Traumahelfer in Wittenberg Traumahelfer in Wittenberg: Laien lindern das seelische Leid

Wittenberg - Eine außergewöhnliche Initiative aus Wittenberg ist ausgezeichnet worden, sie erhielt eine mit 500 Euro dotierte Sonderehrung bei der Verleihung des Integrationspreises des Landes Sachsen-Anhalt. Es handelt sich um die „fachlich angeleitete Laienhilfe für Flüchtlingskinder mit seelischen Verletzungen“. Initiatoren des Projektes sind die Salus-Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Reithof „Maruschka“ Meuselko.
Die bisherigen Projekterfahrungen seien ermutigend, heißt es aus der Klinik. Über 80 engagierte Menschen haben inzwischen die Wochenendkurse absolviert, um sich Grundlagenwissen über kriegs– und fluchtbedingte Traumatisierungen sowie therapeutische Hilfsmöglichkeiten anzueignen. Knapp die Hälfte von ihnen ist seit diesem Jahr auch in den praktischen Abschnitt eingestiegen.
Er beinhaltet die gruppentherapeutische Begleitung von vorerst 20 Mädchen und Jungen im Alter zwischen zehn und 18 Jahren, die schreckliche Erlebnisse verarbeiten müssen. Die Traumagruppen treffen sich in der Tagesklinik in Wittenberg - getrennt nach Jungen und Mädchen. In einer festen Abfolge stehen etwa gemeinsames Singen, Malen oder das Erlernen von Entspannungstechniken und Stabilisierungsübungen auf dem Programm.
Wegen der anhaltend großen Nachfrage findet am 13. und 14. Januar in der Salus-Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Wittenberg ein weiterer Kurs zur Ausbildung von Traumahelfern statt. Die Kursgebühr beträgt 100 Euro. Anmeldungen sollten per E-Mail an die Adresse [email protected] erfolgen.
„Die Kinder und Jugendlichen lassen sich voller Ernsthaftigkeit und Vertrauen auf die Angebote ein, entwickeln ein Gefühl des Zusammengehörens“, berichtet der Kinder- und Jugendpsychiater Joachim Perlberg, Ärztlicher Leiter der Klinik. „Die Szenen aus ihrem Leben, die sie im Sandspiel oder beim Legen ihrer Lebenslinie mit Steinen und Blumen andeuten, sind oft von erschütternder Klarheit. Sie lassen das Ausmaß ihrer seelischen Wunden erahnen“, erklärt Perlberg.
Die Traumahelfer übernehmen die Funktion des persönlichen Gegenübers für das Kind, helfen beim Erlernen der Übungen und dokumentieren die Entwicklungsschritte durch Aufzeichnungen, Fotos und das Anlegen einer Dokumentationsmappe.
Die Experten gehen davon aus, dass es den jungen Menschen anschließend besser gelingt, mit den unvermeidlichen Stressbelastungen des Alltags auch in Deutschland umzugehen und nicht immer wieder von qualvollen Erinnerungen an erlebtes Leid überflutet zu werden. So sollen die Chancen auf Integration deutlich verbessert werden. (mz)