Taube Eier in den Storchennestern
WITTENBERG/MZ. - Lediglich 42 Jungtiere haben freiwillige Helfer des Naturschutzbundes (Nabu) mit einem nummerierten Ring versehen können.
Stattdessen haben Lubitzki und seine Helfer diesmal deutlich mehr taube Eier als in den vergangenen Jahren gefunden. In Pretzsch zum Beispiel ist nur ein Junges geschlüpft, die drei anderen Eier waren nicht ausgebrütet. "Wir erklären uns das mit Regen und Kälte", sagt Lubitzki. Das Frühjahr war schließlich nicht das wärmste. Bei dieser Witterung machen sich Störungen aber besonders bemerkbar. Und in Pretzsch haben die Anwohner bemerkt, dass es starke Kämpfe um das Nest gegeben habe. "Es kann schon vorkommen, dass Nichtbrüter die Bruteltern belästigen", sagt Lubitzki. Manchmal zögen noch unreife Junggesellen durch das Gebiet und attackierten die Nestbewohner. Bleibt das Ei dann zu lange ungeschützt, stirbt der Embryo ab.
Und so mussten Lubitzki und seine Helfer aus so manchem Nest alte Eier entfernen. Wie immer war der Naturschützer mit Beringer Guido Schmidt, dem Dessauer Storchenexperten Horst Graff und Klaus Hillerich aus Hessen unterwegs, um Jungtiere zu beringen. Sehen Ornithologen später das Tier und können den Ring entziffern - mit einem guten Fernglas ist das auf einige Entfernung möglich - melden sie die Sichtung an die Vogelstation Hiddensee, von wo auch die Ringe stammen. Anhand der dort geführten Datenbank lässt sich etwas über Zugwege der Vögel, Rastplätze und Reisezeiten sagen. Einiges an neuem Wissen über das Leben der Störche ist dadurch schon entdeckt worden.
Diesmal allerdings haben die Naturschützer nicht so viele Tiere gefunden, wie erhofft. Der Nachwuchs ist kümmerlich. "2,3 Junge im Durchschnitt pro Nest ist für die Elbaue nicht so sehr viel", sagt Lubitzki. In einigen Nestern habe man nur ein oder zwei Junge entdeckt, wenn der Hubsteiger herangefahren war. In nur zwei Nestern seien vier Geschwister auf einmal gefunden worden.
Da gab es schon ganz andere Zeiten. "Wir hatten schon Jahre mit 90 Jungen im Altkreis Wittenberg", kann sich Lubitzki erinnern. Diesmal werden es wohl so um die 60 Tiere in der Elbaue sein. Ein paar davon sind Kuckuckskinder. Lubitzki und seine Helfer haben versucht, halbwüchsige Störche in Melzwig unterzuschieben. Der Storchenhof in Loburg hatte unausgebrütete Eier zur Pflege erhalten, das Ergebnis der Brut soll nun in freier Wildbahn aufwachsen.
Neue Storchenpaare brauchen aber auch neue Nester. Lubitzki grämt sich jedenfalls, dass nicht jedes Dorf in der Elbaue seinen Horst hat - und bietet die Hilfe des Nabu an, wenn eine Plattform für ein Nest aufgestellt werden soll. "Ohne Nest, das ist, als ob der Kirchturm fehle", sagt Lubitzki.