Vor Bürgerfest in Gräfenhainichen Vor Bürgerfest in Gräfenhainichen: Buttersäure-Anschlag am Kirchplatz
Gräfenhainichen - Auf den Gräfenhainichener Kirchplatz wurde am Samstagmorgen ein Anschlag mit Buttersäure verübt. Unbekannte zertrümmerten Gläser mit der übelriechenden Flüssigkeit auf dem Kopfsteinpflaster. Die Polizei konnte weitere Gläser sicherstellen. Die mutmaßlichen Täter hinterliessen Aufkleber mit fremdenfeindlichen Sprüchen und Werbung für eine rechtsextreme Partei. Bereits in der Nacht hatten Unbekannte Pferdemist auf den Marktplatz gebracht. "Das waren etwa zwei bis drei Handkarren", erklärt Polizeisprecher Sebastian Opitz auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung.
Die Bürgerinitiative „offen, bunt, anders “ hat auf dem Gelände ab 14 Uhr zu einem Bürgerfest aufgerufen, um einen Kontrapunkt zu einer Demonstration „besorgter Bürger“ zu setzen, die gleichzeitig auf dem Marktplatz stattfinden soll und sich gegen die Asylpolitik im Landkreis richtet. Eingeladen haben zu der Demonstration zwei Neonazis. Auch die rechtsextreme „Bitterfelder Brigade“ hat ihr Kommen angekündigt.
Die Reinigung des Kirchplatzes dürfte erhebliche Kosten verursachen. "Eine heiße Spur zu den Verursachern haben wir aber noch nicht", erklärt Opitz.
Für Ulf Kühnemund, einen der Mitorganisatoren der bunten Bürgeraktion, steht indes fest: "Wir lassen uns von dieser neonazistischen Provokation nicht einschüchtern. Wir werden ein deutliches Zeichen für Vielfalt und Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung setzen. Unser Bürgerfest beginnt wie geplant ab 14 Uhr auf dem Kirchplatz."
Beide Orte sind nur ein paar Fußschritte voneinander entfernt. „Wir können die Sicherheit der Teilnehmer an beiden Veranstaltungen gewährleisten“, betonte Wittenbergs Polizeichef Marcus Benedix Mitte der Woche. Sein Sicherheitskonzept, das sich schon beim NPD-Aufmarsch in der Lutherstadt bewährt hat, setzt „auf räumliche Trennung“. Auch der geplante „Spaziergang“ der Rechten, der direkt am Bürgerfest vorbeiführt, stelle kein Problem dar. Pferdemist und Buttersäure würden daran nichts ändern, erklärt Sprecher Sebastian Opitz. "Wir haben die Präsenz in dem Bereich verstärkt und können den sicheren Verlauf beider Veranstaltungen gewährleisten", sagt er am späten Sonnabendvormittag gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.
Die Feuerwehr musste zur technischen Hilfeleistung ausrücken und spülte den Platz. Die Polizei ermittelt.
Erst vor zwei Tagen war in Gräfenhainichen durch einen Anschlag auf das ehemalige Schleifer-Bürogebäude unter Wasser gesetzt worden. Das Gebäude wurde gerade zur Flüchtlings-Gemeinschaftsunterkunft hergerichtet und ist nach Angaben eines Gutachters auf unbestimmte Zeit unbewohnbar. (mz/ba)
