Stadtfest 2016 Stadtfest Luthers Hochzeit 2016: Organisation ist alles

Wittenberg - Manchmal verliert auch Peter Pajak die Contenance. Es ist Freitag kurz vor Beginn des Jubelfestes, als sich herausstellt, dass etliche der Jungs vom Sicherheitsdienst, die die Plaketten kontrollieren, des Deutschen nicht mächtig sind.
Das ist insofern schwierig, weil nicht wenige Gäste mit Fragen kommen, weil ihnen freundlich klar gemacht werden muss, dass ohne Plakette kein Reinkommen ist, weil der Einlassdienst gar kein so einfacher und kein wirklich dankbarer Job ist.
Stadtfestorganisator Pajak, ein ruhiger, besonnener Mann, ist der Ärger deutlich anzumerken. „Das ist der erste Kontakt, der ist wichtig.“ Geklärt wird die Sache mit dem beauftragten Unternehmen schnell, zumindest einer der Kontrolleure am jeweiligen Festbereich soll zur Verständigung in der Lage sein.
Eine solch riesige Party wie „Luthers Hochzeit“ ist ein komplexes System, damit es funktioniert im entscheidenden Moment, braucht es monatelange, detaillierte Vorbereitung. Stimmen sollte so ziemlich vieles.
Peter Pajak, seit Jahren im Dienst an „Luthers Hochzeit“, hat einen Blick dafür. Am Samstagvormittag ist der Ärger längst verraucht. Der Wittenberger dreht seine Morgenrunde: „Die Vereine und Freundeskreise betreuen, damit sie sich wohlfühlen, das gehört auch dazu, ist gut für die Stimmung.“ Pajak sagt bei den „Wolfshunden des Kurfürsten“ Guten Morgen. Das sind eindrucksvolle Tiere, ziemlich groß, ziemlich lieb.
„Als die anfingen beim Stadtfest, hatten sie nur die Tiere, aber man konnte gar nicht so schnell schauen, wie sich die Qualität des Lagers verbessert hat“, sagt der Organisator zufrieden. Wie so viele übernachten die zwölf Leute der Interessengemeinschaft samt den irischen Wolfshunden in ihren Zelten. Und wie so viele sind sie längst infiziert vom Stadtfestvirus: Anett Hagen und Steffen Brandt aus Pratau wollen im nächsten Jahr Nägel mit Köpfen machen. Sie werden heiraten, natürlich nicht irgendwann, sondern bei „Luthers Hochzeit“, mit sehr vielen Gästen.
Mehrfachen Grund zum Feiern hat das benachbarte Lager auf der Schlosswiese, Pajaks nächste Station, das Fußvolk aus Mühlanger. „Beim ersten Mal“, berichtet Silke Kurzke, „war unsere Tochter ein Jahr alt und im Handwagen dabei.“ Jetzt wird sie 23 Jahre, just am 12. Juni. „Mitternacht stoßen wir an.“ Ein kleines Anliegen bringt das Fußvolk aus Mühlanger unterdessen noch vor: „Duschen in der Jugendherberge geht leider nicht mehr. Vielleicht könnte man Duschwagen aufstellen?“
Pajak notiert den Wunsch und schaut zu den Landsknechten. Hans-Peter Gorsler rührt in einem riesigen Kessel, der überm Feuer hängt. „Es ist die Geselligkeit, das Zusammensein, man lernt viele Leute kennen“, freut sich der Wittenberger einmal mehr über das Lagerleben bei „Luthers Hochzeit“. Am langen Tisch der Landsknechte sitzen gerade die befreundeten Schäfer aus Bretten. Sie kommen seit mehr als zehn Jahren zum Wittenberger Stadtfest, immer wieder gerne: „Das wird“, sagt Daniel Veit, „zwar immer größer, ist aber trotzdem heimelig geblieben.“
Auf dem Weg in Richtung Markt, wo die Händler stehen, die Profis, grüßt Pajak hier und dort. Zufrieden ist er oft, aber nicht immer. Manch lieblose Gestaltung ärgert ihn: „Das Stadtfest gibt es seit mehr als 20 Jahren, aber manche kommen immer noch mit dem Partyzelt. Oder stellen einfach ihre Klamottenständer raus und wollen ein Geschäft machen. Andere geben sich so viel Mühe, fahren hunderte Kilometer und schlafen in ihren Autos.“ Beim Eisauto hat das Vorbereitungsteam ein Auge zugedrückt: „Die Garage aus Stoff ist nicht ganz glücklich, aber er hat sich wirklich Mühe gemacht.“
Gediegen unterdessen geht es bei Tsipi Lev zu. Seit 14 Jahren ist die Goldschmiedin aus Israel, die in Laucha lebt, bei „Luthers Hochzeit“ dabei. Obwohl Stadtfeste sonst eher nicht zu ihren bevorzugten Adressen zählen. „Aber das hier“, sagt ihr Partner, „ist anders, kein Halli Galli, ein Kulturfest, es hat wirklich Stil.“ Das Paar freut sich stets aufs Wiederkommen und hat längst Stammkunden. Etwa 75 Prozent des Umsatzes gehen auf Stammkunden zurück. Manche, so erzählen die beiden, kommen eigens aus Berlin nach Wittenberg, weil sie wissen, dass wir bei „Luthers Hochzeit“ sind.
Pajak beendet die Morgenrunde und bereitet sich vor auf seinen nächsten Job: Die Moderation beim historischen Festumzug. (mz)