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Verein in Coswig Verein in Coswig: Reizvolle Kirchen im Fläming

Von Ilka Hillger 12.05.2016, 06:28
Lysander Pötzsch erläutert an der Karte den Verlauf der Mitteldeutschen Kirchenstraße.
Lysander Pötzsch erläutert an der Karte den Verlauf der Mitteldeutschen Kirchenstraße. Thomas Klitzsch

Coswig - Stehla bei Riesa im Osten, Coswig im Westen, die Elbe verbindet die beiden Orte und dazwischen liegt Mitteldeutschland, rechts und links des Flusses Kirchen in Hülle und Fülle.

148 Gotteshäuser bilden die Mitteldeutsche Kirchenstraße und der gleichnamige Verein zum Projekt stellt derzeit in der Coswiger Nicolaikirche einen Teil dieser Bauwerke in einer Ausstellung vor. „Kirchen zwischen Elbe und Fläming“ heißt die kleine Schau, die Lysander Pötzsch und Rainer Schultz ins Kirchenschiff gestellt haben. Pötzsch der Sachse und Schultz der Wittenberger sind die Vorsitzenden des Vereins, der sich 2001 gründete.

Spontaner Start

Den Ausschlag dafür gab vor 15 Jahren die verlassene Kirche in Wörblitz. 20 Jahre wurde sie nicht genutzt. „Die Leute fanden aber, dass eine Kirche ins Dorf gehört“, erinnert Schultz den Grund für die Vereinsgründung. Es taten sich also einige Enthusiasten zusammen und nachdem die Dachsanierung in Wörblitz durchgeführt war, zog auch wieder Leben ins Kirchenschiff. „Jetzt finden dort regelmäßig Konzerte und Lesungen statt“, sagt Schultz. Die Wörblitzer Kirche wurde inzwischen zur Botschafterkirche des Vereins und hat auf sachsen-anhaltischer Seite ihr Pendant in der Kirche von Naundorf gefunden, die direkt am Radweg Berlin-Leipzig liegt. „Ganz nah ist dort auch die Kapelle in Mark Zwuschen, die einer mongolischen Jurte gleicht“, so Schultz.

Der Verein Mitteldeutsche Kirchenstraße wurde 2001 in Dommitzsch gegründet. Ziel war es, alte, sanierungsbedürftige Dorfkirchen vor dem endgültigen Verfall zu retten. Andererseits ist es Anliegen, Leben in die oft im Schatten stehenden kleinen Gotteshäuser zu bringen und dafür ein Netzwerk der Dorfkirchen zwischen Wittenberg und Torgau aufzubauen, für verlässliche Öffnungszeiten der Gotteshäuser zu sorgen und Ausstellungen und Veranstaltungen zu organisieren. Fördervereine in Braunsdorf, Polbitz, Labrun, Friedersdorf, Dautzschen, Lebien und Bleddin schlossen sich an. Der Freundeskreis Paul Gerhardt in Gräfenhainichen ist ebenfalls Mitstreiter.

Naundorf und Wörblitz sind diesmal in Coswig jedoch eher ein Randthema. Das Hauptmerk der Ausstellung mit Texten und Bildern liegt auf den Kirchen des Flämings, die sich auf den Routen 9 und 12 der Mitteldeutschen Kirchenstraße erkunden lassen. Wörpen, Wahlsdorf, Möllensdorf und Griebo sind mit dabei, auf der südlichen Route unter anderem die Gotteshäuser von Apollensdorf, Straach oder Jahmo und Zahna.

„Wir sind mit unserer kleine Ausstellung hierher gekommen, weil die Coswiger Kirche ein Vorbild unter den offenen Kirchen ist“, sagt Rainer Schultz. Vor allem Radfahrer will der Verein erreichen und ihnen Lust darauf machen, die Kirchen zu erkunden.

Erkundungen mit dem Rad

Die 30 Vereinsmitglieder und deren Freunde halten es seit Jahren selbst so und unternehmen Radexkursionen auf den eigenen Routen. „Demnächst soll es rund um die Goitzsche gehen“, kündigt Rainer Schultz ebenso an wie eine CD-Lieferung, die in den kommenden Tagen beim Verein eintreffen soll. Alle Routen und Informationen sind darauf aufgelistet, die Lysander Pötzsch zusammenstellte.

Sehr viel mehr als diese Öffentlichkeitsarbeit kann der kleine Verein nicht leisten. „Geld haben wir zwar keines, aber wir geben ideelle Unterstützung“, erklärt Schultz. So habe man schon manchem Förderverein bei der Gründung geholfen. „Wir können auch Tipps geben, wie man Fördertöpfe knackt“, nennt der Vereinschef einen Vorzug in der Zusammenarbeit mit der Mitteldeutschen Kirchenstraße.

„Es gibt noch sehr viele Kirchen, die Engagement nötig haben und Unterstützung benötigen“, wirbt Lysander Pötzsch um Helfer und Mitglieder und führt als jüngstes gelungenes Beispiel die Kirche in Labrun an. Dabei muss es nicht immer christliches Leben sein, das in den Kirchen stattfindet. „In einem säkularisierten Umfeld macht es keinen Sinn, die Kirchen nur für Christen zu öffnen“, meint Schultz. So soll ein jeder in die Coswiger Nicolaikirche kommen, um etwas über die Flämingkirchen zu erfahren. Möglich ist dies bis 10. Juni. Im Anschluss zieht die Ausstellung in die Grieboer Kirche.

Informationen finden sich im Internet unter der Adresse www.mitteldeutsche-kirchenstrasse.de. (mz)

Die Aufsteller vermitteln viel Wissenswertes über die Gotteshäuser entlang der Route.
Die Aufsteller vermitteln viel Wissenswertes über die Gotteshäuser entlang der Route.
Klitzsch