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Vorbereitungen für "Luthers Hochzeit" Vorbereitungen für "Luthers Hochzeit": Arbeiten wie am Fließband

Von Corinna Nitz 09.03.2015, 09:43
Seit 1997 fertigen Anja und Jörg Engler, die in Zahna die Keramikwerkstatt Doster betreiben, die Plaketten für Wittenbergs Stadtfest „Luthers Hochzeit“.
Seit 1997 fertigen Anja und Jörg Engler, die in Zahna die Keramikwerkstatt Doster betreiben, die Plaketten für Wittenbergs Stadtfest „Luthers Hochzeit“. Thomas Klitzsch Lizenz

Zahna/Wittenberg - Während die Protagonisten für „Luthers Hochzeit“ noch gesucht werden, sind die Plaketten für das 21. Wittenberger Stadtfest bereits fertig. Hergestellt haben sie in ihrer Keramikwerkstatt Doster in Zahna Anja und Jörg Engler.

Bekannt sind sie vor allem für oftmals mit floralen Motiven liebevoll gestaltete Zier- und Gebrauchskeramik. Die Plakettenproduktion hingegen hat mit solcher Kunst nicht mehr viel zu tun. Das ist Arbeit im Akkord, tagelang, wochenlang: Ton anrühren, kneten, ausrollen, Kreise ausstechen, Kugeln oder Linsen formen, platt drücken, Lutherrosen und Jahreszahlen stempeln, Löcher für die Strippen rein, Farbe drauf, brennen... Ein bisschen erinnert das an Weihnachtsbäckerei. Und so, wie selten ein Plätzchen exakt dem anderen gleicht, so sind am Ende auch die Plaketten durchaus Unikate.

Noch bis 21. März können sich Interessierte, die beim diesjährigen Fest „Luthers Hochzeit“ in die Rollen der beiden Protagonisten schlüpfen wollen, bei der Wittenberger Marketinggesellschaft bewerben. Vom 12. bis 14. Juni werden die ausgewählten Laiendarsteller als Katharina von Bora und Martin Luther unterwegs sein und nicht nur am Festumzug durch die Altstadt teilnehmen, sondern auch jenen Paaren, die während des Festes tatsächlich heiraten, gratulieren und an verschiedenen Zeremonien teilnehmen. Sie sollten also Freude daran haben, in der Öffentlichkeit und im Mittelpunkt zu stehen und Fragen von Besuchern sowie Journalisten beantworten können. (cni)

Bei www.lutherhochzeit.de stehen ausführliche Informationen zu den erwünschten Voraussetzungen im Internet. Schriftliche Bewerbungen mit Foto werden an die Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH, Markt 4 in 06886 Lutherstadt Wittenberg gesandt.

Schon seit 1997 (es war auch das Jahr ihrer eigenen Hochzeit) fertigen Englers für Wittenbergs wichtigstes (Volks-)Fest die Plaketten. Mit der Herstellung beginnen sie jeweils nach dem 7. Januar, wenn bei den Kindern die Schulferien vorbei sind. Fertig sein müssen die Plaketten immer bis Ende Februar. 32 000 sind es 2015, die Jörg Engler etappenweise zum Augustinuswerk in Wittenberg gefahren hat, wo die Tonscheiben aufgefädelt werden. Neulich sei ihm auf so einer Tour wieder einmal bewusst geworden, dass das auch in monetärer Hinsicht Werte sind, mit denen er da auf Achse ist.

Aufwand darf nicht unterschätzt werden

Englers arbeiten im Auftrag der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH. Deren Geschäftsführer Johannes Winkelmann erinnert sich gut an das erste Stadtfest anno 1994, als man lediglich Stoffbändchen an die Besucher ausgab. Ein Jahr später war es ein Button, bis 1996 die Gräfenhainichener Töpferin Petra Schütze die ersten Plaketten herstellte und 1997 die Zahnaer in die Stadtfestplakettenfertigung einstiegen. Sie erhalten dafür ein Salär, wobei angenommen werden darf, dass sich damit keine Reichtümer anhäufen lassen. Andererseits ist es eine „sichere Einnahmequelle“, wobei der Aufwand nicht unterschätzt werden dürfe, und unter Hinweis auf ihren sonstigen Werkstattbetrieb sagt Anja Engler: „Eigene Ideen müssen in dieser Zeit zurückgestellt werden.“ Das fängt schon beim Raumbedarf an: Gut 500 Kilogramm Ton müssen für die Plaketten aufgearbeitet werden; in diesem Jahr, so Jörg Engler, haben sie Tonpulver von der Zahna Fliesen GmbH verwendet. Das Pulver haben sie in einem Sack unter den Arbeitstischen aufbewahrt und portionsweise angerührt. Auf fünf Kilo Pulver kamen 1,2 Liter Wasser. Ein Verhältnis, so Engler, das genau eingehalten werden muss, „sonst verändert sich die Konsistenz sofort“. Und dann wird im Akkord gearbeitet, man könnte auch sagen wie am Fließband. Dabei sei nicht nur die Platzfrage eine logistische Herausforderung - heikel ist’s auch am Brennofen, an dem kein Stau entstehen darf. Wer in Zahna in der Keramikwerkstatt Doster steht und Englers zuhört, ahnt, was sie meinen, wenn sie über die Dauer der Festplakettenherstellung sagen: „Wir sind damit voll ausgelastet.“ Und: „Es geht nicht, das zwischen andere Arbeiten zu schieben.“

Die anderen Arbeiten. Ihre aktuelle Leidenschaft, erzählt Anja Engler, die an der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meissen als Bossiererin/Porzellangestalterin ausgebildet wurde, sind große Objekte mit Lichtakzenten. Gemeinsam mit ihrem Mann bietet sie u. a. auch Raku-Kurse an. Jörg Engler kann sehr anschaulich von solchen Rakubrand-Aktionen berichten, ebenso über unterschiedliche Tonarten, die in der Werkstatt zum Einsatz kommen. Besonders für die Gebrauchskeramik sei dies Ton aus dem Westerwald. In kleineren Mengen findet Engler Ton im Uferbereich des Bergwitzsees. Teller und Tassen hat er daraus gefertigt, doch für Großprojekte wie die Plakettenproduktion eignet sich der Bergwitzton wohl eher nicht. (mz)

Der Fertigungsprozess der Plaketten für Wittenbergs Stadtfest „Luthers Hochzeit“ ist aufwendig.
Der Fertigungsprozess der Plaketten für Wittenbergs Stadtfest „Luthers Hochzeit“ ist aufwendig.
Thomas Klitzsch Lizenz