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«Väterchen Frost» setzt sich schnaufend in Bewegung

Von INA OTTO 18.12.2008, 18:43

WITTENBERG/MZ. - Dass die traditionelle Weihnachtsaufführung immer wieder kreativ gestaltet wird, hat sich offenbar beim Publikum herumgesprochen. "Die Nachfrage war im Vorfeld sehr groß", sagt Claudia Schwiefert-Damm, Lehrerin und Leiterin der Theatergruppe. Zu den drei Aufführungen sind insgesamt mehr als 750 Gäste in die Aula des Gymnasiums gekommen.

Die Rahmenhandlung wurde von vier Elftklässlern bestritten: ein Geschäftsmann (Volker Süßen), der dringend zum Meeting muss, eine Großmutter (Juliane Belabbad), die sich auf ihre Enkel freut, ein Pfarrer (John Liebau) auf dem Weg zum Gottesdienst in die Wittenberger Stadtkirche und eine Germanistik-Studentin, die einfach nur zur Familie möchte.

Sie alle stecken Heiligabend im ICE namens "Väterchen Frost" fest, der in winterlicher Schneelandschaft aufgrund eines Defektes liegen geblieben ist. Sofort ins Auge fällt die liebevoll gestaltete Kulisse, die ein Zugabteil darstellt. Hier waren die Schüler der Kunstkurse der zehnten Klasse besonders kreativ, wie Claudia Schwiefert-Damm erzählt. "Die Eltern einer Schülerin haben die alten Lkw-Dreisitzer mühevoll in die Schule geschleppt, um die Zugszene authentisch zu machen", sagt Frau Schwiefert-Damm. Die Lehrerin hatte in den vergangenen Wochen fleißig das Programm mit ihrer Theatergruppe einstudiert, die Rahmenhandlung selbst verfasst.

Die vier Reisenden arrangieren sich, machen es sich bei improvisierter Weihnachtsstimmung mit Socken und Süßigkeiten auf einem Stückchen Tannenbaum gemütlich und lauschen feierlichen Klängen. Hier sind die Übergänge zwischen den Bühnenhandlungen fließend, das Publikum wird abgeholt und von Station zu Station gebracht.

So stimmt der Chor der Klassen 7 bis 11 in den Sologesang vom Pfarrer ("Maria durch ein Dornwald ging") ein und hängen zwei spirituelle Gospel hinten an. Es folgen weitere solistische Darbietungen, so von Skyler Sudbrock, der auf der Violine "Stille Nacht, heilige Nacht" zelebriert. Einen besonderen Applaus kassiert am Dienstagabend Le Phan Hung, der auf der Gitarre sein Können zeigt. Die musikalischen Solisten variierten an den drei Aufführungstagen.

Schwenk zurück zur kleinen Bühne. Hier versucht der Lokführer, den Zug zu reparieren "wie damals, vor Moskau". Im Zuginneren schlägt die Oma inzwischen das Märchenbuch auf, das sie für ihre Enkel gekauft hat, und beginnt, die Geschichte vom Engel Jubilate vorzulesen, der dringend auf die Erde möchte. Wieder ein Schwenk auf die große Bühne, auf der das Himmelsreich dargestellt wird, wo Jubilate (Heinrich Pfeiffer) versucht, mit einigen Tricks über die Himmelsleiter zu entwischen. Schließlich gelingt es ihm, er steigt durch das Fenster in die geschmückte Wohnung einer gutbürgerlichen Familie, durchwühlt den Gabentisch unterm Weihnachtsbaum und überfrisst sich an Weihnachtsplätzchen.

Am Ende wird jedoch - wie das bei Weihnachtsmärchen so ist - alles gut. Der Himmel verzeiht dem rebellischen Engel und alle Akteure stimmen in ein kraftvolles "Jubilate" ein. Auch die Reparaturversuche an "Väterchen Frost" fruchten, der Zug setzt sich schnaufend in Bewegung und bringt die Reisenden und das Publikum endlich zu ihrem Weihnachtsfest.