Viel Wirbel um Lotto-Sechser
Oranienbaum/MZ. - Sieben Millionen Euro
Baur schaffte den Lotto-Sechser. Im wirklichen Leben waren die Kreuze 7 691 082,10 Euro wert. Der Zauberer freilich musste sich mit seiner Gage begnügen. "Das war einfach spektakulär", erinnerte sich am Donnerstag Uwe Nierhaus an den unglaublichen Moment im November 2005. "Wir feierten unser fünfjähriges Bestehen und der Magische Zirkel Halle sein 50-jähriges mit einem zauberhaften Fünf-Gänge-Menü. Und dazwischen wurde getrickst. Eberhard Baur sorgte dabei für die größte Verblüffung", so Nierhaus. Dabei war es der Gastronom selbst, der dem Magier die Idee lieferte. "Wir haben uns unterhalten, was wir machen könnten. Und da habe ich vorgeschlagen, sage doch mal die Lottozahlen voraus. Ich war schon über sein Okay überrascht", so der Palais-Chef. Dabei sorgte die geplante Vorhersage schon im Vorfeld für Aufsehen. Mehr als 14 Tage vor der Ziehung schritt der Zauberer im Hallenser Lokal zur Tat. "Ich füllte einen 50 mal 40 Zentimeter großen Lottoschein aus, der in einem Umschlag und dann in einem Glaskasten kam. Ein Anwalt nahm so den Tipp verschlossen mit nach Hause", erinnerte sich Baur. Schon darüber berichteten sieben Zeitungen.
Tipp im Glastresor
Das Restaurant war am Tag der Wahrheit ausgebucht. Die Gäste verfolgen die Ziehung der Lottozahlen, starrten auf den Bildschirm. Darüber hing der Glaskasten. Eine Stunde nach der Ziehung öffnete Jurist Gottfried Bach die Umschläge, die in einem verschlossenen und verklebten Glastresor aufbewahrt wurden. Sechs Richtige kommen zum Vorschein. Die Freude darüber, so Nierhaus, hält sich in überschaubaren Grenzen, "wenn man weiß, was danach passierte".
RTL legte den Magier aufs Kreuz - mit Tricks, die jedem Zauberkünstler zur Ehre gereicht hätten. Die Redakteure hatten offensichtlich nur ein Ziel: Baur als Scharlatan zu entlarven. Der Oranienbaumer wurde gefragt, ob er übersinnliche Fähigkeiten habe. "Lassen Sie doch die Zuschauer darüber spekulieren, zerstören Sie nicht Ihre Fantasie, und vor allem nehmen Sie das alles nicht so ernst", sagte der heute 62-Jährige. "Natürlich war das ein Trick", so der Barockstädter deutlich. Und um dieses Geheimnis zu lüften, war den TV-Machern jedes Mittel recht. Baur, erst ins falsche Leipziger Hotel bestellt, präsentierte seine Vorhersage unter schlechtesten Arbeitsbedingungen. Und dann das Entsetzen: "Danach zeigten sie mir voller Stolz die Kameras. Zwei waren an der Decke als Sprinkleranlagen getarnt, eine war in einer Telefonsteckdose eingebaut. Sie waren so klein, dass man sie nicht sehen konnte", so der Künstler, der dann erfuhr, dass die Präparationen zwei Tage dauerte. Dazu wurden 40 Meter Kabel verlegt und Deckenplatten montiert.
Der Oranienbaumer ahnte Schlimmes, beruhigte sich aber, als ihm ein Mitspracherecht beim Schneiden des Films eingeräumt wurde. Doch vor dem vereinbarten Termin lief der Beitrag bereits im TV, und Baur wurde als "betrügerischer Hellseher" enttarnt. Der Oranienbaumer wehrte sich, ging gegen die Pseudo-Enthüllungsjournalisten vor, verlor in erster Instanz am Landgericht Köln. Beim Oberlandesgericht Köln verpflichtete sich der Sender dann unter anderem zur Zahlung eines Schmerzensgeldes. Die beiden verantwortlichen Redakteure sind für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Das Duo ist wie von Zauberhand verschwunden. "Die arbeiten nicht mehr hier", so am Sonntag der Sender.
Das Geldnoten-Wunder
Inzwischen hat Baur seinen Humor längst wiedergewonnen. Viermal faltete er den Zehn-Euro-Schein. So klein, bis nur noch die Zahl der Geldnote zu sehen war. Das Wunder passierte, während er den Schein langsam wieder öffnet. Das hellrote Papier verwandelte sich in einen grünen Einhundert-Euro-Schein. "Ich muss wirklich nicht Lotto spielen", so der 62-Jährige.