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Übergabe im Handwerk Übergabe im Handwerk: In die zweite Reihe

Von Marcel Duclaud 01.01.2019, 08:25
Vater und Sohn: Karl-Heinz und Alexander Mieth
Vater und Sohn: Karl-Heinz und Alexander Mieth Thomas Klitzsch

Wittenberg - Bisweilen geht es auch ganz schnell mit der Suche nach einem Nachfolger. Dass gerade bei Handwerksbetrieben die Übergabe Schwierigkeiten macht, wenn der Inhaber, der seine kleine Firma mit Herzblut aufgebaut und betrieben hat, in den Ruhestand gehen möchte, ist bekannt. Viel zu oft findet sich niemand, der das Unternehmen übernehmen möchte. Manche fangen zu spät an mit der Suche, bei anderen sind die Preisvorstellungen das Problem.

Geradezu beispielhaft funktioniert der Wechsel dagegen bei einem Betrieb, der auf dem Gewerbehof Mühlenbau in Wittenberg sein Domizil hat: bei Tore-Plass, einem Dienstleister in Sachen Garagen- und Industrietore, Türen und Aluminiumzäune. Ab 1. Januar übernimmt Sohn Alexander Mieth das Geschäft - Papa Karl-Heinz Mieth tritt in die zweite Reihe. Dass das klappen wird, versichern beide. Der mehrjährige Firmeninhaber ist im nächsten Monat Angestellter beim eigenen Nachwuchs.

Er sagt selbst: „Ich muss zurückstecken, das ist mit klar. Allüren sind fehl am Platze.“ Beide, Vater und Sohn, haben auch schon fast zwei Jahre zusammen in der Familien-Firma gearbeitet. Alexander Mieth weiß also, wie der Laden läuft, er ist bestens vorbereitet Sein Vater ist sehr froh, dass die Übergabe derart reibungslos über die Bühne geht. Dafür verabschiedet er sich auch schon im Alter von 59 Jahren von der Inhaber-Position, mit 63, so plant es Karl-Heinz Mieth, will er komplett in den Ruhestand gehen.

Gelernt hat der Wittenberger im Übrigen bei einem Unternehmen, auf dessen Gelände er jetzt wieder arbeitet, nämlich Maschinenbau beim traditionsreichen Mühlenbau. Er war oft im Ausland, später zuständig für die Qualitätsabnahme. Ende der 1990er Jahre ging Mieth nach Marzahna zu einem Apparateunternehmen, kehrte zurück nach Wittenberg, um ein anderes Unternehmen in dieser Branche mitzugründen und nutzte 2014 die Gelegenheit, die kleine Firma Tore-Plass zu übernehmen.

Die ist Ende der 1990er Jahre gegründet worden und war am Markt eingeführt. Dass das Geschäft gut läuft, verhehlt Karl-Heinz Mieth nicht, der Umsatz sei stark gestiegen. Fünf Mitarbeiter beschäftigt die Firma und ein, zwei weitere - gut ausgebildete Elektrotechniker - könnten noch eingestellt werden, wenn sie denn zu finden wären. Der Vater übergibt seinem Sohn also ein gut aufgestelltes Unternehmen und fragt: „Warum warten mit der Übergabe, wenn die Gelegenheit günstig ist?“

Seinen Sohn Alexander reizt die Aufgabe, eine Firma eigenständig zu führen. Dass er die Tätigkeit bei Blume-Rollen, die er zuvor inne hatte, sehr gerne ausübte, räumt er ein: „Das war ein toller Job im Projektmanagement, ich war viel im Ausland unterwegs.“ Dennoch: Die Chance der Übernahme des Familienbetriebs, der ab Januar auch den Namen Mieth tragen wird, konnte und wollte sich der Vater von Zwillingen nicht entgehen lassen.

Der junge Chef hat den Beruf des Mechatronikers gelernt - im Steinkohlebergwerk in Duisburg, weil zu der Zeit die Lehrstellensituation im Landkreis Wittenberg noch nicht so rosig aussah wie gegenwärtig. Nach der Ausbildung ging Alexander Mieth in die Instandhaltung bei Himmelsberger, weil ihm der Schichtbetrieb zu viel wurde, wechselte er nach einer zweijährigen Fortbildung zu Blume-Rollen.

Und nun also Inhaber eines Handwerksbetriebes. Gewappnet fühlt er sich nach der ausführlichen Einarbeitungszeit. Sein Ziel ist, den Umsatz zu steigern - aber nicht um jeden Preis. Und Spaß an der Arbeit zu haben. Die Voraussetzungen sind da: „Die Arbeit ist vielfältig. Man hat Kontakt mit den Kunden und sitzt nicht nur am Schreibtisch.“ (mz)