Debatte Streit um „Frauen-Streik“-Kunstwerk in Wittenberg
Die Wittenberger Stadträte sind uneins über eine Gedenktafel, die an einen vermeintlichen Streik der Frauen im Jahr 1987 erinnert.

Wittenberg/MZ/IRS - Eine zünftige Ost-West-Keilerei wurde verbal im jüngsten Wittenberger Stadtrat ausgetragen. Auslöser war der im Grunde harmlose Vorschlag von Reinhild Hugenroth (Grüne), das Kunstwerk der Leipzigerin Luise Schröder wieder irgendwo in Wittenberg aufzuhängen. Als Teil der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ im Alten Gefängnis hatte es 2017 und noch etwas darüber hinaus an der Fassade des Asisi-Panoramas gehangen. Formal wie die verbreiteten Gedenktäfelchen für historische Promis in der Altstadt gehalten, erinnerte es an den „Generalstreik“ der Frauen von Wittenberg 1987.
Der Eigentümer, die Wigewe, ließ das Werk 2018 entfernen. Er könne sich „an Streik nicht erinnern“, erklärte bierernst Richard Thomas (Freie Wähler). Es sei richtig gewesen, den „Fake“ zu entfernen, sagte er und machte mit den Händen große Anführungszeichen um den Begriff „Kunstwerk“. Zustimmendes Klopfen im Saale. Doch zu Ende war die Farce damit nicht. „Wenn Sie die Kunst nicht verstanden haben, ist das Ihr Problem“, konterte Hugenroth und pochte auf Kunstfreiheit.
„Es gibt auch Meinungsfreiheit“, sprang nun wiederum Horst Dübner (Linke) Richard Thomas bei. Was uns die Künstlerin mit ihrem Werk sagen wollte? Dass sie Frauen für unterrepräsentiert hält auf den Gedächtnistafeln und anderswo im öffentlichen Raum. Und dass in der DDR natürlich nicht gestreikt wurde.