"barrierefrei und klimafreundlich" Für fast 1,5 Millionen Euro - Straße in Wittenberg-West wird neu gebaut
Die Straße An der Christuskirche in Wittenberg-West wird als wichtige Nord-Süd-Achse angesehen. Derzeit laufen die Planungen. Wie sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmer den Platz teilen sollen.

Wittenberg/MZ - Der beste Satz findet sich ganz am Ende der Informationsvorlage: „Aufgrund der Abschaffung der Straßenbaubeiträge fallen keine Beitragszahlungen an.“ Das wird die Anwohner freuen. Die Stadt Wittenberg beabsichtigt seit langem den Ausbau der Straße An der Christuskirche, nachdem in den Vorjahren bereits mehrere Nebenstraßen in Wittenberg-West neu gestaltet worden sind, darunter die Erich-Mühsam-Straße Ende 2020.
Nun aber ist es offenbar tatsächlich bald so weit, im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sind 639.000 Euro für die Straße eingestellt. Das ist freilich nur ein Teil der benötigten Summe. „Die Baukosten für die vorstehende Ausführung werden aktuell mit 1.324.000 € geschätzt, zzgl. ca. 150.000 € Planungs- und Baunebenkosten“, heißt es in der Vorlage, die wiederum bereits vom 9. Mai datiert und erst jetzt öffentlich gemacht worden ist.
Es fließen Fördermittel
„Wir sind in der Planung“, sagte am Mittwoch auf MZ-Anfrage der Leiter des zuständigen Fachbereichs Öffentliches Bauen, Uwe Branschke; gebaut werden solle dann im kommenden Jahr. Gegenwärtig gehe man von den genannten Kosten aus. Der Informationsvorlage zufolge handelt es sich dabei auch um Fördermittel, und zwar aus dem Städtebauprogramm „Förderung von Maßnahmen der Sozialen Stadt (neu „Sozialer Zusammenhalt“) - Investitionen im Quartier“ des Bundesbauministeriums, die Abwicklung des Förderverfahrens erfolgt über das Land Sachsen-Anhalt.
Das 395 Meter lange Straßenstück zwischen Dessauer Straße (B 187) und Werner-Seelenbinder-Straße, also bis kurz vor dem Bahnübergang Nussbaumweg, soll, wie es in der Vorlage heißt, nicht nur grundhaft ausgebaut, sondern dabei auch, so wörtlich, „barrierefrei und klimafreundlich“ gestaltet werden, letzteres zielt, neben Bäumen und Leuchten, natürlich vor allem auf den Radverkehr. Doch auch und gerade für den Autoverkehr gilt die bis dato gepflasterte Straße in Verbindung mit dem Brauerei- und dem Nussbaumweg als eine „wichtige Erschließungs- und Durchgangsstraße“ auf der Nord-Süd-Achse zwischen den verschiedenen Stadtteilen, erst recht in Verbindung mit der irgendwann einmal existierenden Nordumfahrung, daher die Priorisierung dieses Vorhabens.
Wenige Wohnhäuser
Anlieger der Straße An der Christuskirche sind - neben der namensgebenden Kirche am südlichen Ende und einigen wenigen Wohnhäusern - unter anderem das Ärztehaus und der Markendiscounter „Netto“, der sich am Standort wie bereits vor einiger Zeit berichtet, erweitert. Auch der Friedhof von Kleinwittenberg befindet sich hier. Verwiesen wird zudem auf ein in Bau befindliches Gebäude für betreutes Wohnen nördlich der früheren Karl-Marx-Schule.
Dass entlang der Straße keine Parkplätze gebaut werden, hatte im jüngsten Bauausschuss des Wittenberger Stadtrats für Nachfragen gesorgt. „Wir haben uns das gründlich überlegt“, hatte Fachbereichsleiter Branschke dort gesagt und außerdem darauf verwiesen, dass selbstverständlich auf der Fahrbahn selbst geparkt werden dürfe. In der Vorlage wird auf Platzmangel einerseits und ein bestehendes Angebot an Parkmöglichkeiten andererseits verwiesen.
Mittelinsel am Ärztehaus
Ähnlich verhält es sich mit Rad- und Fußwegen: Es wird keine separaten Radwege geben. Links und rechts der neuen Straße mit einer wie üblich 6,50 Meter breiten Auto-Fahrbahn sind stattdessen jeweils 2,50 Meter breite barrierefreie Wege vorgesehen, die sich Radler und Fußgänger teilen sollen. Branschke begründete dies im Ausschuss und ähnlich am Dienstag auch noch einmal gegenüber der MZ damit, dass der Fußverkehr entlang der Straße „gegen Null“ tendiere. Fußgänger würden die Straße in der Regel vor allem queren, weshalb neben der Barrierefreiheit der Wege laut Vorlage in Höhe des Ärztehauses auch eine Mittelinsel angelegt werden soll, um dies zu erleichtern. Branschke argumentierte pro Kombi zudem damit, dass ein gemeinsamer Rad-/Fußweg weniger Flächenversiegelung bedeute.
Im Übrigen gelte auch im Miteinander von Radfahrer und Fußgänger Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung, entgegnete er auf den Einwand, dass sich Fußgänger nicht selten von schnittig passierenden Radlern bedroht fühlen.
Details zum Vorhaben
Grundlage der Planungen ist eine Sammelstraße mit Tempo 50, die von maximal 800 Kfz pro Stunde bzw. durchschnittlich maximal 3.000 Kfz pro Tag frequentiert wird, bei einem Anteil an Schwerlastverkehr von nicht mehr als fünf Prozent.Teil des Vorhabens sind die Anbindung von Nebenstraßen und Grundstücken, nicht aber der Knoten mit der B 187. Die Beleuchtung soll auf LED umgestellt werden. Die 32 Straßenbäume (Ahorn, eine Pappel) befinden sich „in einem recht guten Zustand“ und sollen bis auf wenige Ausnahmen erhalten bleiben, es wird auch neue Bäume geben. Eine Alleebepflanzung ist vorgesehen auf der westlichen Seite zwischen Dessauer und Erich-Mühsam-Straße. Die Entwässerung wird neu gelöst.