War Hitler Ehrenbürger?
Wittenberg/MZ. - "Es hat Mitte der 90er Jahre zu diesem Thema schon einmal eine Anfrage gegeben", erinnert sich Naumann. Ein abschließendes Ergebnis der Recherche sei allerdings nicht bekannt. Vielleicht deshalb hat nun die Linkspartei.PDS das Thema zur Sprache gebracht. Nach den Diskussionen um Bad Doberan, wo erst ausländische Journalisten vor dem G8-Gipfel die Stadt auf den nie zurückgenommenen Beschluss zur Ehrenbürgerschaft aufmerksam gemacht hätten, wolle man dies mit Blick auf 2017 verhindern, so Fraktionsvorsitzende Karin Dübner.
Allerdings schwirren schon Vermutungen im Raum, dass der damalige Stadtrat die Ehrenbürgerschaft zwar beschlossen habe, es aber keine formelle Annahme aus der Staatskanzlei gebe. Bei mehr als 4000 Städten, die Hitler allein an seinem Geburtstag am 20. April 1933 die Ehrenbürgerschaft angetragen haben sollen, wäre das durchaus möglich. Wenn nicht, stellen sich allerdings einige juristische Fragen. So gilt die Ehrenbürgerschaft nur zu Lebzeiten. Weil sie mit dem Tod erlischt, wäre eine Aberkennung unnötig, ist ein rein rechtlicher Standpunkt. Offen ist auch, ob die Ehrenbürgerschaft mit einem Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland nicht schon aberkannt worden sein könnte.
In Euskirchen bei Köln machte es der Stadtrat selbst, Gleich bei der ersten Sitzung im April 1945. Dresden war zwei Monate später dran. Auch hier: Aberkennung durch den Stadtrat. Etwas länger hat es in Halle gedauert. Am 29. Mai 1991 wurde Hitler die Ehrenbürgerschaft entzogen - genauso wie Reichspräsident Paul von Hindenburg und Reichsmarschall Hermann Göring. In Aschersleben stammt so ein Beschluss aus dem Jahr 2006.
Im tschechischen Landskron hat man eine ganz andere Sicht auf die Dinge. "Die Geschichte besser machen als sie war, halte ich für unglücklich", sagte Oberbürgermeister Juraj Thoma im April 2007 laut dpa. Wittlich in der Eifel muss das gar nicht tun. Dort war der Beschluss dank eines listigen Stadtrats nie zustande gekommen: Er hatte 1933 zu dieser Frage einen Ausschuss einsetzen lassen.