Igelfreunde Verein der Igelfreunde Sachsen-Anhalt: Neues Domizil in Wittenberger Gaststätte

Wittenberg - Die Igelfreunde Sachsen-Anhalt haben beim Grauen Wolf Unterschlupf gefunden. Nachdem sie ihr letztes Domizil in der Prettiner Lichtenburg verlassen mussten, bietet die altehrwürdige Wittenberger Gaststätte nun Raum für Versammlungen und Vorträge. Einmal im Monat wollen Ingrid und Johann Dorschner die Öffentlichkeit über den stacheligen Genossen informieren, dessen Lebensraum vielfach gefährdet ist.
„Der Igel lebt seit rund 60 Millionen Jahren auf der Erde, aber der Mensch sorgt dafür, dass das anders wird“, unterstreicht der Vereinsvorsitzende Johann Dorschner, auch in Sachsen-Anhalt stehe er auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Der pensionierte Biologielehrer weiß, wovon er spricht. Bereits seit rund einem halben Jahrhundert helfen er, seine Frau sowie ein kleiner, aber engagierter Kreis von Naturfreunden, das Überleben des „Schlangenfressers“ zu sichern.
„Nicht jeder Igel braucht Hilfe“
Rund 90 Familien haben sich in den vergangenen drei Jahren darum gekümmert, kranke und pflegebedürftige Igel aufzunehmen und aufzupäppeln. Zuvor hatten die Dorschners in einem Gebäude im Wittenberger Neumühlenweg bs zu 100 Tiere pro Jahr stationär und fachgerecht versorgt, über die Wintermonate beherbergt und im Frühjahr ausgewildert. Infolge sich ändernder Besitzverhältnisse musste diese Auffangstation jedoch geschlossen werden.
Einmal im Monat laden die Igelfreunde Sachsen-Anhalt zukünftig zu einer öffentlichen Veranstaltung in die Gaststätte „Grauer Wolf “ in der Wittenberger Puschkinstraße ein. Die Themen der Informationsabende orientieren sich an den jahreszeitlich jeweils aktuellen Anforderungen in Sachen Igel. Die Treffen sollen jeweils am ersten Dienstag eines Monats stattfinden und um 18 Uhr beginnen. Der Startschuss fällt nach den Sommerferien am 6. September mit einem Vortrag von Johann Dorschner über die „Aufnahme eines hilfsbedürftigen Igels“ sowie die dabei zugrundeliegenden gesetzlichen Grundlagen. Interessierte sind herzlich willkommen.
Es folgte ein Interim in Prettin, wo die Igelfreunde eine Ausstellung betreuten und regelmäßig Informationsveranstaltungen abhielten. Doch auch hier mussten sie schließlich weichen. Die Ausstellung wurde ohne Absprache abgebaut, einzelne Ausstellungsstücke (darunter auch ein Fernsehgerät) sind - so ein verärgerter Vereinsvorsitzender - verschollen, andere beschädigt.
„Es geht aber weiter“, unterstreicht Johann Dorschner trotzig am vergangenen Freitag bei der ersten Versammlung im Grauen Wolf. Insbesondere die Beratung haben sich die Unterstützer des stacheligen Gesellen auf die Fahnen geschrieben. „Nicht jeder Igel braucht Hilfe“, so Dorschner, „aber jede Hilfe muss fachgerecht erfolgen.“ Angesichts der Tatsache, dass weder Kinder noch Erwachsene heutzutage genügend über Lebensraum, Bedeutung und Gefährdung des Igels wüssten, sei Aufklärung wichtig. „Wir werden nicht groß Schule spielen“, wehrt Johann Dorschner ab, „aber gerade mit Kindern zu arbeiten ist für uns wichtig“. Auch Pädagogen will der ehemalige Lehrer deshalb mit ins Boot holen und zu den monatlichen Informationsveranstaltungen einladen.
Filme, Literaturtipps und Tierarztvorträge
Im Rahmen der Themenabende werden künftig Filme gezeigt, Literaturtipps gegeben, Tierärzte halten Vorträge über Parasitenbefall und andere Krankheiten. Auch welches Futter für den Igel geeignet ist, und was es mit dem Winterschlaf auf sich hat, gehört zur Themenpalette. Unermüdlich bleiben die Dorschners und ihre Mitstreiter aktiv.
Der stellvertretende Vereinsvositzende Günther Roschke ist mit seiner Frau Felizitas eigens aus Halle zum ersten Treffen im neuen Domizil angereist - und hat Fotos von stacheligen Hausgästen mitgebracht, die allabendlich das Futterhäuschen im heimischen Garten aufsuchen. Wenn die Igel in der Abendstunde - meist kurz vor zehn - ankommen, hat es sich das Paar an schönen Sommerabenden schon auf der Hollywoodschaukel gemütlich gemacht, um jene Tiere stillvergnügt zu beobachten, die die Erde schon so lange bevölkern und - im wahrsten Sinne des Wortes - immer mehr unter die Räder kommen.
(mz)