Verein hat bisher alle Krisen und Kriege gemeistert
MOCHAU/MZ. - Die Fahne existiert zwar nicht mehr, wohl aber der Verein, der nun Sportgemeinschaft Mochau heißt und am 20. und 21. Juni sein hundertjähriges Bestehen feiert.
107 Mitglieder zählt die SG Mochau aktuell, sie spielen Fußball und Volleyball, machen Gymnastik und fahren Rad und würden auch die Abteilung Tischtennis erneut ins Leben rufen, wenn sich wieder Spieler finden. Das Sportfest im Ort hat Tradition und ist seit 2001 mit dem Dorffest kombiniert. Eine weitere Tradition ist der Dreikampf: 100-Meter-Lauf, Weitsprung sowie Kugelstoß oder Ballwurf (je nach Alter). Das gibt es seit 50 Jahren, und Teilnehmer finden sich vom Kindesalter bis zu den gestandenen Senioren. "Die Punktbewertung erfolgt heute noch nach den Tabellen aus den 50er Jahren", sagt Karin Meinzenbach, stellvertretende Vereinsvorsitzende.
Natürlich darf der Dreikampf im Jubiläumsprogramm nicht fehlen, dazu kann Sportveteran Gerhard Rehfeld einiges erzählen. Der 82-Jährige zieht das noch erhaltene Protokollbuch zu Rate und berichtet, dass der Verein mit Namen "Deutsche Eiche" am 26. Juni 1909 unter Leitung des Vorsitzenden Max Glauer aus der Taufe gehoben wurde. "Die Aufnahmegebühr betrug 1,50 Mark, der Monatsbeitrag 30 Pfennige", sagt Rehfeld. Für 300 Mark wurden Geräte gekauft, und auch wenn der Erste Weltkrieg dem Vereinsleben ein Ende setzte, so fand man sich Ende 1918 doch wieder zusammen.
Neben dem Turnen regte sich bald weiteres sportliches Leben in Mochau. 1924 wurde aus dem Dorfteich eine Badeanstalt hergerichtet, im gleichen Jahr gründeten Radfahr-Begeisterte aus dem Turnverein heraus einen Radfahrerverein. Nach dem nächsten Krieg dauerte es eine Weile, ehe der Sport neu belebt wurde. "Die ersten Versuche fanden im Saal der Gaststätte statt, heimlich, hinter zugezogenen Gardinen", erzählt Rehfeld. Am 8. Februar 1949 kam es zur Gründung von "Einigkeit" Mochau.
Erich Altekrüger aus der alten Truppe übernahm den Vorsitz. Gerhard Rehfeld war für die Jugend zuständig. 1952 begannen die Arbeiten mit Pferdefuhrwerk und Schaufel am heutigen Sportplatz. 1953 wurde die Sektion Fußball gegründet, die Leitung übernahm Harry Braziewsky. 1956 stand der nächste Namenswechsel an, statt "Einigkeit" standen Sportgemeinschaft oder Traktor zur Auswahl. Man entschied sich für die Sportgemeinschaft - und pflegt seit einigen Jahren die Verbindung zu Traktor Mochau bei Döbeln.
Dem Fußball ist man treu geblieben, die erste Männermannschaft spielt in der ersten Kreisliga und seit drei Jahren in einer Spielgemeinschaft mit Kropstädt, sagt der Vereinsvorsitzende Gert Klebitz. Außerdem gibt es die Alten Herren, ebenfalls mit Kropstädt. "Bis Luckenwalde, Belzig und Söllichau fahren wir", sagt Ernst Gaebler, seit 1955 Vereinsmitglied. Seit Anfang der 70er Jahre bestand eine Volleyballabteilung, die bis zur Wende am Punktspielbetrieb teilnahm. "Dann war Schluss, auch weil die Jugendlichen weggegangen sind", erklärt Hartmut Weiß. Seit 2001 gibt es wieder eine Mannschaft.
Stark besetzt ist die 2004 gegründete Seniorengymnastik, die 30 Damen treffen sich einmal wöchentlich unter Leitung der Physiotherapeutin Grit Gärtner. Das älteste Mitglied ist 82 Jahre alt. Eine Gymnastikgruppe der Frauen bestand schon vor der Wende, aus dieser heraus bildete sich eine Radgruppe. Doch unumwunden gibt Karin Meinzenbach zu, dass der Verein 2006 ums Überleben hat kämpfen müssen. Die Zuwendungen der Gemeinde sinken stetig, die wirtschaftliche Situation sei bei den Sponsoren spürbar.
Doch jetzt wollen die Mochauer Sportler feiern. Für das Fest haben sie sich in bewährter Weise die Kita "Am Wichtelwald" und die Feuerwehr Mochau / Thießen ins Boot geholt. "Nun hoffen wir, dass das Wetter schön ist ", drückt der Vorstand schon mal die Daumen.