort hat er bereits Veranstaltungen zu Kindersicherheit im Auto angeboten. In den 90 Minuten mit werdenden Eltern bleibt genug Zeit, um den richtigen Umgang mit Kindersitz und Gurt praktisch zu üben. „Viele wissen gar nicht, wie schwierig es ist, ein schreiendes Baby korrekt anzuschnallen“, sagt er. Solche Kurse würde er gern häufiger geben: „Wenn das Interesse da ist – ich wäre sofort dabei.“

Die Sicherheit der Kinder ist für Lohmann nicht nur Beruf, sondern Herzensangelegenheit. „Meine Enkelkinder sind alle mit Isofix groß geworden“, sagt er stolz – und seine fünf Enkeltöchter saßen immer hinten.

Kindersitze sind gesetzlich vorgeschrieben – doch Sicherheit sollte nie dem Spargedanken zum Opfer fallen. Wer wegen des Preises auf Isofix verzichtet, der spare am falschen Ende. „Gerade unter Zeitdruck passieren die meisten Fehler“, sagt Klaus Lohmann. Umso wichtiger ist es, dass der Sitz einfach zu bedienen ist – und das Kind immer korrekt und straff gesichert wird.