Waldbrandgefahr in Wittenberg Waldbrandgefahr in Wittenberg: Es brennt an den Bahndämmen

Wittenberg/MZ - Das war Schwerstarbeit für die Feuerwehren. Innerhalb weniger Stunden brannte es am vergangenen Sonnabend an drei Bahndämmen der Strecke Leipzig-Berlin im Landkreis Wittenberg. Um 16.47 Uhr mussten die Feuerwehren aus Kemberg, Pratau, Klitzschena und Selbitz Richtung Bergwitz ausrücken, wo eine Böschung in Flammen stand. Der zweite Brand wurde der Einsatzleitstelle um 20.35 Uhr gemeldet, die die Feuerwehren aus Zahna, Mühlanger und Gallin ans Gleis zwischen Blönsdorf und Klebitz beorderte. Für die Löscharbeiten dort mussten beide Gleise bis 21.32 Uhr gesperrt werden. Drei Fernzüge wurden umgeleitet, ein Nahverkehrszug hatte zehn Minuten Verspätung, so ein Bahnsprecher. Ab 21 Uhr hatten dann die Kameraden aus Abtsdorf, Euper und Pratau einen Böschungsbrand in der Nähe des Bahnwerkes in der Hüfnerstraße zu löschen.
Gefahr durch Unvernunft
Schon seit Donnerstag gilt im Landkreis die höchste Waldbrandwarnstufe 4, und es soll noch bis zur Wochenmitte heiß und trocken bleiben. Forstleute und Waldbesitzer machen sich deshalb zunehmend Sorgen. Zwar kann es durch „Heißläufer“ an Erntemaschinen und Zügen auch zu Entzündungen kommen, aber die Hauptursache, sagte Frank Ackermann vom Landeszentrum Wald schon in einem früheren Gespräch mit der MZ, ist Unvernunft. „Die Schwierigkeit ist es, den Leuten zu vermitteln, dass sie mit dem Auto den Wald nicht befahren dürfen“, sagt auch Benedikt Sedlmayer, der im Verband der Waldbesitzer die Region Anhalt-Wittenberg vertritt. Das Befahren der Wälder mit Kraftfahrzeugen ohne Sondergenehmigung ist generell verboten.
Eigentümer organisieren sich
Das schere die Unvernünftigen wenig, so Sedlmayr. „Man hat auch keine Handhabe, wenn man sie zur Rede stellt, zeigen sie einem höchstens den Mittelfinger.“ Um für eine Anzeige Personalien festzustellen, müsste er Sheriff spielen. Die privaten Waldbesitzer sind laut Landeswaldgesetz auch zur Brandvorsorge verpflichtet. Im Nordkreis haben das die 250 Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Schmilkendorf entsprechend organisiert, so dass 2 000 Hektar unter Kontrolle sind. „Es sind bei uns nicht so viele Leute im Wald“, sagt der Schmilkendorfer Horst Georgi. „Wenn sie sich anständig benehmen und nicht rauchen, dann dürfte nichts passieren.“
Rauchverbot herrscht in den Wäldern Sachsen-Anhalts vom 15. Februar bis zum 15. Oktober. In Brandenburg streiten sich gerade Land und Naturschützer, weil Waldwege geschottert werden sollen, damit Feuerwehren bei Waldbränden besser vorankommen. „Die meisten Waldwege bei uns sind gut befahrbar“, sagt dazu der Coswiger Stadtwehrleiter Ingo Künne. „Probleme haben wir eher, wenn die Wege oberhalb so zugewuchert sind, dass wir mit höheren Fahrzeugen nur schwer durchkommen.“ Die MZ hat Künne am Sonntag im Urlaub erreicht, er genießt die heißen Tage auf Rügen - verdient, nach dem Stress mit zuviel Wasser im Juni.