Turnhalle in Griebo Turnhalle in Griebo: Flüchtlinge setzen Hungerstreik aus

Griebo - Die 30 Flüchtlinge in Griebo, die seit Donnerstag mit einem Sitz- und Hungerstreik gegen die Unterbringung in der Turnhalle protestiert hatten, haben Freitagnachmittag ihre Aktion zunächst beendet. Zuvor hatte ihnen Objektleiter Olaf Kurzhals mit Hilfe einer Dolmetscherin berichtet, dass die Kreisverwaltung daran arbeite, zügig Wohnungen bereit zu stellen. Zudem wurde ihnen zugesichert, dass sie in der nächsten Woche selbst mit Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) oder einem Vertreter sprechen können.
„Ort wie ein Gefängnis“
Mit ihrem Protest wollen die Flüchtlinge eine Unterbringung in Wohnungen durchsetzen. „Wir respektieren Deutschland, wir sind sehr dankbar für die Hilfe, die wir in Deutschland bekommen. Aber wir werden hier her- und in einer Turnhalle untergebracht“, hatte Mervan Haji, Sprecher der Gruppe, am Donnerstag erklärt. „Wir erleben hier Menschlichkeit und Hilfe, vor allem von den freiwilligen Helfern. Aber wir haben nicht einen Ort wie ein Gefängnis, ohne jede Privatsphäre, erwartet“, begründete er den Protest vor der Turnhalle Griebo.
Verständnis für die Aktion bekamen die Flüchtlinge am Freitag von den Grünen. „Es ist beschämend, wenn Menschen, die aus Syrien vor Terror und Krieg geflohen sind, im Landkreis Wittenberg auf solche Lebensbedingungen treffen, dass sie zum äußersten Mittel greifen“, sagten die Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke und der flüchtlings- und migrationspolitische Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Sören Herbst. „Wenn in Sachsen-Anhalt Flüchtlinge in einen Hungerstreik treten, läuft definitiv etwas ganz, ganz schief.“
Im Kreis Wittenberg sind aktuell 234 Flüchtlinge, vor allem Männer aus Syrien, übergangsweise in den beiden Turnhallen Holzdorf und Griebo untergebracht. „Wir wissen, dass einige Flüchtlinge in der Zentralen Erstaufnahmestelle schon bessere Unterkünfte hatten. Das ist ein Teil des Problems“, erklärte Ronald Gauert, Sprecher des Landkreises. Der andere Teil sei, „dass wir mit der Anforderung, Wohnungen herzurichten, ja nicht allein stehen. Selbst wenn wir genügend hätten, müssen diese ausgestattet werden. Auf Möbel wartet man jetzt drei Monate, weil die Hersteller nicht hinterherkommen“.
Verantwortlich für die Unterbringung sei zwar der Kreis, „aber wir wollen uns nicht dahinter verstecken. Wir tun das unsrige, die Probleme zu mildern“, betonte Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Er sagt aber auch klar, dass er kein Verständnis für den Streik habe. Damit würden die Sportler vor den Kopf gestoßen, die ihre Interessen zurückstellen und Hallen für die Flüchtlinge räumen, und die Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren.
Abgeteilte Quartiere
Die Mehrzweckhalle in Griebo, nach der Wende gebaut, ist beheizt, hat moderne Sanitäranlagen und Funktionsräume. Im jetzigen Schlafsaal sind mit Planen einzelne Quartiere abgeteilt. Diese „Wände“ vermögen zwar nicht Geräusche auszublenden, bieten aber etwas Sichtschutz. Von 7 bis 20 Uhr sind Sozialarbeiter als Ansprechpartner zur Stelle, für Sicherheit sorgt rund um die Uhr ein Wachdienst. Die Flüchtlinge dürfen die Unterkunft verlassen, Aufenthaltspflicht gilt innerhalb des Kreises.
Ab Montag sollen Flüchtlinge schrittweise aus den Notunterkünften in Wohnungen verteilt werden. Die am längsten da sind, sind als erste dran. Den Anfang machen rund 50 Männer, die vor vier Wochen nach Holzdorf gekommen sind. Das hat Landrat Dannenberg Freitagnachmittag entschieden.

