Tierpark in Wittenberg Tierpark in Wittenberg: Einzug (wohl) im Mai

wittenberg/MZ - In Zürich wird’s jetzt langsam eng. Eigentlich hätte das Klippschliefer-Quartett längst nach Wittenberg umgezogen sein sollen. Doch wohin? Das funkelnagelneue Gehege, das die vier Männchen hätte aufnehmen sollen zum Reformationstag 2013, es ist auch gut zwei Monate danach noch längst nicht fertig. Ruhig geht es zu oft zu auf der Baustelle im Tierpark in den Wallanlagen an der Pfaffengasse.
In der Schweiz nahm unterdessen ein tödliches Drama seinen Lauf: Zwei hatten Streit, da waren es nur noch zwei. Und auch auf diese beiden Tierchen gelte die Übernahme-Option nun nicht in alle Ewigkeit, so Wittenbergs Tierpark-Chef Mario Lindemann, der die Fühler in nächster Zeit nun wohl auch noch in andere Richtungen ausstrecken muss. Der Nager ist eine vergleichsweise Rarität in bundesdeutschen Zoos, ein halbes Dutzend vielleicht hält ihn überhaupt, so Lindemann.
Ein inoffizielles Wappentier
Aber der Klippschliefer ist eben auch so etwas wie Luthers sehr inoffizielles Wappentier - der prominente Bibelübersetzer hatte sich bekanntlich vertan und ein Kaninchen draus gemacht - und passt damit eigentlich gut in die Lutherstadt. Seit bald einem Jahr, laut Lindemann seit dem Baustart des Geheges am 11. März, ziert deshalb auch schon eine hölzerne Figur des Reformators das Gehege.
180.000 Euro hatte ein unbekannter Gönner, der der Lutherstadt und eben auch ihrem Tierpark sehr verbunden ist, für den Bau eines Klippschliefergeheges zur Verfügung gestellt (die MZ berichtete mehrfach). Leider aber kam es durch die „vom Förderverein Tierpark eingesetzte Bauleitung“ dann zu dem, was Lindemann vorsichtig „ungeplante Verzögerungen in der Auftragserteilung“ nennt - „von niemandem gewollt“, aber eben mit dem Ergebnis, dass die Baufirmen nun nicht eben Schlange stehen, sondern das Gehege quasi dazwischenschieben, wenn gerade Platz ist. Zu erledigen sind Lindemann zufolge noch eine ganze Reihe von Arbeiten: Decken, Heizung, Wasser, Feinarbeiten wie die „felsenmäßige“ Verkleidung des Gebäudes und, besonders wichtig, das Dach. Er hoffe, dass letzteres noch vor dem irgendwann aber bestimmt bevorstehenden Wintereinbruch gelinge, sagte Lindemann, während er am Dienstag die Dachdecker erwartete.
Das Klippschliefergehege ist das wohl letzte große Neubauvorhaben des kleinen Tierparks, allerdings werde es weiterhin „Gehegeumgestaltungen“ geben, um den - noch 2014 bevorstehenden - veränderten Richtlinien zu den Haltungsbedingungen zu entsprechen. „Das ist also kein Luxus, sondern Standard“, so der Tierpark-Chef.
"Ein bisschen durcheinander"
Mit gemischten Gefühlen sieht er die derzeit viel zu milden Temperaturen. Was einerseits jede Menge Heizkosten sparen hilft, bringt andererseits die Tiere „ein bisschen durcheinander: Wenn sich das Wetter noch länger fortsetzt“, so Lindemann, „fangen die an, in Paarungsstimmung zu kommen“ - definitiv zu früh. Pause machen derzeit, zum Glück, die Erdmännchen: Elf sind es derzeit, weiterer Nachwuchs vorläufig aber nicht in Sicht. Sonst würde es dort irgendwann auch zu eng im Gehege.
Im noch verwaisten Klippschliefergehege gleich schräg gegenüber der beliebten Publikumsattraktion sieht Mario Lindemann unterdessen möglicherweise zusätzlich Platz für einige „Gundis“, eine Art Zwerg-Klippschliefer, wenn man so will. Von Schildkröten als Mitbewohnern sei man abgekommen.
Als neuer Eröffnungstermin bei den Klippschliefern gilt nun der Mai, dieser Mai. Und da steht Lindemann nun, und kann auch gar nicht anders, und sagt: „Wenn das Gehege aufgemacht wird, dann sind da auch Klippschliefer drin.“

