Tierpark Wittenberg Tierpark Wittenberg: Süßer Nachwuchs im Affenhaus

Wittenberg - „Hältst du mir den Rücken frei?“, sagt Lisa Krautschick zu William Bose und macht sich auf den Weg ins Affengehege. Der junge Mann, der gerade seinen Bundesfreiwilligendienst im Wittenberger Tierpark absolviert, folgt ihr. Es geht zu den Kaiserschnurrbarttamarinen. Im Gehege des Krallenaffenpärchens herrscht derzeit besondere Aufregung.
Am 26. März hat das Pärchen, das erst vor zwei Jahren ein neues Zuhause in der Lutherstadt bezog, Nachwuchs bekommen. Zwillinge sogar. „Leider ist eines der Babys kurz nach der Geburt gestorben“, sagt Lisa Krautschick. Ein böser Infekt und vielleicht auch das Temperament der unerfahrenen Eltern waren die Ursache dafür, dass eines der Jungtiere kurz nach der Geburt starb.
Ziemlich temperamentvoll
„Die Kaiserschnurrbarttamarine gehören zu den Sanguinius-Arten und die sind gar nicht so einfach. Eher unruhig, kleine Choleriker mit einem höheren Aggressionspotenzial, die auch mal kratzen und beißen, wenn ihnen etwas nicht passt“, erklärt die Tierpflegerin, warum sie nur mit Boses Begleitschutz in das Gehege der in Bolivien und dem Amazonasbecken beheimateten kleinen Krallenäffchen geht.
Die verdanken ihren Namen angeblich der Ähnlichkeit ihres „Schnurrbartes“ mit jenem des deutschen Kaisers Wilhelm II.
Das Temperament sei auch der Grund, „warum wir das zweite Jungtier, ein kleines Mädchen, vorsichtshalber von den Eltern getrennt haben, damit es nicht das gleiche Schicksal erleidet wie das andere Jungtier“, informiert Tierparkleiter Mario Lindemann.
Im Tierpark Wittenberg können Besucher aktuell 60 verschiedene Tierarten mit insgesamt 180 Tieren besuchen.
Neben den Kaiserschnurrbarttamarinen, deren Baby wegen der Eingewöhnung noch nicht für die Besucher sichtbar ist, gibt es weiteren Nachwuchs in der Einrichtung. So haben die Kattas kleine Stammhalter, die zur Freude der Zuschauer durch das eigens für die aus Madagaskar stammenden Lemuren angelegten Gehege tollen. Auch im Brazza- und Streichelgehege gibt es Nachwuchs. Und mindestens eine Erdmännchendame hat einen sehr dicken Bauch.
Bei Irene Seifert hat das Krallenaffenbaby für zehn Wochen ein neues Zuhause bekommen. Die Wittenbergerin ist nicht nur Mitglied im Förderverein des Tierparks, sondern hat auch langjährige Erfahrung in der Zucht und Aufzucht von Krallenaffen.
So artgerecht wie möglich
Um das Jungtier so artgerecht wie nur möglich aufzuziehen und es gar nicht so sehr an die Menschen zu gewöhnen, hat Irene Seifert das Baby mit einem anderen Krallenaffenjungtier zusammen gehalten.
„Die Kaiserschnurrbarttamarine sind ein bisschen verwöhnt und gucken sich viel von den Artgenossen ab“, erzählt die Züchterin, die mit Goldkopflöwenäffchen, Weißgesichtsseiden- und Lisztäffchen, Zwergseiden-, Weißbüschel- und Silberäffchen sechs Arten Krallenäffchen pflegt und züchtet und einige ihrer Tiere auch dem Wittenberger Tierpark als Leihgabe zur Verfügung stellt.
Seit Montag ist das kleine Kaiserschnurrbarttamarin-Mädchen wieder bei seinen Eltern zur Wiedereingliederung. Erstmal steht es in einem abgedeckten Käfig im Gehege, damit sich die kleine Familie wieder aneinander gewöhnen kann.
„Wir lassen es langsam angehen. Später kommt das Tuch weg und wenn das klappt, können wir es irgendwann mit dem direkten Kontakt versuchen. Das wird wohl noch ein paar Wochen dauern, aber wir hoffen, dass die Kleine vielleicht schon im August ganz normal und zur Freude der Besucher mit durch das Gehege tollen kann“, sagt Lisa Krautschick, die dem Winzling, der locker in eine Hand passt, nun täglich das Fläschchen gibt.
„Wir hoffen das uns die Eltern keine großen Probleme bereiten. Ein Zuchterfolg würde uns extrem begeistern“ so Lindemann.
(mz)
