Vorwürfe wegen Arbeitsbedingungen Vorwürfe wegen Arbeitsbedingungen: Sitel-Betriebsrat weist Kritik zurück
Wittenberg - „Sehr verwundert“ und teils „schockiert“ über Kritik an den Arbeitsbedingungen während der Corona-Krise hat sich der Betriebsrat des Wittenberger Call-Centers „Sitel“ in einem Schreiben an die MZ gezeigt. Er bezieht sich damit auf den MZ-Beitrag vom 30. März, in dem entsprechenden Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen wurde und in dem sich die weltweit tätige Sitel GmbH auf Anfrage der MZ nur sehr allgemein geäußert hatte.
„Zum einen“, schreibt jetzt die Betriebsratsvorsitzende Claudia Retzke, „gibt es weder Großraumbüros mit einer Größenordnung von 150 Arbeitsplätzen, noch ist unser Unternehmen tatenlos“: Man sei bereits vor dem ersten Corona-Fall in Sachsen-Anhalt „deutschlandweit und auf lokaler Ebene aktiv geworden“, so Retzke, die auch stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende ist.
„Mit den Auftraggebern wurde sofort Kontakt zu möglichen Home-Office-Lösungen aufgenommen, Maßnahmen der Prävention wurden mit unserem Betriebsarzt besprochen und eingeleitet und auch über den Ernstfall von Quarantäne haben wir frühzeitig beraten.“
Umgehend habe man bei den Mitarbeitern abgefragt, „wer die technischen Voraussetzungen für eine Arbeit von zu Hause erfüllt und seit KW 12 schicken wir nun Schritt für Schritt Kollegen ins Home Office. Trotz der Tatsache, dass wir in unserem Betrieb zuvor keine Home-Office-Arbeitsplätze anbieten konnten und auch die Auftraggeber ihre Zustimmung erteilen müssen, haben wir innerhalb kürzester Zeit, mit hoher Investition an Technik, knapp ein Viertel der Kollegen ins Home Office schicken können“, heißt es in der Mail vom 3. April weiter.
„Weitere ,Umzüge’ finden täglich statt, um den höchstmöglichen Schutz zu bieten. Hierbei werden Mitarbeiter in Risikogruppen gesondert betrachtet.“ Auch am Sitz in der Friedrichstraße wurde in der vergangenen Woche demnach weiter gearbeitet: „Die anderen Kollegen werden mit größtmöglichem Abstand zueinander auf den Arbeitsflächen verteilt, die Zutrittssysteme wurden angepasst, ausreichend Desinfektionsmittel geordert und unsere Reinigungsfirma reinigt mehrmals täglich unsere Sanitäranlagen und stark frequentierte Bereiche.“
Zur ebenfalls kritisierten Kinderbetreuung hieß es, „unsere Kollegen waren von der Maßnahme sehr kurzfristiger Schul- und Kita-Schließungen übermannt“. Die daraufhin gemeinsam erarbeiteten Regelungen zur Notfallbetreuung „erfolgte nicht, um betreuungspflichtige Eltern zum Dienst zu verpflichten, sondern um diese zu unterstützen“.
Besichtigungen der Arbeitsstätten durch das Ordnungsamt hätten im Übrigen „keine Beanstandungen oder Verbesserungsvorschläge“ ergeben, so Retzke. (mz)